Berlin. Die Bundesregierung hat am Dienstag einen umfangreichen Praxistest schwerer Elektro-Lkw eingeleitet. Zehn verschiedene Handels- und Logistikunternehmen werden die Lastwagen, die ausschließlich mit Strom fahren, nun im täglichen Warenverkehr ausprobieren. Der Einzelhandels-Verbund Edeka startet damit in Berlin und nutzt ein Jahr lang für die Belieferung seiner Filialen einen vollelektrischen Mercedes Benz EActros über 25 Tonnen mit Kühlaufbau, der zwischen 150 und 300 Kilometer pro Tag zurücklegen soll. Während des Be- und Entladens wird das Fahrzeug aufgeladen, sodass die Gesamtreichweite des EActros von bis zu 200 Kilometer laut Daimler mit einer Batterieladung optimal genutzt wird. Der Einsatz der Elektro-Lkw wird wissenschaftlich begleitet.
Rita Schwarzelühr-Sutter, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, sagte am Dienstag bei der Übergabe des EActros an Edeka in Berlin-Schöneberg: „Wer Nachhaltigkeit im Unternehmen großschreibt, muss schon in der Lieferkette und Logistik beginnen. Der Einsatz schwerer E-Lkw kann zu mehr Lebensqualität, sauberer Luft und Klimaschutz in den Städten beitragen.“ Mit diesem Praxistest mache Deutschland einen wichtigen Schritt hin zu dem Ziel, alle relevanten Fahrzeugklassen mit Verbrennungsmotor alternativ auch mit Strom betreiben zu können und somit auch die selbstgesteckten Klimaziele einzuhalten. „Selbst wenn wir so viele Güter wie möglich auf die Schiene verlagern – einen Verkehr ohne Lkw wird es nicht geben, insbesondere im lokalen und regionalen Verteilverkehr.“
Weitere Unternehmen machen mit
An dem neuen Flottentest mit E-Lkw nehmen folgende zehn Unternehmen teil: Edeka, Dachser, Hermes, Kraftverkehr Nagel, Ludwig Meyer, Pfenning Logistics, TBS Rhein-Neckar und Rigterink in Deutschland sowie Camion Transport und Migros in der Schweiz. Sie verteilen Waren im Stadtverkehr in völlig unterschiedlichen Branchen und Kategorien. Die Palette reicht von Lebensmitteln bis zu Bau- und Werkstoffen. Die Fahrzeuge werden dabei für Aufgaben eingesetzt, die sonst mit konventionellen Dieselantrieben erledigt werden.
Die Elektro-Lkw-Flotte ist mindestens bis Mitte 2020 im Einsatz. Mit ihr sollen unter anderem der Energiebedarf und die Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge bei den verschiedenen Einsatzszenarien ermittelt sowie in einer Öko-Bilanzierung die Umweltperformance der E-Lkw mit Diesel-Trucks über den gesamten Lebenszyklus verglichen werden. Die Forschungserkenntnisse fließen noch während der Tests in die Optimierungen der Fahrzeuge ein.
Bundesregierung fördert das Projekt
Die Bundesregierung fördert mit ihrem Projekt „Concept ELV2“ nach eigenen Angaben die Entwicklung und Erprobung schwerer Elektro-Lkw im Verteilverkehr. Das Vorhaben ist in zwei Teile gegliedert: Zum einen die Technologie-Entwicklung, in deren Rahmen zehn Elektro-Lkw umgebaut und auf nichtöffentlichen Strecken ausgiebig getestet werden. Dieser Teil wird durch das Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Zum anderen gibt es den Test im realen Straßenverkehr. Hierfür werden Lkw in den aktuellen Flotten von Handels- und Logistik-Unternehmen mit Stromantrieben ausgestattet und über längere Zeit im normalen Kundenbetrieb getestet. Diesen Teil des Forschungsprojektes fördert das Bundesumweltministerium. (ag)