Die gallischen Vermieter sind überall

Als Propheten des Untergangs präsentierten sich Geschäftsführer der markengebundenen LKW-Vermieter immer wieder im Interview mit der VerkehrsRundschau, wenn es um die Zukunft von kleineren und unabhängigen Nutzfahrzeugvermietern ging. Bestenfalls gestanden die Konzerntöchter den Mittelständlern im Vermietmarkt eine Nischenrolle zu - für eine bestimmte Branche oder regional um ihren Kirchturm herum. "Die sind regional und spezialisiert aufgestellt. Wer in einem größeren regionalen Raum und mit allen Produkten arbeitet, wird es schwerer haben", sagte beispielsweise Pema-Geschäftsführer Peter Ström. Da steige der Kapitalbedarf schnell an und es dürfte für keinen Vermieter einfach sein, zur Bank zu gehen, um 50 Millionen für den Kauf von Fahrzeugen "locker zu machen". Käufe von bis zu 1000 Einheiten seien Unternehmen wie Pema oder den Herstellervermietern vorbehalten. Pema ist eine Tochter der Bank Société Générale. Die zahlreichen Pleiten infolge der Wirschaftskrise 2008/2009 und die Truck-Süd-Insolvenz im vergangenen Jahr können als Beleg für die Richtigkeit dieser These herangezogen werden. Lebenszeichen aus dem Mittelstand Doch der Mittelstand lebt und verteidigt, wie einst die Gallier ihr Dorf, seine Pfründe. "Bislang läuft das neue Jahr gut. Das erste Quartal war besser als im Vorjahr und wir rechnen damit, dass es im Frühling so weiter geht", sagt Jan Plieninger, Geschäftsführer beim Vermieter BFS in Kirchberg/Jagst. Ähnlich gut ist die Stimmung auch bei anderen mittelständischen Vermietern. Michael Schittenhelm, Vertriebs- und Marketingleiter von KLV Rent in Trostberg, nennt die Gründe: "Die fehlende Mautspreizung zugunsten von Euro 6 und der milde Winter haben das Geschäft belebt." Wie negativ sich die Krise zwischen Russland und dem Rest der Welt wegen der russischen Intervention auf der Krim auswirke, sei derzeit noch nicht abzuschätzen. Auch wenn sich die im Markt verbliebenen Mittelständler wacker schlagen, ganz von der Hand zu weisen sei die These der Hersteller-Vermieter nicht, so Alfred Amenda, Geschäftsführer von Horenta aus Hohenwart: "Es sind viele verschwunden." Oder wie Pema und Euro-Leasing von einem starken Partner übernommen worden. Für so große unabhängige Nutzfahrzeugvermieter gebe es kein Marktumfeld mehr. "Freie mit 3000 bis 4000 Einheiten wird es in Deutschland nicht mehr geben, das machen nur noch die OEM-Vermieter", so Amenda. Einen Markt sieht er für Anbieter mit 50 bis 500 Fahrzeugen; das sei "praktikabel" und es "sind vernünftige Gewinne drin." Der Preiskampf ist enorm Wer im Kampf gegen die Großen überleben will, muss etwas Besonderes bieten. "Dass der Markt für kleine Vermieter, die keine Nischen bedienen, schwierig ist, sehen wir auch so", ergänzt Plieninger von BFS. Das Unternehmen hat sich als Vermieter von Spezialfahrzeugen aufgestellt - vom Müllsammler über Sonderfahrzeuge bis hin zu allem, was auf dem Bau gebraucht wird. Anfragen nach Standardfahrzeugen wie Sattelzüge wickelt BFS gemeinsam mit dem Partner MAN ab. "Der Preiskampf im Markt für Standardsattelzüge ist enorm." Da könne nur mithalten, wer eine große Flotte oder einen Hersteller als Partner habe. Um sich da rauszuhalten, nimmt BFS pro Jahr zwei bis drei neue Fahrzeugtypen in die Flotte auf. Aktuell, so berichten Vermieter, liegen die Preise für eine Standardsattelzugmaschine mit Euro 6 je nach Ausstattung, Marke und Servicepaket bei 2500 Euro im Monat. Das seien Preise wie für Euro-5-Fahrzeuge in der Zeit vor der Krise. Bei solchen Preisen können vor allem für kleinere Vermieter Ausfälle von Kunden zum ernsten Problem werden. "Viele Transportunternehmer, die