Cool bleiben, wenn es heiß wird

Diesen Tag werden Tausende von Autofahrern und der Fahrer eines mit Sojaschrot beladenen Sattelzugs nicht so schnell vergessen. Um 5.30 Uhr platzte auf der A 7 im Elbtunnel an der Zugmaschine ein Reifen und plötzlich stand auch der Motorraum in Flammen. Brennender Lkw mitten im Elbtunnel Glück im Unglück: Der Elbtunnel wird permanent von Rettungskräften überwacht und die Feuerwehr war schnell vor Ort. Den Qualm blies die Entlüftung nahezu vollständig nach draußen, sodass niemand verletzt wurde. Die Zugmaschine brannte komplett aus, am Auflieger entstand erheblicher Sachschaden. Der Elbtunnel musste voll gesperrt werden. Die Staus rund um das Nadelöhr erreichten eine Länge von insgesamt 50 Kilometer. Immer wieder sorgen brennende Lkw für dramatische Bilder quer durch die Republik. Ein brennender Tiefkühllaster verursachte Ende Februar auf der A 3 bei Würzburg eine Vollsperrung. Nur wenig später brannte auf einem Parkplatz im Landkreis Rosenheim ein Truck lichterloh und auch auf der Bundesstraße 76 bei Eckernförde ging nach einem Lkw-Brand nichts mehr. So ging es weiter im Februar: Lkw-Brand auf der A 8 bei Adelsried, auf der A 46 bei Haan, auf der A 4 bei Erfurt - die Reihe ließe sich beliebig verlängern. Zwar gehen Fahrzeugbrände nicht immer so dramatisch aus, wie sie aussehen, aber die Gefahr für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer ist hoch - ebenso die durchschnittliche Schadenhöhe. Daher ist es wichtig, die Ursachen für Lkw-Brände zu kennen, um solche Schäden zu vermeiden. Die Ursachen für Brände sind vielfältig. Sie reichen von technischen Defekten bis zur Fahrlässigkeit des Lkw-Lenkers. Fangen die Reifen Feuer, ist ein wesentlicher Grund das Fahren mit zu niedrigem Luftdruck. Der Rollwiderstand und damit die Abnutzung erhöhen sich. Insbesondere bei hohen Asphalttemperaturen im Sommer werden die Reifen weich, ihre Auflagefläche vergrößert sich, sie verschleißen schneller, überhitzen und können sich entzünden. Die Ursache von Reifenbränden ist oft auch ein Radlagerschaden oder eine festsitzende Bremse am Auflieger. Vorsicht bei zusätzlichen Elektrogeräten Ein Brand kann aber auch im Motorraum entstehen. Vereinfacht gesagt zum Beispiel dadurch, dass brennbare Betriebsflüssigkeiten wie Motoröl austreten und sich an heißen Metallteilen entzünden. Undichte Leitungen oder Ventile sind mögliche Schwachstellen. Auch bei dem Platzen eines Turboladers tritt in der Regel Öl aus, das sich leicht entzünden kann. Eine weitere Ursache können Kabelbrände sein, wenn zum Beispiel zwei stromführende Kabel sich berühren und es zu einem Kurzschluss kommt. Auch Überlastung der Kabelbäume kann ein Brandauslöser sein - beispielsweise durch den Anschluss zusätzlicher Geräte an die Fahrzeugelektronik. Der Klassiker in der Rubrik Fahrlässigkeit ist die achtlos aus dem Fenster geschnippte Zigarettenkippe, die durch den Fahrtwind wieder im Cockpit landet. Auch die Überlastung des Bordnetzes durch unsachgemäß eingebaute Elektrogeräte gehört zu den vermeidbaren Fehlern. Kommt es zum Brand auf der Ladungsfläche, ist dies ist in der Regel ein Fall für Gefahrgutprofis. Besonders gefährlich können Güter der Klasse 4.2 (selbstentzündliche Stoffe) werden. Es handelt sich dabei um flüssige oder feste Stoffe, Mischungen und Lösungen, die sich schon in kleinen Mengen beim Kontakt mit Luft innerhalb von fünf Minuten entzünden. Dazu kommen Stoffe und Gegenstände, Mischungen und Lösungen, die bei Kontakt mit Luft selbsterhitzungsfähig sind. Sie können sich nur in größeren Mengen (mehrere Kilogramm) und nach längeren Zeiträumen (Stunden oder Tagen) entzünden. Beispiele sind weißer Phosphor, Kohle (pflanzlichen Ursprungs), Fischmehl oder Firnisse. Zahlreiche Chemikalien entzünden sich auch bei Kontakt mit Wasser. Davon abgesehen ist die Ladung selten die eigentliche Brandursache, sondern führt eher zur Ausbreitung eines durch andere Faktoren verursachten Brandes. