Hannover/Hamburg. Endspurt für den Verkauf der TUI-Reedereibeteiligung Hapag-Lloyd: Die Verhandlungen über die Zukunft der Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd gehen in die entscheidende Runde. „Wir befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen“, sagte ein Sprecher des Reisekonzerns TUI in Hannover am Montag. TUI hält noch 38,4 Prozent an der ehemaligen 100-Prozent-Tochter und hatte entsprechend früheren Vereinbarungen ein Drittel dem Eigentümerkonsortium um die Stadt Hamburg und den Unternehmer Klaus-Michael Kühne angedient. Medienberichte, wonach beide Seiten über wichtige Details bereits einig seien, wollte ein Sprecher der Hamburger Finanzbehörde weder bestätigen noch dementieren. Auch von TUI gab es keinen weiteren Kommentar.
Beobachter gingen jedoch davon aus, dass der Deal bis zur Hauptversammlung der TUI an diesem Mittwoch in Hannover in trockene Tücher gebracht werden sollte. Am Vorabend des Aktionärstreffens kommt der Aufsichtsrat zu einer Sitzung zusammen und könnte sich mit dem Verkauf befassen. Beide Seiten betonten bisher aber auch, dass es keinen Zeitdruck gebe. Das komplexe Vertragswerk zwischen TUI und dem Konsortium sieht vor, dass bis September eine Einigung erzielt werden muss. TUI will sich komplett von der Containerreederei trennen und im Reisegeschäft expandieren. Das Hamburger Konsortium „Albert-Ballin“ war 2008 bei Hapag-Lloyd eingestiegen, um einen Verkauf nach Fernost zu verhindern.
Nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ) will der Stadtstaat Hamburg nun 420 Millionen Euro in die Hand nehmen, um sich bei Hapag-Lloyd zu verstärken. Damit dürfte der Anteil Hamburgs von aktuell 23,6 Prozent auf mehr als 37 Prozent steigen. Auch der Logistikunternehmer Kühne sei bereit, seinen Anteil von derzeit 24,6 Prozent aufzustocken. Mit 160 Millionen Euro engagiere er sich aber deutlich weniger stark als die Stadt, schreibt die Zeitung.
Von den übrigen vier Hapag-Aktionären wollen demnach lediglich zwei weitere Aktien übernehmen: Die Versicherung Hanse-Merkur investiere 13 Millionen Euro und Signal Iduna 7 Millionen. Insgesamt wollten sich Hamburg, Kühne und die beiden Versicherer also mit 600 Millionen Euro bei Hapag-Lloyd engagieren. Die von der Warburg-Bank beratenen Investoren und die HSH Nordbank, die bisher jeweils 3,2 Prozent hielten, übernähmen keine weiteren Anteile.
Wie die Anteilsverhältnisse bei Hapag-Lloyd nach dem Teilverkauf der TUI genau aussehen werden, sei aber noch unklar. Denn laut „FAZ“ soll auch das Hybridkapital von 350 Millionen Euro, das TUI der Hapag-Lloyd im Krisenjahr 2009 zur Verfügung gestellt hatte, ganz oder teilweise gewandelt werden. Klar scheine aber zu sein, dass der Anteil der TUI auf rund 20 Prozent sinken soll. Nach dem Bericht der „FAZ“ will die Stadt Hapag-Lloyd mittelfristig an die Börse bringen und im Zuge dessen könnte auch der Reisekonzern seine restlichen Anteile loswerden. (dpa)