Bremen. Die Bremer Reedereien fordern eine verlässliche Unterstützung von der Bundesregierung. Die drastische Kürzung der Beihilfen durch den Bund stelle den Pakt zwischen der maritimen Wirtschaft und dem Bund insgesamt infrage, sagte der Vorsitzende des Bremer Rhedervereins, Thorsten Mackenthun, am Donnerstag. Sollte es bis Ende August keine Lösung geben, drohe eine Ausflaggungswelle. „Das geht ruckzuck.“
Nach Mackenthuns Angaben kostet ein unter deutscher Flagge fahrendes Schiff pro Jahr etwa 450.000 bis 500.000 Euro mehr als ein Schiff, das unter der Flagge eines Billigstaates wie Zypern oder Malta fährt. Mit den Hilfen des Bundes konnte dieser Wettbewerbsnachteil, der unter anderem aus den hohen Lohnnebenkosten in Deutschland resultiert, bislang auf rund 250.000 bis 300.000 Euro reduziert werden. Die Beihilfen aus Berlin hätten im vergangenen Jahr 57 Millionen Euro betragen.
Trotz dieser Gelder verbleibt nach Rechnung des Rhedervereins wegen der Steuereinnahmen und Sozialabgaben unter dem Strich ein Gewinn von mehr als 100.000 Euro pro Schiff und Jahr beim Fiskus und den Sozialkassen in Deutschland. Die Reedereien haben nach Mackenthuns Überzeugung ihren Teil des 1998 begonnenen schifffahrtspolitischen Bündnisses erfüllt und bis Ende 2008 mehr als 500 Schiffe unter deutsche Flagge geholt. Die Ausbildungszahlen wurden verdoppelt, die Kapazitäten an den nautischen Hochschulen mit Hilfe der Reeder ausgebaut.
Mackenthun kritisierte die Bundesregierung, weil sie jetzt nach ihrer Kürzungsentscheidung ein Gutachten zur Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Flagge einholen wolle. „Das ist aus unserer Sicht Zeitschinderei. Es gibt überhaupt keine neuen Erkenntnisse.“ Weil Schifffahrt international sei, lasse sie sich von Deutschland aus ebenso gut und deutlich günstiger unter ausländischer Flagge betreiben. Das hätte aber an anderer Stelle negative Auswirkung, sagte der Vorsitzende: „Ohne nautischen Nachwuchs drohen Reedereistandorte mittel- bis langfristig auszutrocknen.“ In Bremen und an der Unterweser werden nach Angaben des Vereins mehr als 400 Schiffe bereedert. Rund 1000 kaufmännische Mitarbeiter seien in diesem Bereich beschäftigt. Auf den Schiffen haben etwa 8000 Seeleute Arbeit.
Die Wirtschaftslage sei nach der schweren Krise für die Reedereien je nach Schiffstyp und Schiffsgröße sehr unterschiedlich. Bei Containerschiffen mit mehr als 2000 Standardcontainern sei die Lage befriedigend, bei kleineren Schiffen schwierig. Ähnliche differenziert sei das Bild beim Transport von Massengütern, bei der Tank- und Projektschifffahrt. (dpa)
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