Der Hoffnungsträger

Es war ein angemessener Empfang für den neuen König der Containerschiffe: Mehr als 250 geladene Gäste und zahlreiche "Sehleute" an den Zäunen des JadeWeserPorts erwiesen am vergangenen Samstag der MSC Oscar bei ihrem Erstanlauf die Ehre. Der 396 Meter lange Megacarrier hat eine Stellplatzkapazität von 19.224 Standardcontainern (TEU) und ist damit derzeit das größte Containerschiff auf den sieben Weltmeeren. MSC hat 18 weitere Megacarrier bestellt "1,15 Millionen Waschmaschinen oder 9,6 Millionen Autoreifen kann die MSC Oscar auf einer Reise transportieren", sagt Nils Kahn, Leiter Vertrieb und Marketing bei der deutschen Tochter der Reederei MSC, die für den Riesen stolze 140 Millionen US-Dollar an die südkoreanische Daewoo-Werft bezahlt hat. "18 weitere Einheiten in dieser Größenordnung hat MSC bereits bestellt. Sie werden bis 2016 ausgeliefert", ergänzt Kahn. Imposante Zahlen, doch für Betreiber und Mitarbeiter des JadeWeserPorts waren sie dennoch nebensächlich. Für sie zählt, dass die Megacarrier Wilhelmshaven überhaupt anlaufen und das bisher ziemlich schleppende Geschäft des im Jahr 2012 fertiggestellten Terminals ankurbeln. Auf einige Hundert Container bezifferte Emanuel Schiffer, Vorstandschef des Terminalbetreibers Eurogate, die Zahl der Container, die MSC Oscar auf ihrer Premierenfahrt nach Wilhelmshaven mitbrachte. Das ist nicht viel, aber es ist ein Anfang. Zum Vergleich: Beim Anlauf zwei Tage zuvor in Bremerhaven hatten die Terminalcrews Presseangaben zufolge 5500 TEU von der MSC Oscar gelöscht. "Die Arbeit, genügend Fracht für die großen Schiffe zu besorgen, fängt jetzt erst richtig an", beruhigte Schiffer. An der Kaje in Wilhelmshaven erledigten fünf Containerbrücken die Be- und Entladung der MSC Oscar. Zwischen 30 und 35 Moves pro Stunde schafft jede Brücke. Um 12 Uhr machte das vom italienischen Kapitän Giuseppe Siviero kommandierte Schiff mithilfe von zwei Schleppern an der Kaje fest, um 14 Uhr begann die Entladung. Bereits um 22 Uhr legte der Containerriese wieder in Richtung Rotterdam ab, von wo er sich über Felixstowe, Tanger und Algeciras zurück auf die Reise in den Fernen Osten macht. 2014 war noch schlechter als das Vorjahr Für Eurogate kommt der Anlauf von MSC Oscar und den Großschiffen der Maersk Line im richtigen Moment. Das Geschäftsjahr 2014 war für den JadeWeserPort ein einziges Jammertal. Der Tiefwasserhafen schlug lediglich 67.000 TEU um und verlor sogar noch 12 Prozent gegenüber dem ebenfalls enttäuschenden Jahr 2013. Für den auf eine maximale Kapazität von 2,7 Millionen TEU ausgelegten Terminal eine extrem bittere Entwicklung. Doch rechtzeitig zum Frühlingsanfang gehört der Anblick leerer Liegeplätze zunächst der Vergangenheit an. Immerhin zwei Dienste der 2M-Kooperation, der neben MSC die weltgrößte Reederei Maersk Line angehört, fahren ab sofort wöchentlich den JadeWeserPort an. Wilhelmshaven wird nach Auskunft von MSC in den Albatros- und Shogun-Service integriert. Albatros - bei Maersk AE5 - verbindet sechs chinesische Häfen sowie Busan (Korea) und Tanjung Pelepas (Malysia) mit Nordwest-Europa. Der Shogun-Service - bei Maersk AE1 - läuft drei japanische und vier chinesische Häfen sowie Tanjung Pelepas (Malaysia) und Colombo (Sri Lanka) an. Maersk lässt außerdem den Indien- und Mittelostdienst ME1 im JadeWeserPort festmachen. Mindestens ebenso wichtig: Wilhelmshaven bekommt ab sofort drei Feederlinien zu den wichtigsten Häfen in Finnland, Schweden, Polen und Russland. Unter anderem werden St. Petersburg, Helsinki, Danzig, Göteborg und Kotka direkt durch Maersk-Feederschiffe angebunden. Dadurch wird es für Reeder, Spediteure und Verlader attraktiver, ihre Container über Wilhelmshaven zu routen. Auf die großen Verlader kommt es in besonderem Maße an - und sie werden entsprechend umworben. Unter den Ehrengästen beim MSC-Oscar-Anlauf befanden sich