Logistikregion Leipzig - Halle: Blühende Landschaft

Durch eine gemeinsame Anstrengung wird es uns gelingen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Sachsen und Thüringen schon bald wieder in blühende Landschaften zu verwandeln, in denen es sich zu leben und zu arbeiten lohnt", so der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in einer Fernsehansprache am 1. Juli 1990. Er sollte Recht behalten - teilweise. Denn zumindest in Sachsen und Sachsen-Anhalt ist mit der Region Leipzig-Halle eine blühende Logistiklandschaft entstanden. Laut einer Studie vom Fraunhofer IIS ist das Städte-Duo die beste Logistikregion in Ostdeutschland und hat den Rang eines europäischen Gateways erreicht. Erst mit großem Abstand folgt in den neuen Ländern die E-Commerce-Boomtown Erfurt. Kleiner Preis für große Leistung "Leipzig-Halle bietet ein ganz hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis", urteilt Uwe Veres-Homm, Experte für Logistikstandorte beim Fraunhofer IIS. Sicher, in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung haben dazu auch die Fördermittel der EU beigetragen. Vor allem bei der Ansiedlung der beiden Automobilwerke (siehe Zeitleiste) habe das ganz sicher eine Rolle gespielt, so Veres-Homm. "Aber die Zeiten sind lange vorbei und die Region steht auf ihren eigenen Füßen." Die Neubauten in der jüngeren Vergangenheit mussten ohne einen großen Griff in europäische Fördertöpfe auskommen. Zahlen des Immobiliendienstleisters Jones Lang LaSalle belegen: Außer in Zeiten der Wirtschaftskrise haben Eigennutzer und Investoren fleißig Lagerhallen im und um das Städte-Tandem gebaut. Und auch 2015 liegen die Bauaktivitäten zum Halbjahr fast auf Rekordniveau. Vor allem Unternehmen, die ihr Geld im Einzelhandel, im E-Commerce oder mit Logistikdienstleistungen verdienen, bauen hier gerne Logistikzentren. Damit wird, so Veres-Homm, auch ein Manko der Region deutlich. Anders als in anderen Automobil-Metropolen haben sich hier wenig Zulieferer angesiedelt. Deren Fehlen kompensieren die vielen großen Lagerhallen der Logistikdienstleister. Den Anfang mit einem richtig großen Lagerbau machte 1995 Quelle. Die 100.000 Quadratmeter Lagerfläche bilden nach wie vor den größten Komplex an der Grenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Von dem Versandhändler auch gebaut, um sich die seinerzeit nicht nur dem Namen nach noch neuen Länder als Absatzmarkt zu erschließen, glaubt Veres-Homm. Fragen lässt sich dazu niemand mehr. Quelle ist längst Geschichte und das Lager wird mittlerweile, zumindest teilweise, von anderen Unternehmen genutzt. Ebenfalls zu den Pionieren in der aufkeimenden Logistiklandschaft gehören Kaufland und Arvato. Von Berlin einmal abgesehen ist die Region Leipzig-Halle der einzig nennenswert besiedelte Ballungsraum im Osten und bietet so zumindest einen begrenzten Absatzmarkt direkt vor der Haustür. Das lockt die Einzelhändler. Die E-Commerceler schätzen das DHL-Hub und den Flughafen mit Nachtfluggenehmigung, so Britt Habermann von Jones Lang LaSalle: "Der Flughafen war zur richtigen Zeit am richtigen Ort." Zudem seien die Wirtschaftsförderer in der Region richtig gut, im Gegensatz zu denen der Konkurrenz-Region Berlin-Brandenburg. Dort würden sich die Kommunen die Kunden "gegenseitig streitig machen" und so am Ende vergraulen. In Leipzig-Halle kämen neue Siedler dagegen schnell und unbürokratisch an die benötigen Genehmigungen. So habe dann auch nicht Berlin, sondern Leipzig-Halle profitiert, als sich in jüngerer Vergangenheit nicht Deutschland, sondern Europa gen Osten erweitert hat. Womit bewiesen wäre: Ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ist ein Garant für -- Wachstum. Auf der Preis-Seite stehen: stabile bis tendenziell sinkende Mieten für Logistikflächen zwischen 1,00 und 5,50 Euro - 5,50 in den Spitzenlagen und am Flugplatz, 1,00 im Umland. Grundstückspreise zwischen 10 und 60 Euro - 60 im GVZ und am Flughafen, 10 im Umland. Hinzu kommt das im Osten geringere Lohnniveau. Und: Sowohl Arbeitskräfte als auch Bauland sind noch verfügbar. Auf der Leistungsseite befinden sich: der Ballungsraum selbst, die gute Infrastruktur mit staufreien Autobahnen in alle vier Himmelsrichtungen, der Flughafen und Bahnanbindungen mit KV-Terminals. Das ist der Nährboden für blühende Logistiklandschaften. 1995Den Anfang macht der mittlerweile pleitegegangene Versandhändler Quelle mit seinem 100.000 Quadratmeter großen Verteilzentrum in Leipzig.2002Granden von einst: Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) bei der Eröffnung des Porsche-Werks.2005Die Bayerischen Motoren Werke (BMW) starten mit 2000 Mitarbeitern die Produktion des 3er-BMW in ihrem neuen Werk im sächsischen Leipzig.2008Die ersten Frachtflieger heben vom neuen, 300 Millionen Euro teuren DHL-Hub am Flughafen Leipzig-Halle ab. 2000 Menschen arbeiten hier.2010Edeka mag die Region: Neben dem Logistikzentrum in Landsberg bei Halle baute der Einzelhändler große Lager in Halle und Borna bei Leipzig.2015Die E-Commerce-Tochter des Online-Auktionshauses Ebay fährt derzeit ihr neues 28.000 Quadratmeter großes Lager hoch. 170 Jobs entstehen.

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