D&O-Versicherung: Das gilt zu beachten

In Kürze Die Wirtschaft stockt, Insolvenzzahlen steigen. Versicherer erwarten daher, dass Schadenersatzforderungen gegen Geschäftsführer weiter zunehmen. Eine D&O-Police schützt deren Privatvermögen. Doch sie muss genau passen und sollte unter anderem eine Rückwärtsdeckung beinhalten. Ein kleiner Fehler, eine Unachtsamkeit, eine eilige Unterschrift, ohne das Kleingedruckte genau zu lesen, und der finanzielle Schaden ist passiert. Vor Fehlentscheidungen sind Geschäftsführer nicht gefeit. Doch sie laufen Gefahr, dafür persönlich in Haftung genommen zu werden. Verletzen sie ihre kaufmännischen Sorgfaltspflichten, müssen sie mit ihrem Privatvermögen für den entstandenen Schaden der Gesellschaft aufkommen. "Sie haften, wenn sie wirtschaftlich nachteilige Verträge abschließen oder eine unzureichende IT-Anlage kaufen, die Mehrkosten verursacht, Fristen versäumen oder im Arbeitsrecht Fehler machen", zählt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), typische Fälle auf. Auch fehlerhafte Kalkulationen oder Jahresabschlüsse können sich als Bumerang erweisen. Selbst wenn der Fehler gar nicht auf das eigene Konto geht, sondern in den Verantwortungsbereich eines MitGeschäftsführers fällt. Denn Mitglieder der Geschäftsleitung einer GmbH sowie Vorstände einer AG müssen sich gegenseitig kontrollieren - sie haften gesamtschuldnerisch. Machen Unternehmen Schadenersatzansprüche gegen ihre Leitungsorgane geltend, geht es oft um sechsstellige Beträge. GmbH-Firmeninhaber aufgepasst! Auch von außen lauert Gefahr. GmbH-Geschäftsführern im Mittelstand ist dieses Risiko nicht immer bewusst. Besonders Firmeninhaber glauben oft, ausreichend geschützt zu sein, weil die Haftung der GmbH gegenüber Gläubigern auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt ist. Doch in einigen Fällen haften sie als Entscheidungsträger persönlich mit ihrem Privatvermögen - etwa für nicht abgeführte Steuern und Sozialabgaben. Ein hohes Risiko droht auch im Insolvenzfall, denn zum Jahresende laufen Erleichterungen aus der Corona-Zeit aus. Stellt man den Insolvenzantrag zu spät und bleibt so weniger Vermögen für die Gläubiger übrig, machen Insolvenzverwalter Ansprüche gegen die Firmenleitung geltend. "Geschäftsführer können dann persönlich für Zahlungen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit haftbar gemacht werden", sagt Käfer-Rohrbach. Bedingungen mitverhandeln Absichern lassen sich diese Risiken mit einer speziellen Haftpflichtversicherung für Leitungs- und Aufsichtsorgane, die Vermögensschäden abdeckt - der D&O-Police. Das Kürzel steht für Directors and Officers, das Konzept stammt aus den USA. Der Versicherer wehrt unberechtigte Forderungen ab, übernimmt Verteidigungs- und Anwaltskosten und zahlt berechtigte Schadenersatzansprüche bis zur vereinbarten Deckungssumme. Meist schließen Unternehmen die Police für ihre Führungskräfte ab - schon aus Eigeninteresse. Denn in 80 Prozent der Fälle stellen sie selbst Ansprüche gegen ihre Manager. Viele Betroffene könnten den Schaden nicht aus ihrem persönlichen Vermögen bezahlen. "Die D&O-Versicherung ist ein sicherer Partner, der für den Schaden aufkommt. Für Firmen ist die Police somit Bilanzschutz", betont Käfer-Rohrbach. Auch Geschäftsführer und Vorstände sollten auf dem Versicherungsschutz bestehen, um sich gegen Haftungsansprüche abzusichern. Es empfiehlt sich immer, mit am Tisch zu sitzen, um Leistungsumfang und Versicherungsbedingungen zu verhandeln. Denn eine D&O-Police ist nichts von der Stange. "Die vereinbarte Deckungssumme muss zum Umsatz und zum Risiko des Unternehmens passen, sonst besteht die Gefahr der Unterversicherung", so Käfer-Rohrbach. Sie empfiehlt Unternehmern, sich vor Vertragsabschluss von einem spezialisierten Versicherungs-Vermittler beraten zu lassen und das individuelle Risiko zu analysieren. Auch das Kleingedruckte sollten Unternehmenschefs genau lesen und darauf achten, dass der Ausschlusskatalog möglichst kurz ausfällt. Bei vorsätzlichen Pflichtverletzungen, Risiken aus Geschäften mit den USA sowie Strafen und Bußgeldern leisten die meisten Versicherer nicht. Geschäftsführer sollten aber sichergehen, dass die Assekuranz die meist hohen Anwalts- und Gerichtskosten übernimmt. Schließlich muss erst ein Gericht rechtskräftig feststellen, ob sie vorsätzlich oder nur fahrlässig gehandelt haben. Bei erwiesenem Vorsatz erlischt der D&O-Schutz rückwirkend. Nachhaftung wichtig Wichtig ist, dass Fehler im operativen Tagesgeschäft abgesichert sind. Sonst verlieren Firmenleitungen ihre Entscheidungsfreudigkeit - aus Angst falsch zu handeln und für den finanziellen Schaden persönlich aufkommen zu müssen. Zudem sollte die Police eine Rückwärtsdeckung bieten. Sie stellt sicher, dass auch Haftungsansprüche aus früheren unternehmerischen Entscheidungen abgesichert sind. Allerdings darf der Firma bei Abschluss der Police keine Pflichtverletzung bekannt sein, die später zu einem Schadenfall führt. Haftungsfälle können aber auch auftreten, wenn die Versicherung nicht mehr besteht. Deshalb sollte die Police Nachhaftungsrisiken abdecken. "Scheidet ein Geschäftsführer aus dem Unternehmen aus, besteht weiter Versicherungsschutz innerhalb der Nachmeldefristen", erklärt Käfer-Rohrbach. Üblich sind Nachmeldefristen von fünf bis zehn Jahren, die sich an den gesetzlichen Verjährungsfristen orientieren. Fehlt eine solche Klausel in der Unternehmenspolice, sollten Entscheider eine eigene D&O-Versicherung abschließen. Kosten abhängig vom Einzelfall Die Kosten variieren stark und reichen von einigen hundert bis einigen tausend Euro pro Jahr. Die Prämie wird immer individuell kalkuliert und orientiert sich am versicherten Risiko, an der Unternehmensgröße sowie der Branche. Je höher die Deckungssumme ausfällt und je mehr Leitungsorgane ein Betrieb absichern will, desto mehr zahlt er für die Police. Selbstbehalte sind üblich und wirken sich auch auf den Tarif aus. Vergleichen lohnt sich, doch das günstigste Angebot ist nicht immer das Beste. Unternehmen müssen daher den benötigten Versicherungsschutz im Voraus festlegen und Ausschlussklauseln kritisch hinterfragen. Online Richtig geschützt Damit die D&O-Versicherung zum Bedarf passt, sind einige Fragen zu klären. Abonnenten finden im Profiportal VR plus eine Checkliste mit den wichtigsten Punkten. www.verkehrsrundschau.de/plus/D-O

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