Für alle Kräfte gewappnet

Der Transport in Containern hat einen unschlagbaren Vorteil: Ganz gleich, ob Güter auf der Straße, Schiene oder zu Wasser transportiert werden - Container ermöglichen eine schnelle Umladung und Weiterbeförderung. Hier liegt aber auch die Herausforderung: Die Ware soll am Ende schließlich heil beim Empfänger ankommen. "Anders als bei reinen Lkw-Transporten muss die Ladungssicherung bei Überseecontainern ganz anderen Belastungen standhalten", erklärt Andreas Rainer, Gründer und Geschäftsführer von HLash. Seine 2015 in Brühl gegründete Firma berät vornehmlich global tätige Unternehmen bei der Verladung in Containern und stellt selber Ladungssicherungsmittel her. Viele "Vollbremsungen" auf See Neben den Belastungen im Bahn- und Straßenverkehr ist ein Container vor allem den Rollbewegungen eines Schiffs auf See ausgesetzt. "Das sind Kräfte, die einer Vollbremsung im Lkw entsprechen - mit dem Unterschied, dass sie nicht einmal, sondern tausendfach auftreten", sagt Rainer. Bei der Ladungssicherung seien also immer der Transport als Ganzes und die Anforderungen der jeweiligen Verkehrsträger zu berücksichtigen. Richtlinien im CTU Code of Practice Mit Verfahrensregeln für das sichere Packen von Gütern in Beförderungseinheiten beschäftigt sich der sogenannte CTU Code of Practice. Der globale Leitfaden ist auf Betreiben der IMO (International Maritime Organization), ILO (International Labour Organization) und UNECE (United Nations Economic Commission for Europe) entstanden. Im Gegensatz zu den VDI- und DIN-Richtlinien ist er in vielen Sprachen kostenlos online erhältlich, etwa auf den Seiten der UNECE. Der CTU-Code passt sich dabei an lokale Gesetze oder Regelwerke an. Bei Containern wird grundsätzlich nach dem Formschlussprinzip beladen. "Container sind von den Abmessungen her genormt und haben dank fester Stirn- und Seitenwände mit Sickenprofil einen recht stabilen Aufbau", sagt Ladungssicherungsexperte Rainer. Die Beschaffenheit der Großraumbehälter macht aber offenbar auch leichtsinnig: "Eine hohe Prozentzahl der Seecontainer weltweit sind wenig oder gar nicht gesichert", beklagt Rainer. Die Gefahren lauern vor allem am Ende der Reise - man sieht einem Container schließlich nicht an, ob innen alles in Ordnung ist. "Beide Türen eines Containers sind zwar mit Metallstangen gesichert. Wird der Druck von innen durch verrutschte Ladung aber zu groß, können sie beim Öffnen aufspringen - in Kopfhöhe. Im schlimmsten Fall fällt Ladung heraus und kann das Fahr- oder Entladepersonal schwer verletzen", sagt Rainer. Um das zu verhindern, würden die Türen immer häufiger vor dem Öffnen von außen mit Ketten oder Gurten gesichert, sodass sie maximal zehn Zentimeter aufspringen können. Damit ist das Grundproblem aber nicht gelöst. "Wenn die Ladung einmal verrutscht ist, ist der Aufwand, sie aus dem Container herauszubekommen, irrsinnig hoch", sagt der Experte. Mit einer vergleichsweise geringen Investition für eine ordentliche Sicherung könne man sich diesen Aufwand sparen und die Arbeitssicherheit massiv erhöhen. Profi-Systeme bieten Sicherheit HLash hat dafür ein gurtbasiertes System entwickelt, das sogenannte RHS (Rück-HalteSystem). Es halte die Ware an Ort und Stelle, reduziere die Bewegung im Ladungskörper und halte die Tür frei von Belastung, verspricht der Hersteller. Vor allem aber lasse sich die Tür beim Empfänger ohne Gefährdung öffnen. Die HLash-Zurrmittel werden Verladern und Dienstleistern in vorkonfektionierten Tragetaschen mit detaillierten Verladeanweisungen zur Verfügung gestellt. Zu Sicherung der Ladung haben sich zudem das Stauen und Verpallen mit Holz eingebürgert; hier werden Balken und Latten im Container verbaut. Ein professionelles System, das auf Holzstützen basiert, bietet die Firma Fairfix aus Pleiskirchen an. Das vom Fraunhofer IML zertifizierte und CTU Code of Practice-konforme Corfex-Containerstausystem besteht im Prinzip aus zwei Komponenten: In die Sicken der Containerwände werden gegenüberliegend jeweils Stützen aus OSB-Holz gestellt, die einen oder mehrere Auflager für Querriegel aus Vollholz besitzen. Je nach Beschaffenheit der Ladung werden dann unterschiedlich starke Querriegel in variabler Anzahl in die Stützen eingesetzt. In Sicken mit Lash-Ösen sorgt neuerdings der Stützenfuß "UPLash" dafür, dass die Zurrpunkte weiterhin zugänglich sind und gleichzeitig die volle Laderaumbreite für die Formschlussverladung zur Verfügung steht. Mehr zum Thema im Dossier Ladungssicherung www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Die Ladungssicherung von Gütern, die in Containern transportiert werden, ist eine Klasse für sich. Neben den Belastungen im Bahn- und Straßenverkehr ist ein Container auf See ganz anderen physikalischen Kräften ausgesetzt. Eigens für die Containerverladung konzipierte Ladungssicherungssysteme sorgen dafür, dass die Ware an ihrem Platz bleibt.

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