Berlin/Boppard. Auch mit neuen Flüsterbremsen umgerüstete Güterzugwaggons können Fachleuen zufolge laut bleiben. „Während das Schlagen von Flachstellen der Räder bei (alten) graugussgebremsten Güterwagen durch breitbandigen Lärm häufig überdeckt wird, treten die Flachstellen bei leisen Güterwagen stärker hervor und können so sehr viel mehr stören”, sagte der Berliner Experte Prof. Markus Hecht der Deutschen Presse-Agentur. Bis 2020 sollen alle Güterwaggons in Deutschland auf Flüsterbremsen umgerüstet sein. Besonders bahnlärmgeplagte Regionen wie das Welterbe Oberes Mittelrheintal fiebern diesem Jahr entgegen.
„Zwar ist die Zahl der Flachstellen bei modernen Bremsen geringer als bei alten, aber verschwunden sind sie bei weitem nicht”, erklärte Hecht, Leiter des Fachgebiets Schienenfahrzeuge am Institut für Land- und Seeverkehr der Technischen Universität Berlin. „Die Räder bekommen Flachstellen, laufen nicht mehr ganz rund und schlagen auf die Schienen. Diese Erschütterungen können sich auch auf nahe Häuser übertragen.” Hinzu kämen Stöße an Weichen und Fehler an den Schweißstellen der Schienen.
Bürgerinitiative fordert Überwachungsstationen
Die Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn forderte Überwachungsstationen, um mit je zwei Kameras zu laute Räder und ihre Waggonnummern zu ermitteln. Eine private Musterstation entstehe gerade in Koblenz-Ehrenbreitstein. „Die Forderung an die Politik muss nun lauten, einen Strafenkatalog aufzustellen und für die Umsetzung zu sorgen, um die so ermittelten Lärmverursacher auch zu bestrafen”, betonte die Bürgerinitiative.
Durch das Welterbe Oberes Mittelrheintal verläuft die laut der Deutschen Bahn meistbefahrene Güterzugstrecke Europas von Genua nach Rotterdam. Etliche Anwohner sind weggezogen. Viele Übernachtungsgäste verlassen ihre Hotels vorzeitig. (dpa)