Fast so sauber wie ein Planwagen

Pick-ups gelten in den USA als Nachfolger der Planwagen mit denen die Pioniere einst das Land besiedelten. Daher erfreuen sich die Pritschenwagen jenseits des Atlantiks schon immer großer Beliebtheit. In den vergangenen Jahren ist der Pickup-Boom über den großen Teich nach Deutschland geschwappt. Wie so oft ist in der alten Welt alles eine Nummer kleiner als in der neuen Welt. In den USA sind vor allem sogenannte Fullsize-Modelle wie der Ford F150 Bestseller. Die kommen je nach Konfiguration mit einer Länge von knapp 6,35 Metern und einer Zuladung von bis zu 1480 Kilo der Idee eines Nutzfahrzeugs deutlich näher als ihre europäischen Midsize-Ableger. Allerdings lassen sich die Europäer leichter, wenn auch nicht gut, durch pitoreske Altstädte manövrieren und auch an der Zapfsäule geben sie sich sparsamer als ihre großen US-Verwandten. Wie sparsam oder genauer gesagt wie energieeffizient, das hat die VerkehrsRundschau für das Umweltranking Green-Light-Truck 2018 getestet. Dazu wurden Nutzlast und Anhängelast ins Verhältnis zum bei einer Testfahrt ermittelten Verbrauch gesetzt. Die Tour führt die Kandidaten mit 700 Kilo Ballast auf der Ladefläche über die standardisierte Teststrecke mit Autobahn, Landstraße und Stadtverkehr. Ausgeschrieben hatten wir Pick-ups mit Doppelkabine sowie Pritsche ohne hochbauendes Hardtop. Eine flache Laderaumabdeckung war zulässig. Motorisierung und Schaltung durften die Hersteller für die zu bewältigende Transportaufgabe selbst wählen. Zum Kampf um die deutsche Umweltkrone treten vier Asiaten an: Isuzu D-Max, Mitsubishi L200, Nissan Navara und Toyota Hilux. Gewonnen hat der Isuzu mit 810 Punkten - er ist am meisten Nutzfahrzeug von den Kandidaten. Er punktet bei Zuladung und Anhängelast. Beim Verbrauch kommen ihm das geringste Leergewicht und der kleinste Hubraum des Quartetts zugute. Automatik punktet mit Eco-Roll Auf den vierten Platz ist der Mitsubishi L200 gefahren (688 Punkte). Mit den geringsten Werten bei Nutz- und Anhängelast ist er einfach zu wenig Nutzfahrzeug. Dafür liegt er trotz des hubraumstärksten Motors beim Verbrauch auf Platz zwei. Hier hilft ihm sein geringes Gewicht, das nur 60 Kilo über dem des Isuzu liegt. Zu den Pluspunkten des einzigen Automatik-Wagens im Testfeld gehört eine Art Eco-Roll-Funktion. Dank ihr legt das Getriebe beim Rollen den Diesel sparenden Leerlauf ein. Dafür schaltet es sonst eher leistungs- als drehmomentorientiert und setzt auf hohe Drehzahlen. So lässt der L200 bei der Auffahrt auf die Autobahn die 3500 Touren stehen und dreht bei Bedarf auf 4000 hoch und kommt damit an den roten Bereich des Drehzahlmessers. Sind zwei Gänge möglich, entscheidet sich die Automatik für den kleineren Gang und so für mehr Drehzahl und mehr Dieselverbrauch. Insgesamt arbeitet die Schaltstragegie der Automatik des Mitsubishi hochtouriger, als sich die drei Handschalter im Test bewegen lassen. Wieder ein Pluspunkt für den Japaners ist sein Fahrwerk. Auch mit den 700 Kilo auf der Pritsche fährt er sich auf der kurvigen Landstraße wie auf Schienen. Weder schiebt er über die Vorderräder noch drückt das Heck nach außen. Uns hat es mit Last im Test am besten gefallen. Den dritten Platz (714 Punkte) belegt mit dem Nissan Navara der Gen-Spender der neuen X-Klasse von Mercedes-Benz. Der Navara ist im Test der zweitschwerste Pritschenwagen und auch der zweitschlechteste in Sachen Nutzlast. Zudem gönnt sich der Pick-up den meisten Diesel der vier Testwagen. Befeuert damit allerdings das mit 190 PS leistungsstärkste Aggregat im Vergleich. Ab etwa 1200 Touren macht der Motor ordentlich Dampf und sorgt so für die beste Fahrdynamik im Testfeld. Die lässt neben der Tacho- auch die Tanknadel schnell wandern. Start-Stopp mit Tücken Aus Fahrersicht ist er nicht nur wegen