neben Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) auch das Whois-who der verladenden Wirtschaft. Bisher haben sich noch nicht viele Verlader öffentlich auf Wilhelmshaven festgelegt. Zu den Ausnahmen zählt BASF. Dieter Rogge, Director Supply Chain Operational Design, will sogar Ganzzüge mit Containern von und nach Wilhelmshaven abfertigen - wenn möglich einen Zug pro Schiff, so Rogge. Auch Tchibo hat Interesse bekundet und prüft, einen Teil seiner Importcontainer über Wilhelmshaven abzuwickeln. Man befinde sich weiterhin in der Testphase, erklärte ein Tchibo-Sprecher auf Anfrage der Verkehrs-Rundschau. Wie lange diese andauere und wie es dann weitergehe, sei momentan noch nicht absehbar. Keine Prognose für die Umschlagzahlen Angesichts dieser Unsicherheiten wollen weder Schiffer noch Terminalchef Mikkel Andersen eine Prognose für die Umschlagzahlen im laufenden Jahr abgeben. Verständlich: Die Entwicklung des Terminals ist längst ein Politikum geworden und wird von der Öffentlichkeit mit Argusaugen verfolgt - wie auch der Medienauftrieb rund um den Einlauf der MSC Oscar bewies. Offen ist demzufolge auch die weitere Entwicklung des Hinterland-Netzwerkes: Ob es auf der Schiene neben den BASF-Zügen regelmäßige Angebote gibt, wird sich frühestens in den nächsten Monaten entscheiden. Es ist abhängig von der Menge und der Destination von Containern, die in Wilhelmshaven umgeschlagen werden. Ihre Feuertaufe hatte die Umschlagsanlage "Rail Terminal Wilhelmshaven" bereits bestanden, als sie im vergangenen Jahr insbesondere in Feiertagswochen Container aus Sonderanläufen auf die Schiene umschlug. Sie verfügt über eine direkte Anbindung an den seeseitigen Umschlag und sechs Gleise. Drei Portalkräne stehen für das Be- und Entladen bereit. Eine 16-gleisige Vorstellgruppe ermöglicht das schnelle und problemlose Zusammenstellen und Rangieren von Zügen. Durch den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Wilhelmshaven und Oldenburg ist das Terminal an das deutsche und europäische Bahnnetz angebunden. Den überwiegenden Teil des Hinterlandverkehrs werden zunächst allerdings wohl die Containertrucker abwickeln. Der Jadeweserport ist bereit Wann kommen 22.000 TEU? Der Jade-Weser-Port wurde im Jahr 2012 fertiggestellt. Die Baukosten betrugen mehr als eine Milliarde Euro. Angesichts dramatisch wachsender Schiffsgrößen sollte der neue Tiefwasserhafen mit einer Fahrrinnentiefe von 16,5 Meter sicherstellen, dass auch die neue Generation der Megacarrier in Deutschland einen Hafen findet, der voll beladen und tideunabhängig angelaufen werden kann.Dieser Teil der Kalkulation ging auch auf - Schiffe wie die MSC Oscar entsprechen den Vorhersagen der Hafenplaner. Allerdings entwickelte sich das Wachstum in der weltweiten Containerschifffahrt deutlich weniger dynamisch als erhofft. Unangenehme Folge: Wilhelmshaven wurde bei seiner Fertigstellung schlicht und einfach nicht gebraucht.Ein Blick in die Orderbücher zeigt jedoch, dass sich die Lage langsam zugunsten der Tiefwasserhäfen verschiebt. MSC als zweitgrößte Containerreederei hat 18 Schiffe bestellt, die baugleich mit der MSC Oscar sind. Weltmarktführer Maersk - Joint-Venture-Partner bei Eurogate Wilhelmshaven - lässt Schiffe jenseits der 18.000-TEU-Schallmauer (TEU = 20 Fuß Container) bauen. Die Grenzen des Wachstums sind damit nicht erreicht. 22.000-TEU-Schiffe sollen bereits in Planung sein. hel MSC OSCAR - Länge: 395 Meter- Breite: 59 Meter- Höhe: 73 Meter- Tiefgang beladen: (16 Meter)- Reisegeschwindigkeit: 22,8 Knoten- Brutto-Tonnage: 193.000 Tonnen- Containerkapazität: 19.224 TEU, davon 7966 unter Deck und 1800 Kühlcontainer- Crew: 35 Seeleute- Flagge: Panama- Reederei: MSC (Schweiz/Italien) hel

Der Hoffnungsträger

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Auslastung der Lkw im Verteiler- und Fernverkehr

HASHTAG

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