Berlin. Bundesweite Betriebsversammlungen sollen am späten Nachmittag die Arbeit in mehr als 30 Paketzentren der Deutschen Post für Stunden lahmlegen. In der Folge rechnet die Gewerkschaft Verdi ab dem Nikolaustag mit erheblichen Beeinträchtigungen bei der Paketzustellung.
Mit den Betriebsversammlungen will die Gewerkschaft gegen die aus ihrer Sicht zu hohe Zahl von befristeten Arbeitsverträgen protestieren und das Unternehmen auffordern, zu einer nachhaltigen Personalpolitik zurückzukehren. „Der Aufbau von Beschäftigung erfolgt im Wachstumsbereich Paket praktisch ausschließlich über befristete und damit prekäre Arbeitsverhältnisse“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Mittlerweile arbeiteten bei der Deutschen Post rund 24.000 Menschen mit einem befristeten Arbeitsvertrag. Das entspreche bezogen auf die rund 131.000 Beschäftigten im Produktivbereich einem Anteil von 18 Prozent. Dabei liege die Befristungsquote in den Paketverteilzentren und der reinen Paketzustellung unternehmensweit sogar bei zirka 30 Prozent.
Post: Angaben sind falsch
Die Post wehrt sich gegen die Vorwürfe: Die von Verdi benutzen Angaben zur Anzahl von Befristungen vermischten bewusst unterschiedliche Sachverhalte, so der Konzern. Derzeit seien laut DHL rund 14.700 Mitarbeiter befristet beschäftigt. Bezogen auf die gesamte Mitarbeiterzahl im betreffenden Unternehmensbereich in Deutschland seien das weniger als zehn Prozent. Die Forderung der Gewerkschaft zur Reduzierung befristeter Arbeitsverhältnisse gehe an der Realität vorbei. Der hohe Lohnabstand zu den Wettbewerbern der Deutschen Post DHL führte dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gefährdet sei. Konzernvorstand Jürgen Gerdes dazu: „Die Zukunftsfähigkeit der Post in Deutschland steht auf dem Spiel. Wir müssen die Tarifstruktur bei neueinzustellenden Mitarbeitern markgerechter gestalten. Dabei wollen und werden wir das Lohnniveau für bestehende Arbeitsverträge nicht antasten.“ Im Übrigen biete die Deutsche Post ihren Mitarbeitern Arbeitsbedingungen wie in keinem anderen Unternehmen der Branche. Der Aufruf von Verdi zur Unterbrechung der Arbeit am Freitag schade dem Unternehmen.
Auch der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post, Frank Appel, hat die für Freitag angekündigten Betriebsversammlungen in Paketzentren kritisiert. „Mich wundert schon, dass man ausgerechnet vor dem Nikolaustag, an dem alle Kinder auf ihre Geschenke warten, eine Betriebsversammlung abhält“, sagte Appel der Zeitung „Tagesspiegel“. (dpa/ks)