Doppelte Premierenfeier

Der vermeintlich stärker werdenden Hybridisierung und Elektrifizierung des Verteilerverkehrs trägt die VerkehrsRundschau mit einer neuen Verteilerrunde Rechnung. Diese basiert auf der verkürzten Standardverteilerrunde, der ein zweifach gewerteter Innenstadtabschnitt folgt. Er enthält zahlreiche exakt definierte Stop-and-Go- und Rangiersituationen. Das dürfte einem Standard-LKW schwer auf den Verbrauch schlagen, sollte einen "Elektriker" oder Hybriden aber relativ kalt lassen. Umso spannender war es, jetzt festzustellen, wie sich der erste Testwagen auf dieser Runde schlagen würde. Nachdem zwar alle Hersteller von DAF bis Volvo Hybride präsentiert haben, diese aber allesamt im Feldversuch und Vorserienstadium stecken blieben, ist der Fuso Canter Eco Hybrid bislang das einzige Hybrid-Nutzfahrzeug, das in nennenswertem Umfang in größeren Stückzahlen vertrieben wird. Geringes Zusatzgewicht Im Test galt es zu klären, was die Technik kann und wie sie sich in Szene setzt, zumal das Hybridpaket samt Batterien laut Fuso nur rund 170 Kilogramm Nutzlast kostet. Laut Fahrzeugschein bietet der 4235 Kilogramm schwere Testwagen mit Junge-Koffer und Sörensen-Ladebordwand davon gut 3,26 Tonnen. Wer Nutzlast und Volumen per Anhänger erhöhen will, muss sich allerdings auf einen 3,5-Tonnen-Trailer beschränken. Einschränkungen gibt es auch bei den Varianten: Den Eco Hybrid bietet Fuso nur mit breiter, kurzer Dreisitzer-Kabine in den Radständen 3400 und 3850 Millimeter an. Da der Canter in erster Linie für den asiatischen Markt entwickelt wurde, müssen auch beim Hybriden gewisse Abstriche gegenüber den schwereren Klassenkameraden vom Schlage eines Iveco Eurocargo gemacht werden: Noch immer sitzt der Fahrer auf vergleichsweise dünn gepolsterten Sitzen und bekommt von Straßenzustand und Motor klare Rückmeldung. Für lange Distanzen ist er nur eingeschränkt zu empfehlen, fährt sich dafür in der Stadt mit gleich großem Kofferaufbau kompakter und wendiger als MAN TGL und Co. Viele kleine und schlaue Details Gefallen finden viele kleine und schlaue Ablagen wie der Smartphoneschacht, mit denen sich der Alltag leichter organisieren lässt. Das Duonic-Doppelkupplungsgetriebe erleichtert die Arbeit in der Stadt, während es auf der Überlandetappe manchmal gern etwas mehr Vertrauen ins Drehmoment des 3,0-Liter-Iveco-Motors haben dürfte. Entsprechend neigt man hier öfter dazu, manuell einzugreifen, als es nötig wäre. Auf der gemischten Landstraßen- und Autobahnetappe punktet der nutzlaststarke Fuso dann auch mit einem sehr günstigen Verbrauch von 13,6 Litern, womit er sogar den dreiachsigen 7,5-Tonnen-VW Crafter unterbot. Massiv angestiegen ist der Dieselkonsum dann allerdings auf der zugegebenermaßen harten Innenstadtrunde, die unter anderem dreißig Stop-and-Go- und vier Wendemanöver enthält. Entsprechend stieg der Verbrauch da auf gut 21 Liter, was in Relation zur Härte des Verkehrs immer noch als sparsam angesehen werden darf. Achtung, fertigmachen! E-Maschine und Verbrenner arbeiten unmerklich zusammen. Letzterer verfügt über Start-Stopp und geht so bei jedem Stopp in den Ruhemodus. Das funktioniert geschmeidig, während das Starten eher als "Wiederanwerfen" des Motors bezeichnet werden muss, das etwas Zeit braucht. Definitiv (noch) zu lange, um den Startbefehl erst bei grünem Licht zu geben! Insofern gewinnt das gelbe Ampelsignal "Bereitmachen" im Canter Hybrid eine neue Bedeutung und sollte tunlichst beachtet werden. Wer diese Eigenheiten berücksichtigt, erhält einen nutzlaststarken und sparsamen Verteilerkoffer mit viel Technik, die jedoch noch etwas Feinschliff vertragen könnte. Der Aufpreis fällt nach Durchsehen einiger Fahrzeugportale gering aus: Zwischen 2000 und 3000 Euro kostet der Hybride dort mehr als die 150-PS-Standardversion. Als Nettopreis für neuwertige Vorführer mit 500 Kilometern auf dem Tacho werden inklusive Junge- oder Saxas-Koffer und Ladebordwand in der Regel 39.900 Euro aufgerufen, womit der Fuso zwischen 7000 und 15.000 Euro unter einem Euro-6-Atego mit 156 PS läge. Man darf gespannt sein, ob und wie der aktuell einzige Serien-Hybrid-LKW im Markt angenommen wird.

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