Berlin. Auf die Verbraucher kommen nach Ansicht der Logistikbranche höhere Kosten zu, wenn sich in der Flüchtlingskrise EU-Staaten abschotten. „Am Ende muss es der Kunde bezahlen”, sagte Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Wenn es zu Verzögerungen kommt, werden auch die Frachtpreise steigen, darauf werden sich Industrie und Handel auch einstellen müssen.”
Huster verwies auf Berechnungen der EU-Kommission, wonach der Transport um 55 Euro je Fahrzeug und Stunde teuerer werde. Das summiere sich auf rund drei Milliarden Euro im Jahr. Huster warb für eine Politik mit Augenmaß. „Ich bin manchmal ein bisschen in Sorge, dass das schnelle Handeln einzelner Länder dem jeweiligen parteipolitischen Geplänkel des jeweiligen Staates zuzuordnen ist.” Teilweise würden drastischere Maßnahmen eingesetzt als nötig. Mehrere EU-Mitgliedstaaten wollen trotz Kritik der EU-Kommission mit Zäunen und schärferen Grenzkontrollen Flüchtlinge abweisen.
Die Belastungen für die Branche seien immens, sagte Huster. „Viele Transporte sind eingebunden in eng getaktete Logistikprozesse.” Als Beispiel nannte der DSLV-Hauptgeschäftsführer die vorgeschriebenen Lenk- und Ruhezeiten. Längere Wartezeiten aufgrund schärferer Grenzkontrollen würden dazu führen, dass „die geplanten Stopps einer anderen Taktung unterworfen werden müssen und sich möglicherweise die Auswirkungen dann vervielfachen”. In der Logistikkette müssten daher künftig Verzögerungen bis zu einem Tag eingeplant werden. „Das kann man alles lösen, nur Industrie und Handel und am Ende der Verbraucher müssen sich darauf einstellen, dass manche Prozesse langsamer gehen.”
Dies gelte auch für den Online-Handel, bei dem heutzutage viele Kunden eine Lieferung schon am nächsten oder übernächsten Tag erwarteten. Allerdings hätten viele Anbieter ihre Lager jenseits der Grenzen und seien daher von den schärferen Kontrollen betroffen. (dpa/sno)
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