ChatGPT: Katalysator für die KI-Nutzung

In Kürze ChatGPT ist ein Chatbot, der von OpenAI entwickelt wurde. GPT steht dabei für Generative Pretrained Transformer, im Hintergrund arbeitet eine Künstliche Intelligenz mit einem neuronalen Netzwerk. Wir haben Experten dazu befragt, wie Unternehmen aus Spedition und Logistik mit ChatGPT arbeiten können. "ChatGPT hat tatsächlich das Zeug dazu, ein Gamechanger zu werden". So beschrieb Sören Kerner, Hauptabteilungsleiter KI und autonome Systeme am Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML), den aktuellen Hype um die Software kürzlich im Interview mit der VerkehrsRundschau (siehe Ausgabe 7). Schließlich ist der Chatbot in der Lage, aus wenigen Stichwörtern oder Fragen präzise Antworten oder ganze Artikel zu formulieren - und kommt dabei der menschlichen Sprache erstaunlich nahe. Die dahinter liegende Deep-Learning-Technologie basiert auf Erfahrungen und Lernprozessen von Algorithmen aus verschiedenen Netzwerken mit sehr großen Datenmengen. Im Grunde ist das System nicht neu, es gibt bereits heute einige Künstliche Intelligenzen (KI) mit großen Netzwerken. Aber: "ChatGPT ist deshalb so besonders", so Kerner, "weil es erstmals für die komplette Menschheit verfügbar ist." Hoher Reifegrad möglich Auch Joachim Getto, Partner bei der auf digitale Transformation spezialisierten Strategie- und Managementberatung Infront Consulting, sieht in ChatGPT eine zukunftsweisende Technologie. Er nennt die Fertigkeiten dieses Chatbots bereits beachtlich: "Die in kurzer Zeit erweiterten Themenbereiche und Verbesserungen durch freigegebene Updates lassen vermuten, dass recht schnell ein relativ hoher Reifegrad für die vorgesehenen Anwendungsbereiche möglich scheint." Diverse Einsatzbereiche denkbar Aber welche Anwendungsbereiche könnten das sein, wie können Unternehmen aus Spedition, Transport und Logistik konkret von ChatGPT profitieren? Kerner vom Fraunhofer IML hält es für denkbar, dass künftige Varianten eines neuen generativen Netzwerks bei der Lagerplanung helfen könnten, etwa indem sie verschiedene Pläne auf Basis von optimiert kombinierten Layouts anbieten. Auch bei der Automatisierung von Bestellvorgängen könnte KI eine Rolle spielen. Berater Getto weist zudem darauf hin, dass ChatGPT Programmcode in verschiedenen Programmiersprachen analysieren und schreiben könne. Somit könnte es auch für das Debugging von Code genutzt werden und die IT-Abteilungen der Logistikdienstleister entlasten. Als möglicherweise noch "ziemlich visionär" schätzt er das Szenario eines Programmier-Assistenten ein, "der in der Lage ist, auf simplen, in menschlicher Sprache gehaltenen Zuruf ganze Software-Landschaften zu schreiben." Wie in allen anderen Branchen auch, bestehe für die Transport- und Logistikbranche der Nutzen von ChatGPT aber auch im Erstellen von Texten, die beispielsweise Business-Pläne imitieren sollen. Mit der künftigen Integration in Microsoft Office könne ChatGPT beispielsweise im täglichen operativen Zusammenarbeiten knappe Zusammenfassungen von Besprechungen erstellen, Aufgaben empfehlen oder bei Bedarf für den Organisator der Besprechung gesprochenen Text live übersetzen, beschreibt Getto mögliche Einsatzfelder. Momentan seien aber alle Überlegungen hinsichtlich eines praxistauglichen Einsatzes von ChatGPT dadurch beschränkt, dass das Programm wohl nur mit Daten bis Ende 2021 trainiert wurde, gibt der Infront-Partner zu bedenken. Damit seien alle Handlungsfelder, in denen mit einer Leistungsverbesserung durch die Verwendung von Echtzeitdaten entlang der Lieferkette geliebäugelt wird, noch nicht praxistauglich. Neue Version kommt Sowohl Getto als auch Kerner weisen darauf hin, dass in Kürze eine erweiterte Version von ChatGPT erscheinen soll. Sie soll den Vorteil haben, dass sie mit aktuellen Daten trainiert wurde und der Leistungsumfang erweitert wird. Der Wermutstropfen: Die neue Version soll erstmals unter Lizenz von Microsoft laufen, das heißt: Nutzer teilen ihre Daten automatisch mit dem Software-Riesen. "Das wird deutschen Unternehmern wohl nicht gefallen", glaubt Kerner. Aber der Experte vom Fraunhofer IML betont gleichzeitig, dass der Chatbot selbst gar nicht die ultimative Lösung sein muss: "ChatGPT selbst ist nur eines von vielen Tools. Herausragend ist nicht primär die KI selbst, sondern die Tatsache, dass sie sehr gut trainiert wurde, also auf einen riesigen Datenschatz zugreifen kann." Getto sieht das ähnlich: "Möglicherweise kann ChatGPT - da momentan im besonderen Fokus - als Katalysator für die Intensivierung der Nutzung von KI im Allgemeinen dienen und der Transport- und Logistikbranche eine neue Vorreiterrolle ermöglichen."

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