Reibereien bei der Ladungssicherung

Damit Ware auf der Ladefläche nicht unkontrolliert auf Wanderschaft geht, wird sie in der Regel mit Zurrgurten gesichert - eine zeitaufwendige Prozedur. Ob eine Ladung beim Bremsen oder in einer scharfen Kurve verrutscht oder nicht, hängt aber auch von der Beschaffenheit der Kontaktflächen zwischen dem Ladegut und der Ladefläche ab. In der Welt der Ladungssicherung ist daher oft vom Gleitreibbeiwert µ die Rede, der sich wiederum nach der Materialpaarung richtet. Ein empfehlenswertes Zusatzmittel bei der Ladungssicherung sind daher Antirutschmatten oder sonstiges rutschhemmendes Material, die - richtig platziert - den Gleitreibbeiwert erhöhen. Zwar finden sich in den straßenverkehrsrechtlichen Bestimmungen keinerlei Hinweise darauf, dass Antirutschmatten oder -böden verpflichtend einzusetzen sind. Fehlende Antirutschmatten werden dennoch bei Polizeikontrollen nicht selten beanstandet, auch Verlader können in einem Ladungssicherungsgutachten den Einsatz von Antirutschmatten vorschreiben. Fakt ist jedenfalls, dass diese Helfer den Aufwand bei der Ladungssicherung erheblich reduzieren: So werden bei einem hohen Gleitreibbeiwert deutlich weniger Zurrgurte benötigt. Doch nicht alles, was nach Matte und rutschfest aussieht, kommt für die Ladungssicherung in Betracht, wie Ralf Schmitz, Produktmanager von Sicherungsmittelhersteller SpanSet, betont: "Ausgediente Förderbänder taugen genauso wenig wie Gummireste." Denn auch Antirutschmatten unterliegen VDI-Richtlinien, ihr Material muss Mindestkriterien erfüllen. Diese sind Blatt 15 der VDI-Richtlinie 2700 zu entnehmen. Schmitz empfiehlt Praktikern einfach zu säubernde Vollgummimatten, die auch mit einer Behandlung durch den Hochdruckreiniger klarkommen. Das Produkt SpanSet Grip etwa ist eine hochverdichtete Antirutschmatte aus Vollgummi, die sich laut Hersteller unempfindlich gegenüber Betriebsstoffen zeigt und leicht zu reinigen ist. Die Reibbeiwerte der wichtigsten Materialpaarungen wurden dabei durch neutrale Prüfstellen zertifiziert. Die SpanSet Grip Antirutschmatte wird in unterschiedlichen Anschnitten und Rollengrößen sowie standardmäßig in den Materialstärken zwei Millimeter und neun Millimeter geliefert. Letztere ist auch für den Schwertransport geeignet. Aber auch offenporige Granulatmatten seien empfehlenswert. "Die sind besonders resistent gegen Schmutz, Staub und Erde", so Schmitz. SpanSets Antirutschmatte aus Gummigranulat erreicht bei den gängigen Materialpaarungen die empfohlenen Reibwerte von µ 0,6 und mehr. Biologisch abbaubar Wem bei der Ladungssicherung Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit wichtig sind, kann zur Bio-Antirutschmatte aus dem Hause Marotech greifen. Die biologisch abbaubaren und rutschhemmenden Materialien auf Basis nachwachsender Rohstoffe wurden in diesem Jahr als "Best of" beim Industriepreis 2018 in der Kategorie Intralogistik ausgezeichnet. Marotech bietet mit MT Secure zudem ein Ladungssicherungsmittel zum Selbstverlegen an. Der selbstklebende Antirutschboden verfügt laut Hersteller über einen geprüften Reibbeiwert von über 0,9 µ und ist beständig gegen Tausalze, Kfz-Öle und Diesel. Die neu entwickelte Hartkorn-Oberflächenvariante eignet sich demnach auch für den Einsatz im Transporter mit offener Ladefläche oder für offene Anhänger. MT Secure verbindet sich dauerhaft mit dem Ladeboden und ist auch für raue und unebene Oberflächen geeignet. Langlebige Antirutschböden Ebenfalls auf fest verlegte Antirutschböden hat sich der Kunststoff-Coating-Anbieter KNC spezialisiert. Bereits schon länger auf dem Markt sind die drei für verschiedene Einsatzszenarien konzipierten Oberflächen KCN-09, KCN-13 und KCN-01, die laut Hersteller bereits von zahlreichen Speditionen bundesweit und länderübergreifend eingesetzt werden. Seit diesem Jahr fahren beispielsweise 90 Baustoff-Lkw des Handels- und Dienstleistungskonzerns BayWa ausschließlich mit KCN-Böden. Nun hat das Unternehmen das neue rutschhemmende Material KCN-02 angekündigt, das noch mehr Flexibilität bieten soll: Es verformt nicht, bricht nicht, ist extrem dehnbar und wartungsfrei, verspricht der Hersteller. Zudem