Dresden. „Die Mautstatistik beweist, dass die Niederländer als Fuhrleute Europas im Deutschlandverkehr durch polnische Unternehmen weit abgeschlagen sind“, berichtete Wieland Richter, Präsident des Landesverbands des Sächsischen Verkehrsgewerbes (LSV). Mit Zahlen und Fakten machten er und die anderen Vortragenden der LSV-Mitgliederversammlung in Dresden die Situation des Gewerbes transparent: Die Polen führten bereits knapp zehn Prozent aller mautpflichtigen Verkehre in Deutschland durch, ergänzte der Präsident des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG), Andreas Marquardt. Mit weiteren Zahlen – unter den ersten Staaten, die in Deutschland mautpflichtige Verkehre durchführen, sind sieben neue EU-Staaten – belegte er "die Dynamik, die in diesen Verkehren enthalten ist, die von dem deutschen Gewerbe aber nicht mitgegangen werden kann“. Im Güterverkehrsmarkt mit seiner hohen Wettbewerbsintensität sei der Preis meist das K.-o.-Kriterium. Entsprechend hart würde der Kampf um Aufträge geführt.
Im Januar weist die Mautstatistik ein Minus von 0,7 Prozent aus. Dass im Februar wegen des schlechten Wetters noch ein größeres Minus davorstehe, war sich der Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), sicher. Neben den „deutlichen Bremsspuren bei der Kilometerentwicklung bei der Maut“, so Schmidt, gebe es auch bei den Zulassungszahlen von Sattelzugmaschinen Rückgänge: minus 9,1 Prozent im Januar, minus 24 Prozent im Februar. „Ein Zeichen der Vernunft“, wie es Hauptgeschäftsführer nannte. Er forderte die Unternehmer auf, nicht zu kaufen und Fahrzeuge stillzulegen, solange sie keine kostendeckenden Aufträge hätten. Nur wenn das Angebot der Nachfrage entspreche, könne man auch die Preise erhöhen. Gerade vor dem Hintergrund der Europäisierung und Liberalisierung sei es unvermeidlich, Fahrzeuge in die Ecke zu stellen. Gegen die Konkurrenz aus den neuen EU-Ländern könne man nicht zu deren Preisen antreten. „Wer das nicht verstehen will, dem wird es der Insolvenzverwalter beibringen“, warnte er.
Die eigene Preispolitik in Ordnung zu bringen, war auch ein wichtiges Anliegen, das der LVS-Präsident an seine Mitglieder hatte. „Qualität kann nur der liefern, der auch ordentlich für seine Leistung bezahlt wird.“ Er forderte ein klares Nein zu existenzbedrohenden Verhandlungsstrategien. Da in den Medien bereits verkündet würde, die Wirtschaft rechne mit höheren Transportpreisen, sollte man dies jetzt auch fordern. „Die Zeit ist reif für das Verständnis der verladenden Wirtschaft. Nutzen Sie die Chance, gehen Sie zu Ihren Kunden. Die Preise müssen rauf“, appellierte Richter an die Teilnehmer. Am Beispiel Automotive machte der Präsident des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV), Mathias Krage, die Situation deutlich: 2009 habe man diesen Bereich mit Steuergeldern erheblich gestützt, jetzt verteile die mittlerweile gut verdienende Branche erhebliche Prämien an die Mitarbeiter. „Da muss man sich die Frage stellen, ob die sich nicht selber LKW kaufen und Fahrer suchen sollten, um uns zu zeigen, wie man zu den Preisen fahren kann, zu denen wir fahren sollen“, so Krage.
Er wies darauf hin, dass schon die schwierige Personalsituation im Gewerbe einen Anstieg der Gehälter und damit der Personalkosten erforderlich mache. Dass die Löhne und Gehälter nicht von der Entwicklung in anderen Branchen abgehängt werden dürften, forderte auch Wieland Richter: „Wir müssen bei unseren Preisangeboten auch an unsere Arbeitnehmer denken.“
Wer so „läppische“ Angebote über 70 Euro und 130 Kilometern in Frachtenbörsen sehe, bis sie steigen würden, rief Schmidt die Unternehmer auf. „Haben Sie endlich mal genügend Stolz vor der eigenen Leistung und setzen Sie ordentliche Preis-Leistungs-Verhältnisse durch.“, so Schmidt. Seine Empfehlung: Auch einmal auf Aufträge verzichten und Kooperationen bilden, wo sich Umläufe nichtrechnen. (bb)
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