Fremde Fahrzeuge, eigene Daten

Hohe Flexibilität und Kalkulationssicherheit - die Nutzfahrzeugmiete ist für Transportunternehmer seit jeher eine gern genutzte Art der Nutzfahrzeugbeschaffung - insbesondere, wenn es darum geht, Auftragsspitzen abzufangen und das Saisongeschäft zu planen. Die großen Lkw-Vermieter melden denn auch fast unisono eine stabile oder sogar gestiegene Nachfrage nach Mietfahrzeugen, wie eine Umfrage der VerkehrsRundschau unter den führenden Vermietern ergab. Das Service-Portfolio der Vermieter ist beachtlich, bei der temporären Flottenverstärkung ist in der Regel für alles gesorgt. Dass Mietkunden nicht nur in Sachen Wartung und etwaigen Pannen ruhig schlafen möchten, sondern auch gewisse Ansprüche bei der Ausstattung der Fahrzeuge haben, beherzigt die Vermieterzunft schon lange. Zu den Dienstleistungen, die offenbar immer mehr nachgefragt werden, gehört Telematik. Kundenservice durch Kooperationen Der herstellerunabhängige Vermieter Pema, der seinen Kunden sowohl OEM-Lösungen gemäß Kundenanforderung als auch eine eigene Lösung anbietet, hat nach eigener Aussage in den letzten zwölf Monaten eine gestiegene Nachfrage nach Telematik in Miet-Lkw verzeichnet, "vor allem, da wir mehr Kunden mit der Pema-herstellerunabhängigen Telematik erreichen", wie Udo Brestel, Ressortleiter Vertrieb Deutschland, betont. Pema-Kunden können bei Bedarf ihre gemieteten Lkw, Auflieger oder Wechselbrücken mit Ortungs- und Telematiklösungen ergänzen, dazu haben die Herzberger eine Kooperation mit dem zur BPW-Gruppe gehörenden Telematikanbieter Idem Telematics geschlossen. Das herstellerunabhängige Telematik-Portal für Truck und Trailer ermöglicht die Datenintegration verschiedener Systeme. Darüber hinaus können über die Lösung auch Eigenfahrzeuge angebunden werden. Telematik ist bei Pema bereits für Kurzzeitmieten erhältlich. Insgesamt kann der Kunde zwischen vier verschiedenen Telematik-Paketen wählen. Laut Brestel werden etwa die Hälfte der Zugmaschinen und ebenfalls rund die Hälfte der Trailer inklusive Telematik-Nutzung angemietet. Auch BFS Business Fleet Services lässt Kunden, die bei gemieteten Fahrzeugen nicht auf die Erhebung von Fahrzeugdaten verzichten wollen, nicht im Regen stehen. "Ziehende Einheiten werden grundsätzlich immer mit Telematik ausgerüstet", betont Peter Hannwacker, Leiter Vermietung. Der Kunde kann zwischen Hersteller-Telematik und zwischen einer BFS-eigenen Lösung wählen. Bei Letzterer kooperiert der Vermieter mit dem Telematikanbieter Lost n Found. Auch BFS verzeichnet eine gestiegene Nachfrage seiner Kunden nach Telematiksystemen. Die Laufzeit der Miete und die Berechtigungsstufen der Telematik sind übrigens nicht aneinander gebunden. "Ein Kunde kann ein Fahrzeug für eine bestimmte Zeit mieten und für die gesamte Zeit oder nur für einen Teil dieser Zeit Telematikleistungen buchen", erklärt Hannwacker. Bei KLVRent dagegen sind selbstständige Kundeneinbauten an den vorgerüsteten Schnittstellen der Zugmaschinen die Regel. Wie viele Kunden Telematik in den ziehenden Einheiten letztendlich nutzen, sei vonseiten KLV nicht erhebbar, erklärt Patrick Vogl, Leiter Innendienst. Hersteller setzen auf eigene Dienste Bei den Vermiet-Töchtern der Hersteller ist es naheliegend, dass in der Regel die jeweils eigene Telematik mit an Bord ist. "Alle Fahrzeuge der CharterWay-Mietflotte sind technisch auf dem neuesten Stand. Die meisten sind mit dem Telematiksystem Fleetboard ausgestattet", betont Martin Kehnen, Leiter der Mercedes-Benz CharterWay Miete. Auch er sieht durch die Digitalisierung - auch im Transport- und Logistikbereich - "einen deutlichen Trend zu Telematikdiensten". Zur aktuellen Nachfrage der CharterWay-Mietkundschaft nach Telematik-Services äußert er sich allerdings nicht. "Aktuell liegt der Telematikanteil bei Zugmaschinen bei 30 Prozent", berichtet derweil Armin Hofer, Geschäftsführer Euro-Leasing. Die Rental-Sparte von MAN Financial Services bietet grundsätzlich alle ziehenden Einheiten inklusive Telematik