Fahrerlos in die Box

Ein autonomer Lkw im Hafen-Regelverkehr: Das Projekt Hamburg TruckPilot, Teil der strategischen Mobilitätspartnerschaft zwischen der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Volkswagen Konzern, ist nach einem Praxistest beendet. Die Ergebnisse wurden von den drei Projektpartnern auf dem ITS-Weltkongress am 13. Oktober 2021 präsentiert. Damit scheint ein Etappenziel erreicht, doch für Übertragbarkeit und Serienfertigung herrscht Klärungsbedarf. HHLA und MAN testeten im Rahmen des Projektes erstmals in einem Praxistest einen autonomen Lkw im Regelverkehr. Der Test wurde auf dem HHLA Container Terminal Altenwerder (CTA) durchgeführt. Der autonom fahrende Sattelzugprototyp steuerte nahezu selbstständig über das Terminalgelände, absolvierte dort insgesamt 5000 Testkilometer. Ziel war, die Machbarkeit einer Automatisierungslösung für den Straßentransport nachzuweisen und zu entwickeln. Perfekt schienen der kundenspezifische Einsatz und die Integrationsmöglichkeit eines autonom fahrenden Lkw in den Containerumschlagprozess am CTA, der dank automatisiertem Lager als hoch automatisiertes Testfeld diente. Auch verschiedene konkrete Testergebnisse präsentierten die beiden Projektleiter Till Schlumberger (HHLA) und Sebastian Völl (MAN Truck & Bus): Fahrer sollen bis zu 30 Minuten Stand-by-Zeit am Terminal einsparen, auch dank eines exakt und selbstständig rückwärts in die Blocklagerspur fahrenden Sattelzugs. Dieser fuhr autonom übers Terminalgelände und bewegte sich reibungslos im gemischten Verkehr mit anderen Fahrzeugen. Das Auswertungsergebnis ergab auch eine Einfädelgenauigkeit ins Blocklager von plus/ minus fünf Zentimetern. Sicherheit und Effizienz im Fokus Highlight des insgesamt dreijährigen Projekts war ein Praxistest mit einem Spedition Weets 40-Fuß-Container im Auftrag der VW-Konzernlogistik vom Weets Logistic Center in Soltau nach Hamburg. Schon auf der Zubringerfahrt auf der Autobahn A 7 wurden umfangreiche Daten für das automatisierte Fahren gesammelt. Ab dem Check-Gate überwachte ein Sicherheitsfahrer von MAN die autonomen Fahrfunktionen, um im Bedarfsfall eingreifen zu können. Autonom steuerte der Lkw mit maximal 25 km/h das Blocklager, rangierte das Containerchassis rückwärts in die zugewiesene Fahrspur. Nach dem Containerumschlag erfolgte die autonome Rückfahrt zum Check-Gate. Der Sicherheitsfahrer musste kein einziges Mal eingreifen. "Der entscheidende Schritt im Pilotprojekt Hamburg TruckPilot ist gelungen. HHLA ist auf die Zukunft vorbereitet, nun hängt es von der Gesetzgebung ab, weitere Rahmenbedingungen abzustecken", erklärte Till Schlumberger. Als erstes Land hat die Bundesrepublik im Juli einer Erlaubnis der Nutzung vom autonomen Fahrzeugen in festgelegten Betriebsbereichen zugestimmt - eine technische Aufsicht muss aber die Fahrten überwachen. Für eine mögliche Serienfertigung in Zukunft müssen technische Standards, so Projektleiter Sebastian Völl (siehe Interviewkasten), noch weiterentwickelt werden - wie etwa eine automatisierte Twistlock Ver- und Entriegelung am Containerchassis. Mehr zum Thema unter #AutonomesFahren www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Kann das funktionieren - die Integration eines autonom fahrenden Lkw im Regelverkehr? Drei Jahre dauerte das Projekt TruckPilot im CTA Altenwerder, wo hoch automatisierte Prozesse das ideale Testumfeld bieten, um solche zukunftsträchtigen Technologien eingehend zu erproben. "Uneingeschränkt aufmerksam" Stichwort Sicherheit: Können Sie und ihr Projektpartner HHLA in allen Bereichen eine höhere Sicherheit belegen? Im konkreten Projekt konnten wir zeigen, dass Sensorik, Umfelderkennung und Automatisierungssysteme im Zusammenspiel das Fahren über das Terminalgelände mit vielen anderen manuell gesteuerten Lkw perfekt gemeistert haben. Insofern steht das automatisierte Fahrsystem einem menschlichen Fahrer in nichts nach. Klare Vorteile hat es, weil die eingesetzten 20 Laser-, Radar- und Kamerasensoren auch nach vielen Stunden Dauereinsatzzeit auf dem Terminalgelände stets uneingeschränkt aufmerksam sind und so immer adäquat auf die Umgebungssituation reagieren können. War dieses Projekt ein Idealfall, um den technologischen Anschluss an die Konkurrenz zu schaffen? MAN hat in zahlreichen Projekten seit 2014 umfangreiche Expertise im automatisierten Fahren gesammelt. Bei allen handelte es sich um Projekte mit konkretem Kundenbezug. Dazu gehört das mit dem Innovation Award der Internationalen Jury "Truck of the Year" ausgezeichnete AFAS-Projekt zur Automatisierung von Absicherungsfahrzeugen auf Autobahnbaustellen sowie die siebenmonatigen Praxisfahrten im Logistiknetz von DB Schenker mit automatisierten Fahrzeugen im Platoon mit echter Ladung und Berufskraftfahrern am Steuer. Wie wurde die bei der Pressekonferenz angegebene Zeitersparnis ermittelt? Die erwähnten 30 Minuten Wartezeit basieren auf Erfahrungswerten unseres Partners HHLA bezogen auf den derzeitigen Einsatz manuell gefahrener Lkw. gvo

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