Berlin. Der BGA-Großhandelsindikator ist so gut wie seit drei Jahren nicht mehr. Das erklärte Anton F. Börner, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), heute in Berlin anlässlich der Vorstellung der aktuellen Unternehmensbefragung des Verbandes. Der Indikator, der zum zweiten Mal in Folge zugelegt hat, liegt nun mit 132 Punkten klar im positiven Bereich. Die Stimmung im Großhandel habe sich damit nochmals kräftig verbessert.
Der Indikator übertreffe das Vorkrisen-Niveau 2008 und liege nur knapp unter dem Spitzenwert im ersten Halbjahr 2007. Die aktuelle Geschäftslage sind mit 36 Punkte auf 130 Punkte kräftig gestiegen. Mit fast 134 Punkten erreichen die Geschäftserwartungen einen neuen Spitzenwert und liegen erneut über der aktuellen Lagebewertung. Die Motoren des Aufschwungs liegen laut BGA sowohl in den außenwirtschaftlichen Impulsen als auch in der binnenwirtschaftlichen Belebung.
Konkret rechnet der Verband im laufenden Jahr 2010 für den Großhandel mit einem verbesserten Umsatzwachstum von rund zehn Prozent nominal und real um sechs Prozent. Für das Gesamtjahr ergibt sich hieraus ein Umsatzvolumen von 790 Milliarden Euro. Das entspricht dem Niveau von 2007. Damit dürfte binnen Jahresfrist etwas mehr als die Hälfte des Einbruchs im Jahr 2009 wieder ausgeglichen sein.
Auch gesamtwirtschaftlich wird 2010 laut BGA ein absolutes Ausnahmejahr, das sich so 2011 nicht wiederholen lässt: Der Verband sieht seine optimistische Prognose vom Jahresanfang mit einem Wachstum von drei Prozent im Wesentlichen bestätigt. Er rechnet jedoch damit, dass sich dieser Wert im nächsten Jahr mehr als halbieren wird auf dann 1,25 bis 1,5 Prozent. "Obwohl wir derzeit besser dastehen als unsere Nachbarn schauen wir nur verhalten optimistisch ins vierte Quartal und ins nächste Jahr 2011", sagte der BGA-Präsident.
Fast zwei Drittel der Großhändler befürchten, dass es der Bundesregierung nicht mehr gelingt, Wirtschaftsimpulse für einen selbsttragenden Aufschwung zu setzen. 54 Prozent der Unternehmen sehen den Staat auch in der wirtschaftspolitischen Verantwortung über Sparen und Konsolidieren hinaus: Sie plädieren für eine Doppelstrategie aus einer Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit (25 Prozent) - etwa durch die Begrenzung staatlicher Preistreiberei bei den Energie- und Transportkosten - sowie für eine Stärkung der binnenwirtschaftlichen Kräfte (29 Prozent), damit Deutschland wieder auf einen selbsttragenden Wachstumskurs gelangt. (ab)