Nach fast drei Jahren sehen sich die Bremer Spediteure seit dem letzten Herbst mit erheblichen Ladungsrückgängen konfrontiert. Mit diesem Anliegen meldeten sie sich bei der VR-Redaktion. Der Verein hatte hierzu eine Umfrage gestartet. Die zentralen Ergebnisse: Waren die Exporte im Jahr 2022 um elf Prozent und die Importe um immerhin knapp fünf Prozent gestiegen, erwarten die Unternehmen für dieses Jahr einen Rückgang bei den Exporten um acht Prozent und bei den Importen sogar um 15 Prozent. „Im vergangenen Geschäftsjahr konnten 75 Prozent der Unternehmen gute oder sogar sehr gute Ergebnisse erzielen“, freut sich der Vorsitzende Oliver Oestreich. Weitere 15 Prozent waren immerhin mit den erzielten Ergebnissen zufrieden. Für dieses Jahr erwarten die Unternehmen nur zu 15 Prozent gute Ergebnisse. Immerhin weitere 50 Prozent hoffen auf zufriedenstellende Ergebnisse.
Importrückgang durch verändertes Konsumverhalten?
Den starken Rückgang im Import erklären die Spediteure damit, dass die Läger des verbrauchernahen Handels noch gut gefüllt seien mit Gartengeräten und -ausstattungen, Sportartikeln, Elektroartikeln, Einrichtungsgegenständen und vielem mehr, mit dem sich die Konsumenten während der Coronazeit eingedeckt hätten. Nun aber gäben sie ihr Geld lieber für Reisen, Restaurantbesuche, Events, Kino und Theater aus. Die Händler blieben somit vorerst auf ihren Waren sitzen und bestellen keine neuen zum Beispiel aus Fernost.
Eine gute Seite können die Spediteure dem Abkühlen des Marktes allerdings abgewinnen. Das Verhältnis zu den Containerlinienreedereien scheint sich im operativen Geschäft wieder zu normalisieren. Das Verhältnis hatte während der Zeit der äußerst angespannten Seefrachtmärkte stark gelitten. Mit großer Skepsis sehen die Bremer die Bemühungen einzelner Reedereien, zunehmend in das Geschäft der Spedition einzusteigen. "Auch, wenn sich die Märkte beruhigt haben, suchen die Speditionsunternehmen weiterhin händeringend Personal. Im letzten Jahr konnten fast 40 Prozent der Unternehmen ihr Personal aufstocken. Auch für dieses Jahr planen 40 Prozent der Unternehmen Neueinstellungen. An Personalabbau denkt so gut wie kein Unternehmen. In der Spedition herrscht seit vielen Jahren, besonders auch hier am Bremer Markt, Vollbeschäftigung. Gute Speditionskaufleute werden immer gebraucht“ betont Oestreich. Nach wie vor bilden würden die Speditionsunternehmen kräftig ausbilden. Nach den aktuellen Zahlen aber sei zu befürchten, dass an die 100 neue Ausbildungsplätze im kommenden August unbesetzt bleiben werden.
"Vor diesem Hintergrund ist der Beschluss von Senat und der Bremischen Bürgerschaft, einen Ausbildungsunterstützungsfonds einzurichten, nicht nachvollziehbar. In den Fonds sollen alle Unternehmen bis zu 0,3 Prozent der Bruttolohnsumme einzahlen", heißt es im Schreiben des Vereins Bremer Spediteure. Für ein kleines Unternehmen mit 15 Mitarbeitern mache das etwa 3000 Euro aus. Die von dem Fonds ausgelobten 1500 bis 2500 Euro Prämie pro Auszubildenden und Jahr werde hingegen kein Unternehmen veranlassen, die Zahl seiner Ausbildungsplätze zu erhöhen, zumal er sie ohnehin nicht besetzen könne.