Demnach haben im zweiten Quartal diesen Jahres 35 Prozent der Unternehmen eine Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlendes Fachpersonal gemeldet. Das ist rund ein Prozentpunkt weniger als im Januar 2024, dem Zeitpunkt der letzten Erhebung, und 15 Prozentpunkte weniger als im Juli 2022, als der Fachkräftemangel sein bisheriges Hoch seit Beginn der Befragung aufwies. Trotz des deutlichen Rückgangs bleibe der Fachkräftemangel im historischen Vergleich „immer noch auf sehr hohem Niveau und damit weiter eine Herausforderung für die Wirtschaft“, so die KfW.
Im Dienstleistungsbereich liegt die Fachkräfteknappheit weiterhin deutlich über dem Durchschnitt – 42 Prozent der Unternehmen dieses Wirtschaftsbereichs sehen ihre Geschäftstätigkeit dadurch beeinträchtigt. Im Handel behinderte der Fachkräftemangel aktuell 28 Prozent der Unternehmen. Im Einzelhandel lag der Anteil bei 30 Prozent, im Großhandel und im Bauhauptgewerbe jeweils bei 27 Prozent. Insgesamt waren im zweiten Quartal 2024 kleine und mittlere Unternehmen mit 34 Prozent etwas weniger betroffen als große Unternehmen (36 Prozent).
Blickt man tiefer in die Branchen, so zeigt sich die Betroffenheit vom Fachkräftemangel stark ausdifferenziert: Mehr als 50 Prozent waren es unter den Betrieben der Gebäude- und Gartenbetreuung sowie des Landverkehrs (Straße, Schiene), bei Architektur- und Ingenieurbüros, unter Reisebüros, Reiseveranstaltenden und sonstigen Reservierungsdienstleistenden. Stark nachgelassen hat der Fachkräftemangel dagegen in diversen Industriezweigen.
Starke regionale Unterschiede
Wie in den Branchen, so zeigen sich auch regional deutlich Unterschiede. Besonders ausgeprägt ist der Fachkräftemangel derzeit in Ostdeutschland mit 40 Prozent betroffenen Unternehmen. Zum Vergleich: In Hessen und Rheinland-Pfalz liegt der Anteil bei 32 Prozent. Gerade strukturschwache ländliche und kleinstädtische Regionen würden Gefahr laufen, wirtschaftlich zurückfallen.
„Die Fachkräfteknappheit bleibt weiter ein großes Thema für die Unternehmen in Deutschland, auch wenn sie aufgrund der konjunkturellen Schwächephase erneut etwas zurückgegangen ist“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Mit 35 Prozent behindert sie immer noch einen erheblichen Teil der Unternehmen. Mit dem erwarteten Anziehen der Konjunktur wird auch der Mangel an Fachkräften sich wieder verstärken. In welchem Ausmaß, hängt davon ab, wie erfolgreich ein Gegensteuern gelingt, etwa mit Anreizen für eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen und Älteren, mit der Anwerbung und Integration qualifizierter Zuwandernder, bedarfsgerechter Qualifizierung und Umschulung von Arbeitnehmern sowie Maßnahmen zur Steigerung der einzel- und gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität, zum Beispiel durch eine stärkere Digitalisierung“.