Berlin. Die verladende Wirtschaft muss angesichts des Laderaummangels verstärkt damit rechnen, dass die Speditionen die zunehmende Nachfrage nach Frachtraum nicht mehr erfüllen können – sofern sich an der derzeitigen Lage im Speditions- und Transportmarkt nichts ändert. „Ab 2018 ist zu befürchten, dass es zu Entsorgungsengpässen kommt. Wir werden dann die Ware, die produziert wird, womöglich nicht so abholen können, wie es der Auftraggeber in der Vergangenheit gewohnt war“, sagte Mathias Krage, Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), heute auf einer Pressekonferenz anlässlich der Jahrestagung des DSLV. Die Lage werde sich für die Auftraggeber „komplett neu darstellen“, prophezeite der Spediteur.
Gewisses Maß an Eigenverantwortlichkeit bei Speditionen
Er machte dafür den Fahrermangel verantwortlich. Schon heute würden 45.000 Fahrer fehlen. Jeweils 10.000 könnten durch Ausbildung und Personal aus dem Ausland gedeckt werden. „Dann fehlen aber immer noch 25.000 Fahrer“, rechnete Krage vor. „Mit den jetzigen Strukturen, mit den jetzigen Möglichkeiten, mit der jetzigen Art und Weise der Organisation der Transporte werden wir eine erhöhte Nachfrage nicht bedienen können“ ergänzte Axel Plaß, Mitglied im Präsidium des DSLV und geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Konrad Zippel.
Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des DSLV, wollte ein gewisses Maß an Eigenverantwortlichkeit der Speditionen nicht leugnen. „Einerseits hatten wir eine solche Entwicklung kommen sehen“, sagte Huster. Aber die neuen Absatz- und Distributionsstrukturen wären so nicht zu erwarten gewesen. „Dass die Paketmengen im Weihnachtsgeschäft um 50 Prozent steigen und davon ja auch das Stückgutgeschäft – wenn auch nicht in dem Ausmaß – betroffen ist, das war so nicht zu erwarten“, sagte Huster.
Investitionen in Verkehrswege sind notwendig
Zu den Gegenmaßnahmen zählte Huster ein Anziehen der Fahrerlöhne. Dies sei auch schon umgesetzt worden. Aber auch die Rahmenbedingungen müssten sich verbessern. Es dürfe nicht sein, dass beispielsweise die wertvolle Zeit der Fahrer an den Rampen vergeudet werde, weil die Abfertigung dort nicht gut organisiert sei. „Wir müssen uns der Sache annehmen. Aber da sind alle Beteiligten in der Logistikkette gefordert“, so Huster.
Krage richtete an die Politik die Forderung, auch künftig an den für 2018 geplanten Investitionen für die Verkehrswege in Höhe von 14 Milliarden Euro festzuhalten. Huster zeigte sich zuversichtlich, dass sich daran nichts ändern werde, auch wenn derzeit viele neue Themen in den Jamaika-Gesprächen behandelt würden. „Die Notwendigkeit ist fest bei den Bundestagsabgeordneten verankert“, begründete Huster seine Einschätzung. Und angesichts des derzeitigen Zustand der Verkehrswege gäbe es dazu auch keine anderen Alternativen. „Aber wir beobachten natürlich auch den Poker um die Milliarden“, sagte Huster. Und Krage ergänzte: „Wir werden mit Argusaugen überwachen, ob die Themen, die uns wichtig sind, auch umgesetzt werden.“