Berlin. Der Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn schwelt weiter. Nach dem Abschluss mit der Lokführergewerkschaft GDL will die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit dem Konzern nachverhandeln. „Wir rufen die Bahn in einem Forderungspaket dazu auf, unmittelbar und zügig in Tarifverhandlungen zu gehen, weil wir einen schnellen Abschluss erreichen wollen“, sagte EVG-Chef Klaus-Dieter Hommel am Freitag, 1. Oktober, der „Deutschen Presse-Agentur“. Man wolle damit „so schnell wie möglich den Betriebsfrieden wieder herstellen“, erklärte Hommel.
Der Bundesvorstand beschloss demnach ein Paket mit mehreren Forderungen, darunter eine Corona-Prämie von 1500 Euro, verbesserte Leistungen in der Altersvorsorge, eine jährliche Mobilitätspauschale von 100 Euro sowie einen höheren Beitrag des Unternehmens für den gemeinsamen Sozialfonds. Außerdem soll der Abschluss für die gesamte Belegschaft gelten. Sollte die Bahn Verhandlungen ablehnen oder kein Ergebnis erreicht werden, werde die EVG ihr vertraglich zugesichertes Sonderkündigungsrecht des bestehenden Tarifvertrags nutzen, sagte Hommel. Damit würde die Friedenspflicht aufgehoben, Streiks wären möglich.
Bahn will EVG-Forderungen prüfen
Die EVG hatte sich vor einem Jahr mit der Bahn auf einen Tarifvertrag geeinigt. Dieser sieht unter anderem um 1,5 Prozent höhere Löhne und Gehälter ab 2022 vor sowie eine Beschäftigungsgarantie für die Beschäftigten. Aufgrund der hohen finanziellen Corona-Schäden bei der Bahn hatte sich die EVG im Rahmen eines Bündnisses mit Konzern und Bund auf diesen moderaten Abschluss eingelassen. Die mit der EVG konkurrierende GDL hatte sich diesem Bündnis nicht angeschlossen und nach drei Streikrunden in diesem Sommer einen eigenen Abschluss erzielt, der über den der EVG hinausgeht.
Die Bahn kündigte am Freitag an, die EVG-Forderungen „umgehend prüfen und die Tarifverhandlungen zeitnah wiederaufnehmen und abschließen“ zu wollen. „Wir brauchen bei der Bahn Betriebsfrieden und wollen daher mit der EVG schnell zu Lösungen kommen“, teilte Personalvorstand Martin Seiler mit. Das bedeute: „Wir sind zu jeder Zeit verhandlungsbereit.“ (dpa)