Expressmarkt: Ehen, die im Himmel geschlossen werden

Als FedEx-Express-Vorstand David Bronczek vergangene Woche seine Pläne zum Aufkauf des holländischen Logistikkonzerns TNT bekannt gab, wurde er romantisch. Von einer "Ehe, die im Himmel geschaffen wurde", schwärmte da der FedEx-Mann. Überschneidungen sind gering Wenn Top-Manager Megafusionen verkünden, werden sie also offenbar emotional. Denn auch Ex-Daimler-Chef Jürgen Schrempp jubelte vor seiner Chrysler-Übernahme von einer "Hochzeit, die im Himmel geschlossen wurde". Diese Hochzeit landete aber schnell auf dem harten Boden des Ehealltags; im Jahr 2009 wurde sie dann endgültig geschieden. Geschätzte 40 Milliarden Euro soll Medienberichten zufolge Daimler das "Abenteuer USA" seinerzeit gekostet haben. Bleibt daher nur zu hoffen, auch und gerade für das Unternehmen TNT, dass FedEx-Express-Vorstand Bronczek das Daimler-Chrysler-Beispiel kennt und seine Lehren daraus zieht. Ob und wie sinnvoll der Merger von FedEx und TNT ist, wird also erst die Zeit weisen - sofern er überhaupt zustande kommt. Denn vor zwei Jahren hatten die EU-Wettbewerbshüter die Übernahme von TNT durch UPS untersagt. Für TNT wäre eine weitere Absage indes bitter. Denn das einstmals renditestärkste Expressunternehmen schreibt bereits das vierte Jahr in Folge rote Zahlen. Es spricht aber einiges dafür, dass die Kartellwächter dieses Mal gnädiger sein werden, da die Überschneidungen von FedEx und TNT geringer sind, als im Fall UPS. Trotzdem sollten die Beteiligten die Integrationsaufgaben nicht unterschätzen. So verfügt FedEx in Deutschland über rund 50 Stationen mit 2000 Mitarbeitern, während TNT hierzulande 40 Standorte mit 3700 Beschäftigten zählt. Und auch in Europa hat FedEx in den letzten Jahren aufgerüstet.Ein TNT-FedEx-Merger würde trotzdem den Expressmarkt in Europa nur wenig ändern: Die Zahl der Integratoren reduziert sich zwar von vier auf drei. DHL Express würde aber seine Führungsrolle im europäischen Expressgeschäft halten.

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