Frankfurt am Main. Ein autonomes Fahrzeug, das auf dem Hinweg Pakete ausfahren und auf dem Rückweg Bürger zum Arzt, zum Einkaufen oder einem anderen Termin mitnehmen kann. Für das Forschungsvorhaben Kombinom schlossen sich das Research Lab for Urban Transport (ReLUT) der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS) und Forschende der Hochschule Hannover (HsH) zusammen, um den Transport im ländlichen Raum zu verbessern und gleichzeitig Güter zu transportieren – umweltfreundlich.
Ziel war die Erstellung einer daten- und konzeptbezogenen Potenzialanalyse. Dazu wurden anwendungsspezifische Daten zusammengestellt, um das räumliche, zeitliche und wirtschaftliche Potenzial kombinierter autonomer Verkehre im ländlichen Raum zu eruieren und, in einem möglichen Folgeprojekt, den Einsatz autonomer Kleinbusse im ländlichen Raum zu simulieren. Das abgeschlossene Projekt Kombinom wurde im Rahmen der Förderrichtlinie Modernitätsfonds („mFUND“) mit insgesamt rund 100.000 Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) gefördert.
Leere Busse transportieren Güter von A nach B
In Zeiten geringer Personentransportnachfrage, also in Nebenverkehrszeiten und Schwachverkehrszeiten, stehe das Fahrzeug somit auch für anderweitige Transportaufgaben, wie der Abwicklung von lokalen Warenverkehren, zur Verfügung. „Durch die Kombination von ÖPNV und Logistik entsteht eine Symbiose. Diese hat das Potenzial ökologische und ökonomische Einsparungen beziehungsweise Synergien zu erzeugen“, erklärt Christoph von Viebahn von der Hochschule Hannover und ergänzt: „Hier können wir unsere Expertise aus der Modellierung und Simulation der Urbanen Logistik sehr gut mit einbringen. Wir konnten erfolgreich berechnen, wie sich das Zusammenspiel von Einkaufen und Belieferung in der Summe auf Verkehr und Umwelt auswirken.“ Im Rahmen des Projekts wurde zunächst der Zugang von existierenden Datenquellen im Bereich des ÖPNV (z.B.: Fahrgastzahlen, Fahrtzeiten, Auslastung und Verkehrsdichte) überprüft und der Güterverkehr im ländlichen Raum (Transportvolumina, zeitliche Verteilung und Stakeholder) evaluiert.
Fazit der Untersuchungsergebnisse
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass für die untersuchten Gebiete zur virtuellen Abbildung und Analyse eines autonomen, kombinierten Verkehrskonzeptes die benötigten Daten zur logistischen Nachfrage und Betriebslandschaft in adäquater Qualität und Quantität vorliegen. Allerdings müssen mobilitätsbezogene Informationen wie verkehrsmittelbezogene Verkehrsmengen und Akzeptanzmodelle in Bezug auf neuartige Mobilitätslösungen für eine umfassende simulationsgestützte Analyse jedoch teilweise nacherhoben werden. Besonders im Hinblick auf die Daten zum öffentlichen Personenverkehr besteht akutes Verbesserungspotenzial, da diesbezüglich bisher insgesamt sehr wenig Daten erhoben (z.B. Ein- und Aussteigerdaten) und diese oftmals manuell gesammelt oder ausgewertet werden.
Im Gegensatz dazu stehen auf Logistikseite umfassende Daten bereit, die im Rahmen des Projektes über zahlreich KEP-Dienstleister bezogen und für die Potenzialanalyse aufbereitet werden konnten. Zudem wurde sowohl seitens der eingebundenen Kommunen als auch der ÖPNV- und KEP-Dienstleister ein großes Interesse an der ganzheitlichen Entwicklung einer derartigen Verkehrslösung geäußert, sodass eine detaillierte, tiefgreifende Betrachtung nicht nur sinnvoll erscheint, sondern im Rahmen eines Folgeprojektes umfassend vorangetrieben werden sollte.
Ähnliche Ideen gibt es bereits in Großstädten - hier sollen die Trams die Pakete ausliefern. (ste)