an. Auch alle Trailer-Typen werden nach Kundenwunsch entsprechend ausgestattet, der Telematikanteil liegt bei 35 Prozent. In den letzten zwölf Monaten sei die Nachfrage nach Telematik allerdings eher stagnierend gewesen. "Wir können aber schon jetzt erkennen, dass mit RIO die Nachfrage deutlich steigt", so Hofer. Die offene Plattform ist im Dezember 2017 offiziell gestartet, mittlerweile ist auch der dazugehörige Marketplace gelauncht worden. "Wir planen, die RIO-Plattform auch für unsere Kunden zu nutzen, können hier aber noch keinen fixen Zeitpunkt für die Bereitstellung nennen", erklärt Hofer. Trailertelematik im Kommen DAF-Tochter Paclease bietet ziehende Einheiten grundsätzlich inklusive Ortungssystem und Telematik an, die zusätzlich zum Mietpaket gebucht werden können. Bei entsprechender Laufzeit gebe es aber auch die Möglichkeit einer kundenspezifischen Lösung, sagt Geschäftsführer Willem van Sambeek. Auch Paclease verzeichne bei den ziehenden Einheiten eine gestiegene Nachfrage nach Telematik. Offenbar zunehmend an Bedeutung für die Mietkundschaft gewinnt auch die Trailertelematik. "Die Branche hat längst erkannt, dass nicht nur die reine Verfolgung eines Aufliegers von Nutzen ist, sondern auch zusätzliche Features wie das Geo-Fencing oder die Überwachung des Reifendrucks unternehmerische Vorteile schafft", sagt Oliver Bange, Geschäftsführer TIP Trailer Services Deutschland, Österreich und Osteuropa. Der Trailer-Vermieter arbeitet demnach mit verschiedenen Telematik-Partnern zusammen und erstellt nach Kundenanforderung Konzepte für Auflieger und Wechselbrücken. "Etwa 25 Prozent der Mietanfragen inkludieren auch Telematiklösungen - Tendenz steigend", so Bange. Eine Entwicklung, die auch Schmitz Cargobull verzeichnet. "Wir beobachten, dass insbesondere in Deutschland und Westeuropa der Trend hin zu einer lückenlosen Überwachung des Transportes und des Ladegutes geht. Ohne zuverlässige Trailertelematik ist dies nicht möglich", sagt Stefan Grawe, Produktmanager Value Added Services von Schmitz Cargobull Telematics. Die Mehrwerte der hauseigenen Telematik TrailerConnect wurden demnach zuletzt noch einmal deutlich ausgebaut, Stichwort: "SmartTrailer". Das kommt offenbar auch bei den Kunden an: Rund die Hälfte der Trailer wird laut Grawe aktuell inklusive Telematik-Nutzung nachgefragt. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Miete www.verkehrsrundschau.de/dossiers Datenschutz Fahrzeugrückgabe, und dann? Telematiklösungen dürften vor allem für Mieter interessant sein, die sich längerfristig für ein Fahrzeug entscheiden. Die von Bordrechnern und Telematikdiensten gesammelten Informationen bilden schließlich die Basis für alle möglichen Reportings. Was aber geschieht mit den Telematikdaten nach Rückgabe des Fahrzeugs?"Die Daten werden nach Datenschutzrichtlinien gespeichert. Wenn ein Kunde es wünscht, erhält er als Service eine Auswertung", sagt Peter Hannwacker, Leiter Vermietung BFS. Auch EuroLeasing speichert grundsätzlich keine personenbezogenen Daten, die restlichen Daten würden archiviert. Vermieter PEMA stellt die Telematikdaten seinen Kunden "noch für einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung", wie Udo Brestel, Ressortleiter Vertrieb Deutschland, erklärt.Bei Schmitz Cargobull Telematics bleiben dem Kunden Daten für eine mit ihm vertraglich vereinbarte Speicherdauer in seinem Telematikportal erhalten, beispielsweise um nachträglich Temperaturnachweise erbringen zu können. Danach werden die Daten gelöscht."Wir selber haben und möchten keinen Zugriff auf diese Daten haben, sie gehören dem Kunden. Vor diesem Hintergrund nehmen wir den Datenschutz sehr ernst", betont Stefan Grawe, Produktmanager Value Added Services von Schmitz Cargobull Telematics. Bei TIP Trailer Services erfolgt die Bereitstellung der Telematikdaten ausschließlich über den jeweiligen Telematikanbieter, das heißt, nur der Kunde und der jeweilige Anbieter haben darauf Zugriff. mh

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