Schönefeld. Trotz allen Protests hält die Deutsche Flugsicherung (DFS) an der umstrittenen Flugroute über den Berliner Müggelsee fest. Das sagte der Berliner DFS-Chef, Hans Niebergall, am Montag in Schönefeld. „Das Kernargument ist die Vermeidung von Doppelbelastungen durch An- und Abflüge, besonders in Müggelheim und Erkner.“ Erkner müsse schon nach dem jetzigen Plan Landeanflüge und einen Teil der Starts ertragen. Würde der Müggelsee umflogen, seien es an Tagen mit Ostwind bis zu 120 Flüge zusätzlich.
Die Bürgerinitiative aus Berlin-Friedrichshagen, die gegen die Müggelsee-Route kämpft, reagierte empört. „Der lügt den Leuten ins Gesicht“, griff ein Sprecher den DFS-Spitzenmann an. „Unsere Vorschläge belasten Erkner und Müggelheim nicht.“ Am Abend wollten Bürger in Friedrichshagen wieder gegen die umstrittene Flugroute demonstrieren.
Die Fluglärmkommission beschloss am Montag, mehrere Anträge an das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung weiterzuleiten. Es legt auf Vorschlag der DFS im Januar die Flugrouten fest. Vier dieser Anträge fordern, die Müggelsee-Route auf die Gosener Wiesen südlich von Müggelheim zu verschieben, ein weiterer ist für die den See-Überflug. Abgestimmt hat die Kommission darüber nicht.
Niebergall dämpfte die Erwartungen an Änderungen. Er sagte, die Route über die Gosener Wiesen sei unmöglich, ohne internationale Richtlinien zu brechen oder den Planfeststellungsbeschluss für den Flughafen zu ändern, weil Flüge von der Süd- auf die Nordbahn verlegt werden müssten.
Niebergall wies auch den Vorwurf zurück, der Müggelsee im Osten werde gegenüber dem Wannsee im Westen benachteiligt. Ausschlaggebend für die größere Belastung sei allein die Geographie. „Der Wannsee ist 31 Kilometer von der Startbahnschwelle entfernt, der Müggelsee 11.“
Die DFS änderte in ihrem Vorschlag Streckendetails über Brandenburg. Im Westen soll der Große Seddiner See bei Michendorf doch nicht überflogen werden; die Route wurde um eineinhalb Kilometer nach Norden verlegt. Außerdem sollen Maschinen vor dem Überflug Zossens eine weitere Kurve fliegen als bislang geplant, damit sie die Stadt in größerer Höhe erreichen. In Richtung Osten sollen die Maschinen, die nach dem Start eine scharfe Rechtskurve nehmen, möglichst nah an der A 13 entlang fliegen.
Die Kommissionsvorsitzende Kathrin Schneider sagte, das Bundesaufsichtsamt habe noch nicht einzelne Flugrouten abgewogen. Dessen Direktor, Nikolaus Herrmann, habe in der Sitzung aber klar gemacht, dass es am DFS-Vorschlag vom 4. Juli allenfalls Detailänderungen geben werde, nicht aber ein anderes Grundkonzept.
Die DFS lehnte es in der Sitzung ab, die Routen für Landeanflüge zu verlängern. Das erhöhe den Kerosinverbrauch und vermeide kaum Lärm. Möglicherweise will das Bundesunternehmen die Landerouten sogar noch verkürzen.
Die Fluglärmkommission trifft sich am 14. November wieder. Dann soll das Bundesaufsichtsamt über den Stand seiner Routen-Abwägung berichten. Außerdem will die Kommission das Umweltbundesamt bitten, seine eigenen Erkenntnisse vorzustellen. (dpa)
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