Franko-Abroller

Am Produkt kann man die hierzulande spärlichen Absatzzahlen von Renault Trucks nicht festmachen. Die Lkw-Modelle des französischen Herstellers mögen eine eigentümliche Optik an den Tag legen und in Sachen Bedienung an einigen Stellen eigene Wege gehen. Rational gesehen mangelt es aber an nichts, wie dieser C 440 6x4 mit Hiab-Abrollaufbau beweist. Als C-Modell (für Construction) legt er seinen Fokus auf Robustheit: Schwere 13-Tonnen-Außenplaneten-Hinterachsen mit zweimal vier Luftbälgen sowie Zweiblatt-Parabelfedern an der Vorderachse. Dazu extrasteife Stabilisatoren - wichtig bei großvolumigen Containern mit hohem Schwerpunkt - plus die in Stahl ausgeführten Ecken des Stoßfängers, die auch kräftigere Rempler wegstecken. Inklusive des massiven 13-Millimeter-Längsträgers, auf dem der Hiab-Hakenabroller "Multilift Ultima 21S" montiert ist, wiegt das Fahrgestell 8,97 Tonnen, plus 2470 Kilogramm für den Aufbau. Auf der Straße sorgt die Kombination aus Zweiblatt-Federn vorne und Luftbälgen am Hinterachstandem für ansprechenden Komfort, leer wie beladen. Auch die Lenkung arbeitet angenehm direkt, ist leichtgängig und ungeachtet der breiten 385er-Reifen auf der Vorderachse zielgenau. Durch den großen Radeinschlagwinkel fällt auch der Wendekreis mit neun Metern gering aus - im Abrollgeschäft ein wichtiges Attribut. Dieser Renault kann sprechen! Dazu passt die gute Rundumsicht, die beim Testfahrzeug durch das optionale Zusatzfenster im unteren Bereich der Beifahrertür und die sehr empfehlenswerte Kameraüberwachung hinten sowie auf der Beifahrerseite unterstützt wird. Einmal daran gewöhnt, mag man auf die Rückfahrkamera nicht mehr verzichten. Im seitlichen Bereich sind es die gefürchteten "toten Winkel", die per Kamera auf dem "Roadpad+"-Display eliminiert werden. Zusätzlich warnen Radar-Sensoren, die akustisch und optisch Alarm geben, wenn sie beim Rechtsabbiegen unter 30 km/h mit gesetztem Blinker einen Fußgänger oder Radfahrer erkennen. Zusatz-Gimmick: Dieser Renault kann sprechen, warnt im Stillstand bei gesetztem rechten Blinker andere Verkehrsteilnehmer auf der rechten Fahrzeugseite per im Rahmen montierten Lautsprecher vor den Abbiegeabsichten des Fahrzeugs - wenn auch auf Französisch. Für den Antrieb zeichnet sich im Testfahrzeug die schwächste Einstellung des exakt 12,8 Liter großen DTI-13-Sechszylinders mit 440 PS und maximal 2200 Newtonmeter Drehmoment verantwortlich, der sich vehement ins Zeug legt und mit den 26 Tonnen der Testfuhre keine Mühe hat. Unserer Meinung nach würde es für den überwiegenden Solo-Einsatz aber auch der um zwei Liter kleinere DTI-11-Sechszylinder tun, den Renault zwischen 380 und maximal 460 PS anbietet. Mit der 3,46er-Hinterachsübersetzung liegen bei Tempo 60 im elften Gang nur 1000 Umdrehungen und auf der Autobahn bei Tempo 85 lediglich 1100 Touren an - dieser C 440 ist eben mehr Straßenroller als waschechter Bauarbeiter. Abseits der Straße schlägt sich der C 440 mit elf Tonnen Kies beladen komfortabel. Das automatisierte Optidriver-Getriebe verfügt serienmäßig über einen Offroad-Modus, Gangwechsel erfolgen in diesem bei höheren Motordrehzahlen und es wird jeweils nur ein Gang geschaltet. Gleichzeitig erhöht sich die ASR-Funktion um einen höheren Radschlupf als im normalen Einsatz. So steigt die Geländetauglichkeit, die allerdings bei der geringen Bodenfreiheit unter den Stabilisatoren (vorne 30, hinten 20 Zentimeter) schnell ihr Ende findet. Gute Traktion, aber wenig Bodenfreiheit Die Traktion auf schwierigem Untergrund ist durch den 6x4-Antrieb dagegen gut. Kleine Hindernisse überrollt der C ohne Schaden. Wie schnell der "Straßen-Kipper" aber seine Grenzen erreicht, stellen wir fest, als wir im Kieswerk drehen wollen, um rückwärts zur Abkippstelle zu fahren. Auf dem frisch planierten Gelände versinkt die Vorderachse auf einen Schlag, spätestens jetzt wäre man froh, einen Kühler und Ölwannenschutz an Bord zu haben. Ohne zu murren, schafft es der Renault aber, sich selbst aus dieser festgefahrenen Situation zu befreien. Problemlos beseitigen ließen sich auch kleine Kritikpunkte, die wir am Testfahrzeug feststellten. Wie das nach unten blasende Auspuffendrohr, das in der trockenen Grube mehr Staub aufwirbelt als nötig. Und am Hiab-Abrollkipper sammelt sich beim Abkippen Material an der Quertraverse hinter dem Hydraulikzylinder des Unterfahrschutzes. Mehr zum Thema unter #Bau-Lkw&Kipper www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Mit seinen C-Modellen hat Renault Trucks robuste Lastwagen für die Bau-Distribution im Programm. Zum VR-Test fährt ein C 440 6x4 inklusive Abrollkipp-Aufbauer von Hiab vor.

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