Im Streik osteuropäischer Fernfahrer wegen offener Lohnforderungen hat der polnische Spediteur Anzeige erstattet. "Im Rahmen der Anzeige wird neben anderen Delikten auch der Vorwurf der Erpressung erhoben", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Darmstadt. "Ob und inwieweit die erhobenen Vorwürfe zutreffen und wie der Sachverhalt rechtlich zu bewerten sein wird, ist Gegenstand der Ermittlungen." Ein Firmensprecher sagte, der Unternehmer sei in der vergangenen Woche bei der Staatsanwaltschaft in Darmstadt gewesen. Es habe auch Versuche gegeben, mit dem Bürgermeister der angrenzenden Kommune und der Polizei zu sprechen. Gespräche mit den seit zwei Wochen streikenden Fahrern habe es nicht gegeben.
Michael Rudolph, Vorsitzender des DGB Hessen-Thüringen, bezeichnete das Vorgehen des Unternehmers als "bodenlose Frechheit". Das sei der Versuch, Opfer zu Tätern zu machen. Der Spediteur solle den Fahrern endlich das ihnen zustehende Geld zahlen.
Die mittlerweile rund 150 Fahrer, die vor allem aus Georgien, Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan kommen, geben an, seit bis zu fünf Monaten keinen Lohn erhalten zu haben. Sie wollen den Streik auf der Autobahnraststätte Gräfenhausen fortsetzen, bis der letzte von ihnen sein Geld erhalten hat.
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