Schwierigkeiten haben, versuchen zu mieten", weiß Horenta-Chef Amenda um die Tücken in der Branche. Da würden auch gründliche Prüfungen nicht immer vor Fehlgriffen schützen. Dennoch können solch "schwierige Kunden", neben speziellen Fahrzeugen, eine Chance für Vermieter sein. Da sie bei den Konzern-Vermietern mitunter auch dann noch durch das Kontrollraster fallen, wenn die Probleme in der Vergangenheit liegen. Wer hier einspringt, nimmt "solche Kunden heute nicht mehr in den Stückzahlen wie früher", erinnert Amenda an die Lehren aus der Vergangenheit. Verhandeln können als Einkaufsvorteil Der Gewinn liegt im Einkauf, heißt es. Und Menge ist nicht selten ein Trumpf in Preisverhandlungen. Daher hat Horenta-Chef Amenda den Fahrzeugeinkauf mit der angeschlossenen Spedition Amenda Transport gebündelt. Neben solchen unternehmerischen Chancen haben die freien Vermieter noch ein anderes Ass im Ärmel. "Grundsätzlich sind wir markenunabhängig und können frei verhandeln", betont KLV-Mann Schittenhelm. Das sei bei den Herstellertöchtern anders. Daher sieht er beim Fahrzeugeinkauf keine Nachteile aufseiten der freien Vermieter. Neben der Fahrzeugbeschaffung sieht auch Schittenhelm in der Kundenauswahl einen Schlüssel zum Erfolg: "Wir adressieren den mittelständischen Spediteur oder Transportunternehmer, nicht die Großfrächter oder den ausgehungerten Subunternehmer." Während bei den Subunternehmern das Risiko hoch ist, ist bei den Großfrächtern zwar das Volumen groß, dafür die Marge klein. Mit Mittelständlern könne KLV partnerschaftlich und auf Augenhöhe zusammenarbeiten. "Da tun sich die Konzerne oft schwer." Wie vielen der unabhängigen Vermieter ist KLV die räumliche Nähe und der regionale Bezug zum Kunden wichtig - das erleichtert die Kundenpflege. Paul Witteler, Geschäftsführer von LVS Witteler in Brilon, sieht neben der mittelständischen Flexibilität die offerierten Produkte als Alleinstellungsmerkmal. LVS biete nicht nur Standardsattelzüge. Witteler stattet die neuen Euro-6-Actros mit den Fahrerassistenzsystemen des großen Sicherheitspakets und dem vorausschauenden Tempomaten aus. "Ein wunderbares Produkt", schwärmt der Vermieter, das zwar in der Miete etwas teurer sei, sich für den Transporteur aber rechne. Weniger Schäden würden die Versicherungsprämie drücken und der geringere Dieselverbrauch spare zusätzliche Euro. Im Kampf gegen die Großen setzt Witteler, ähnlich wie Horenta-Chef Amenda, auf Diversifikation. Witteler vermietet nicht nur LKW, sondern betreibt auch eine Werkstatt und verkauft Neuwagen von Smart bis Actros. Die breite Aufstellung habe in der Krise nicht geschadet, so der Geschäftsführer. "Nein, die These der Hersteller-Vermieter teile ich nicht. Es wird immer einen Platz für Mittelständler geben", stellt KLV-Mann Schittenhelm klar. Gallien ist in Frankreich. Gallier gibt es aber auch in Brilon, Hohenwart, Kirchberg, Trostberg und in vielen anderen Orten Deutschlands. Eine interaktive Übersicht mit noch mehr Vermietern im Internet unter: verkehrsrundschau.de/marktuebersichten Anbieter* BFS Business Fleet Serviceswww.bfs.tvChristophorus Nutzfahrzeugewww.rent2trans.deErkes Nutzfahrzeugewww.erkes-nutzfahrzeuge.deGTI Miet-Fahrzeug-Centerwww.gti-trailer.deHorentawww.horenta.deHT Hauser Truckswww.ht-rent.deKLV Rentwww.klvrent.deLVS Wittelerwww.witteler-automobile.de/de/lvsMulti Truck Centerwww.multi-truck-center.deRudolf Greiwingwww.rudolf-greiwing.deStaub Truckswww.staub2000.deTrailer-Lloydwww.trailerlloyd.deTruckpartnerwww.truckpartner.infoZM Nutzfahrzeugewww.zm-trucks.carix.de* Auswahl: mittelständische, freie Nutzfahrzeugvermieter

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