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Pannenhilfe www.verkehrsrundschau.de/dossiers Experten-Tipp So beugen Sie dem Risiko von Bränden durch Wartung vor - Lkw-Präventionsservices nutzen: Ob Reifen, Bremsen oder Kühlaggregat - Sensoren registrieren mittlerweile fast alles, was in Lkw oder Trailer geschieht. Moderne Pannenpräventionssysteme können solche Fahrzeugdaten aus den Telematiksystemen in Echtzeit verarbeiten und damit auch Brände rechtzeitig verhindern. Übersteigt zum Beispiel die Druckabweichung einen kritischen Wert, wird automatisch ein Serviceeinsatz ausgelöst. Für mittlere bis große Flotten lohnen sich entsprechende Systeme, wie sie auch der ADAC TruckService anbietet.- Für Fahrer gilt: Äußerste Vorsicht mit offenem Feuer und Zigaretten im Umkreis des Fahrzeugs. Elektronikbrände werden oft durch unsachgemäße Installationen wie bei Kaffeemaschinen oder Wasserkochern in der Fahrerkabine verursacht. Auch kleine Installationen sind eine Sache für Werkstattprofis. Eine sorgfältige Abfahrtskontrolle vermindert die Brandrisiken: Stimmt der Reifendruck? Gibt es Anzeichen für festsitzende Bremsen? Fallen Scheuerstellen an Kabeln auf? Last but not least: Brände im Motorraum oder das Platzen eines Turboladers kündigen sich vorher durch Geräusche oder das Fahrverhalten an. Am besten, einen Parkplatz oder den Seitenstreifen ansteuern - und den Pannendienst alarmieren.- Für Unternehmer gilt: Das Fahrzeug gemäß den Vorgaben warten lassen, das heißt, den Luftdruck immer wieder prüfen, den Ölwechsel nach Herstellervorgaben durchführen und Bremsen und Fahrwerk immer wieder warten. Last but not least: Das Verhalten im Brandfall lässt sich trainieren. Mit entsprechenden Trainings für Fahrer schützt der Arbeitgeber deren Leben und das anderer Verkehrsteilnehmer. Wie Lkw-Fahrer bei Bränden reagieren sollten Langsam weiterfahren, bis sich der brennende Reifen löst Bemerkt der Fahrer einen Brand, dann gilt: Anhalten des Fahrzeugs am Straßenrand, Selbstrettung, gegebenenfalls Bergung von Verletzten, Alarmieren der Feuerwehr, Absichern der Unfallstelle.Brandstelle absichern: Wie bei normalen Unfällen oder Pannen muss die Brandstelle mit einem Warndreieck abgesichert werden. Es ist bei Qualmentwicklung übrigens selten nötig das Fahrzeug mitten auf der Straße stehen zu lassen. Bei einem Brand im Motorraum dauert es rund fünf Minuten, bis sich die Flammen ins Fahrerhaus ausgebreitet haben. Ein sichereres Anhalten am Straßenrand oder auf dem Pannenstreifen ist in den meisten Fällen möglich. Generell gilt: So früh wie möglich die Feuerwehr alarmieren. Wichtig ist eine genaue Beschreibung der Fahrzeugposition und der Fahrtrichtung auf Autobahnen. Informationen zur Ladung sollte der Fahrer ebenfalls parat haben, vor allem wenn es sich um Gefahrgut handelt (Unfallblätter griffbereit halten).Löschversuche: Fängt ein Reifen Feuer, liegt die Reaktion im Ermessen des Fahrers. Der ADAC TruckService rät, beherzt auf dem Standstreifen weiterzufahren, bis sich der brennende Pneu von der Felge gelöst hat - im Schritttempo bei brennendem Vorderreifen. Hält der Fahrer sofort an, greift mit hoher Wahrscheinlichkeit das Feuer auf den Auflieger oder die Zugmaschine über und der Lkw brennt vollständig aus.Die meisten Fehler werden bei eigenen Löschversuchen gemacht. Richtig ist: Mit dem Feuerlöscher In kurzen Stößen das Feuer von unten nach oben bekämpfen - also nicht unkontrolliert den gesamten Inhalt des Feuerlöschers in einem Stoß in die Flammen entleeren. Den Umgang mit Feuerlöschgeräten sollte man als Berufskraftfahrer regelmäßig trainieren. Auf die Logistikbranche spezialisierte Seminaranbieter und Brandschutzfirmen haben entsprechende Kurse im Programm.cd

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