Die Logistik von morgen

Normalerweise arbeiten Logistiker an Standorten, die man so beschreiben kann: einfach, funktionell und häufig in industrieller Umgebung. Hier, in der ehemaligen Werhahn-Mühle in der historischen Speicherzeile des Duisburger Hafens, sieht es anders aus: In der Nachbarschaft befinden sich Museen, hippe Restaurants und Cafés und renovierte, moderne Wohnkomplexe. Im fünften Stock der Werhahn-Mühle residieren die Unternehmen von Startport, eine Innovationsplattform der Duisburger Hafen AG. Startport hat es sich zur Aufgabe gemacht, Start-ups in der Logistik zu fördern. Seit dem 1. März dürfen die Gründerteams für 12 Monate die Räumlichkeiten nutzen, werden gecoacht und erhalten Kontakt zu wichtigen Partnern. Zwölf Monate haben die Start-ups Zeit Doch wer glaubt, hier wird Start-ups eine vielversprechende Zukunft auf dem Silbertablett serviert, der irrt: "Wir erwarten Einsatzwillen und Erfolgsorientierung", sagt Erich Staake, Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG. Seine Erwartungen an die jungen Unternehmer: "Es reicht nicht, eine gute Idee zu haben, man muss auch an der Umsetzung arbeiten." Und nach zwölf Monaten müssen die jungen Start-ups laufen können und die Büroräume im Startport wieder verlassen. Immerhin, Duisport ist die Förderung dieser Gründer-Teams einen sechsstelligen Euro-Betrag wert (siehe Interview Seite 27). Wobei Duisport nicht der einzige Geldgeber ist: Evonik, Klöckner und der Initiativkreis Ruhr sind als Exklusivpartner der ersten Stunde mit im Boot. Zudem gibt es zahlreiche Unterstützer, vom Fraunhofer-Institut über Roland Berger, Deutsche Bank bis InstaFreight etc. Und jetzt sind als Technologiepartner noch Cisco, weltweit tätiger Anbieter von IT und Netzwerken, und das IT-Systemhaus Bechtle bei Startport eingestiegen. Die haben laut Startport-Geschäftsführer Peter Trapp als Sponsoren eine "herausragende Bedeutung", weil "sie sich stark mit der Digitalisierung befassen und daher auch inhaltlich wichtige Impulse für die Start-ups liefern können". Einer dieser fünf Profiteure ist Max Dering. Dering war selbst Transportunternehmer. Er hat dann Cargobay gegründet, "keine herkömmliche Frachtenbörse", wie er betont, sondern "ein Frachtvergabe- und -verwaltungsportal". Dort treffen sich Verlader und Logistikdienstleister, um Ladungen mit Laderaum zu verknüpfen. "Mich hat immer gestört, dass man auf den bestehenden Frachtenbörsen immer noch hinterher telefonieren oder Mails oder Faxe schicken muss", erklärt Dering. Er verspricht, dass die Frachtenvergabe auf Cargobay schnell und ohne zusätzlichen Aufwand erfolgt. Weitere Services wie die Bewertung von Auftraggebern und Dienstleistern runden das Portal ab. Zudem soll es eine App geben, mit der die Nachverfolgung und die Abfahrts- und Ankunftszeit festgehalten wird. Im Vergleich zu den anderen Start-ups sind Dering und sein Team schon relativ weit. Etwa 1200 Dienstleister und 80 Verlader befinden sich bereits auf dem Portal und schließen pro Tag 100 bis 200 Frachten ab. "Aber da ist noch viel Luft nach oben", sagt Dering. Neben mehr Resonanz auf der Plattform strebt Dering weitere Ziele an. Zum einen sucht er einen Investor, der bereit ist, unter anderem in den internationalen Ausbau seines Portals zu investieren. Erste Gespräche hat er bereits geführt. Zum anderen will er eine neue Plattform ins Leben rufen, die