sei der neue Antirutschboden resistenter gegen Öl, Benzin und Säure. Die Oberflächen seien dabei sehr langlebig. "Aus Erfahrungen mit Kunden, die unseren Boden bereits seit einigen Jahren einsetzen, können wir sagen, dass die Einsatzdauer zwischen vier bis sechs Jahren, manchmal sogar länger ist", sagt Heike Lange, Vertrieb, PR- und Marketingleiterin von KNC. Ablegekriterien wie für Antirutschmatten (siehe auch Kasten) gebe es für Antirutschböden demnach nicht. "Unsere Beschichtungen haben dann keinen Gleitreibbeiwert mehr, wenn der Holzboden zum Vorschein kommt, dann muss der Boden ausgetauscht werden", so Lange. Kleinere Beschädigungen könnten mit einem PU-Dichtkleber ausgebessert werden oder im Falle des KCN-09-Bodens mit einem Reparaturset behoben werden. Auch die Nutzungsdauer der sogenannten Easy-Stop-Streifen von KNC bewege sich in diesem Rahmen. "Die Streifen können problemlos von Öl, Sand und Staub befreit werden, indem man sie beispielsweise in der Spülmaschine reinigt", so Lange. Eine Reinigung mit Wasser und Spülmittel oder Fettlöser sei ebenfalls kein Problem. Der Gleitreibbeiwert sei auch nach mehrfachem Gebrauch und wiederholter Reinigung noch gegeben. Neue App überwacht Vorspannkraft Mit vorbildlich gesicherter Ladung losfahren ist das eine. Aber wie überwacht der Fahrer, dass das unterwegs auch so bleibt? Dazu hat SpanSet nun das neue "CargoWatcher"-System entwickelt, das künftig das durchgängige Überwachen der Vorspannkraft jedes einzelnen Zurrgurtes ermöglicht. Über eine Funkverbindung erfährt der Fahrer, wenn sich etwas lockert - und kann rechtzeitig eingreifen. Mehr zum Thema im Dossier Ladungssicherung www.verkehrsrundschau.de/dossiers Profi-Portal Online-Unterweisung LadungssicherungDer Kurs "Ladungssicherung - physikalische Grundlagen verstehen" steht Interessenten auf VerkehrsRundschau plus ab sofort auch auf Polnisch kostenfrei zur Verfügung. Auch in alltäglichen Fahrsituationen wie Anfahr- und Bremsvorgängen sowie beim Durchfahren von Kurven treten Kräfte auf, die sich gefährlich auswirken können und die Stabilität der Ladung beeinflussen. Um schwere Unfälle zu verhindern, sollten Sie die Grundlagen dieser Kräfte und ein sinnvolles Gegensteuern mit Sicherungsmaterialien erlernen. hahttp://www.verkehrsrundschau-plus.de/ecampus/2252 Ablegereife von Antirutschmatten Das gehört aussortiertGemäß VDI 2700 sind Ladungssicherungsmittel und damit auch Antirutschmatten oder rutschhemmende Materialien vor jedem Einsatz durch den Anwender einer Sichtprüfung zu unterziehen. Ablegereife Ladungssicherungsmittel sind demnach auszusondern.Aber wann ist eine Antirutschmatte eigentlich ablegereif? "Rissbildung oder ein Zerschneiden durch die Ladung sind insbesondere bei Antirutschmatten mit Hohlraumanteil ein häufig festgestellter Mangel. Diese entstehen bei Ladegütern mit hohen Gewichten und sehr kleinen Aufstandsflächen", erklärt Ladungssicherungsexperte und VR-Plus-Blogger Stephan Bode. Weiterhin könne eine Versprödung der Antirutschmatte zu Ausbrüchen oder Rissbildung und in der Folge zur Ablegereife führen. Auch eine erhebliche Verschmutzung, beispielsweise durch Staub, könne den Reibbeiwert absenken und damit eine Verwendung ausschließen."Bei Antirutschmatten aus beschichtetem Fasermaterial oder beschichteter Pappe sind die besonderen Anwendungshinweise des Herstellers zu beachten", betont Bode. Einige dieser Produkte seien nur für den Einmalgebrauch vorgesehen - eine Mehrfachverwendung könne zum Ablösen der rutschhemmenden Beschichtung und damit zur Ablegereife führen.Die häufigsten Gründe für das Entstehen einer Ablegereife sind:- Verwendung von ungeeigneten Antirutschmatten oder rutschhemmenden Materialien in Bezug auf die Eigenschaften der Ladung- Nichtbeachten der Anwendungshinweise des Herstellers- Unzulässiger Kontakt mit Chemikalien, insbesondere Säuren oder Laugen- Unzulässige Mehrfachverwendung von Einwegmaterial- Nichtbeachten der zulässigen Flächenpressung nach Herstellerangaben- Unzureichende oder fehlerhafte Planung des Transportes und damit verbundene fehlerhafte Auswahl der Mittel zur Ladungssicherungmh

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