des kraftvollen Motors am wenigsten Nutzfahrzeug und am meisten Pkw der vier. Sitzposition, Ambiente und Fahrwerk wirken komfortbetont. Das hat den Nachteil, dass er beladen manchmal fast so schaukelig wirkt wie die großen US-Vorbilder. Das Diesel sparende Start-Stopp-System, welches im Testfeld nur der Nissan hatte, hat dem Navara nichts genutzt. Der Sprit-Spar-Einrichtung wurden anscheinend die winterlichen Temperaturen zum Verhängnis. Während der beiden Testtage zeigte das Thermometer zwischen null und minus einem Grad und das System ließ den Motor bei jedem Stopp laufen. Offenbar will die Software bei frösteligen Temerpaturen die Batterie schonen. Zu spät aufgetaut: Auf der Rückfahrt von der Ziel-Tankstelle zum Verlagshaus wurde dem System langsam warm und es schaltete den Motor ab und an doch mal aus. Mit 750 Punkten fährt der Toyota Hilux - der mit 902 Kilo die Kategorie Nutzlast für sich entscheidet - auf Platz zwei. Dafür knausert der Japaner bei der Anhängelast und belegt bei diesem Faktor nur den vorletzten Platz. Sein Hüftspeck, der Hilux ist das schwerste Auto im Testfeld, treibt den Verbrauch, denn auch hier landet er auf Platz zwei, von hinten. Der Toyota will den Fahrer mit einer Eco-Anzeige im Bordcomputer zum sparsamen Fahren motivieren. Wer sich an den Angaben der Anzeige orientiert, ist sehr niedertourig unterwegs und muss sich beim Tritt aufs Gaspedal gedulden oder beherzt herunterschalten. Das wird umso nötiger, als der Hilux über die schwächste Maschine im Testfeld verfügt. Insgesamt wirkt das Fahren nach der Eco-Anzeige mit dieser Motorisierung eher unharmonisch und wird in der Praxis wenig Freunde finden. Mit Last schiebt das Fahrwerk in der Kurve über die Vorderräder nach außen und die Kabine neigt sich spürbar. Dennoch vermittelt der Toyota jederzeit das beruhigende Gefühl, Herr der Lage zu sein. Umweltsieger Isuzu D-Max ist schon beim Anfahren mehr Nutzfahrzeug als die Anderen. Sein erster Gang ist derart kurz übersetzt, dass er sich nur zum Anrollen eignet. Aber, was im Stadtverkehr nervt, kann im schweren Gelände beim Einsatz auf der Baustelle nützlich werden. Der mit zwei Litern hubraumschwächste Motor im Testfeld tut sich an den Steigungen der Testrunde spürbar schwerer und quittiert die Anstrengung mit einem brummigen Sound. Unbeladen ist das Fahrwerk hoppelig, erst mit Last auf der Pritsche bessert sich die Situation. Dennoch wirkt der Wagen auch dann noch schwammig um die Lenkachse. In den Kurven spürt der Fahrer, wie das Heck schiebt. Bei allen vieren macht die Verarbeitung einen guten Eindruck. Nichts rappelt, knarzt oder klappert und auch bei Kurvenfahrten mit Last sind keine Verwindungsgeräusche zu vernehmen. Eine Europalette können alle vier längs zwischen ihren Radkästen verstauen. Bis auf den Mitsubishi, der bietet sechs, sind die Pick-ups mit vier Ösen zur Aufnahme von Ladungssicherungsmitteln ausgestattet. Beim Nissan sind dies keine fixen Punkte, sondern die Ösen lassen sich an drei Schienen entlang des Laderaums verschieben. Mit dem möglichen Gewicht einer Europalette, 1200 Kilo, können es die Kandidaten indes nicht aufnehmen, da ihre Nutzlast bei deutlich unter einer Tonne liegt. Quer hinter die Radkästen passt nur beim Isuzu und beim Mitsubishi eine Europalette. Der Isuzu wartet mit einer klappbaren Laderaumabdeckung (Option) auf. Wer allerdings hohes Ladegut mitnehmen möchte, muss diese zuerst abmontieren. Zwar nicht in Sachen Ladekapazität, aber in punkto Pferdestärken sind die vier Pickups ihren Urahnen überlegen. Und, ihre für das Umweltranking Green Light Truck ermittelten Hinterlassenschaften bleiben nicht mitten auf der Straße liegen. Mehr zum Thema im Dossier Green Light Truck www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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