in der Tat neu wäre: eine für den Schienengüterverkehr. Da gab es schon Versuche, die aber immer wieder eingeschlafen sind. Dering ist optimistisch, dass es bei ihm besser läuft. Dazu hat er Gespräche mit DB Cargo geführt. "In diesem Markt ist ein großes Potenzial, weil er viel überschaubarer ist als der Straßengüterverkehr und daher der Austausch einfacher", so Dering. Damit teilt er mit den anderen Start-ups im Startport eine Eigenschaft (siehe Kasten unten): Er betrachtet Probleme als Herausforderungen, für die man nach Lösungen suchen muss. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Duisport www.verkehrsrundschau.de/dossiers Tool für See- und Luftfracht, Lagerraum und die letzte Meile Die Devise der Start-ups: schneller, einfacher und kostengünstiger Neben Cargobay (Anbieter einer Frachtmanagementplattform, siehe Text oben) sind seit dem 1. März 2018 vier weitere Start-ups auf der Innovationsplattform Startport des Duisburger Hafens tätig. Aindex Ruhr hat ein Tool entwickelt, das die Wohnungssuche im Ruhrgebiet erleichtern soll. Zu den drei anderen Start-ups des Startport zählen:ShippionDer Däne Lasse Keldorf Jensen kann auf zehn Jahre Erfahrung im Bereich See- und Luftfracht zurückblicken. Im Rahmen seiner Tätigkeit für eine dänische Spedition ist ihm aufgefallen, dass es vor allem für klein- und mittelständische Unternehmen mit einem enormen Verwaltungsaufwand verbunden ist, Sendungen per See- und Luftfracht zu verschicken. Die herkömmlichen Plattformen seien da keine Stütze. "Zum Teil muss man zwei bis drei Tage auf eine Antwort warten. Wir wollen dem Kunden in zwei bis drei Minuten eine Zusage geben", sagt Keldorf Jensen, CEO von Shippion. Als Vermittlungsgebühr schweben ihm drei bis fünf Prozent vom Umsatz vor. Noch ist die Plattform nicht online."Wir schalten die Plattform in den nächsten Monaten, auf jeden Fall noch dieses Jahr frei", verspricht der CEO.Freight PilotSven Spiekermann und sein Team befassen sich mit einem Thema, das viele in der Branche umtreibt: die Versendung von Gütern auf der letzten Meile."Die Handelshäuser werden von mehreren Spediteuren am Tag angefahren. Jeder fährt für sich, zum Teil mit einer schlechten Auslastung", beschreibt Spiekermann die Ausgangslage. Mit Freight Pilot wollen Spiekermann und seine Kollegen eine Plattform anbieten, auf der sich die Spediteure abstimmen können, um so die Mengen zu bündeln. Ein ähnliches Produkt bietet Freight Pilot für die Disposition von Mitarbeitern an. Da hier das Interesse derzeit größer ist, stecken sie derzeit mehr Arbeit in die Entwicklung dieses Tools, wollen aber die Erfahrungen nutzen, um auch Freight Pilot voranzubringen.Depot CityBei Depot City handelt es sich um eine Plattform, auf der man Lagerraum und dazugehörige Fulfillment-Leistungen buchen kann. Einfach und schnell lautet die Devise."Wir wollen Leistungen anbieten wie bei einer Hotelbuchung", sagt Tobias L. Heyer, Gründer von Depot City. Auch bei der Dauer der Miete kann der Kunde je nach Bedarf und Verfügbarkeit wählen. Zudem bietet das Start-up Zusatzleistungen von der Verpackung über Frankierung bis hin zu Rechnungsstellung an."Wir machen derzeit 10.000 Euro im Monat Umsatz", zeigt sich Heyer zufrieden. Sein Ziel: 100.000 Euro. Sein Optimismus gründet auf zahlreichen Anfragen, die Depot City vorliegen. cd

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