Hahn/Frankfurt/Main. Die Frankfurter Luftfahrtexpertin Yvonne Ziegler sieht den Hunsrück-Flughafen Hahn wegen der angekündigten Schließung seiner Ryanair-Basis langfristig in Gefahr. „Die Zeichen für ihn stehen nicht gut“, sagte sie am Donnerstag der „Deutschen Presse-Agentur“. Zwar könne Europas größte Billigairline auch ohne Basis weiter den abgelegenen Airport anfliegen. Aber schon in den vergangenen Jahren habe Ryanair Flüge von dort zu benachbarten Flughäfen verlagert. Zudem werde das irische Unternehmen am Airport Frankfurt vom künftigen Terminal für Billigairlines profitieren. Ryanair biete an Deutschlands größtem Flughafen auch für bisherige Lufthansa-Start- und Landerechte (Slots) mit. Ihr Flugangebot am Hahn verringere sich also immer mehr. Dort ist sie Hauptkunde.
2017 hat der chinesische Großkonzern HNA 82,5 Prozent des Flughafens Hahn für rund 15 Millionen Euro vom Land Rheinland-Pfalz gekauft. 17,5 Prozent hält noch Hessen. Ziegler, Professorin an der Frankfurt University of Applied Sciences, sagte: „Es kann sein, dass HNA aus strategischen Gründen am Hahn festhalten will, auch wenn es ihm schlechter geht.“ Dieser habe eine eher seltene Nachtfluggenehmigung für Passagier- und auch Frachtverkehr. Womöglich werde der Airport von China auch als ein Brückenkopf seiner „Neuen Seidenstraße“ zur Ausdehnung des internationalen wirtschaftlichen und politischen Einflusses gesehen.
Hahn-Geschäftsführung will Strategie erarbeiten
Ziegler ergänzte, der Flughafen Hahn sei wohl von der Ankündigung von Ryanair, ihre dortige Basis zum 1. November zu schließen, diese Woche selbst überrascht worden. Eine Sprecherin der Gewerkschaft Verdi teilte am Donnerstag mit, bei einer Basis-Schließung am Hunsrück-Airport könnten etwa 60 Flugbegleiter und 20 Piloten ihren Job verlieren. Christoph Goetzmann, Mitglied der Hahn-Geschäftsführung, sagte: „Pure Hektik wäre ein schlechter Ratgeber. Wir schauen uns die Situation genau an, machen die erforderliche Analyse und leiten davon die nächsten Schritte ab.“ Es sei unmöglich, bei Ryanair schon die Lage nach dem 1. November exakt vorherzusehen. Bei einer so großen Airline gebe es immens viele Möglichkeiten, Flugverbindungen zu verlagern. (dpa/ag)