Beste Voraussetzungen für Logistiker

Mönchengladbach bekommt einen weiteren Logistikriesen. Derzeit baut der Hamburger Projektentwickler Ixocon für Amazon ein riesiges Logistikzentrum. Im Gewerbegebiet Rheindahlen in Mönchengladbach entsteht eine dreigeschossige Immobilie mit 140.000 Quadratmetern Nutzfläche. Nach der Fertigstellung wird es das größte Logistikzentrum des Konzerns hierzulande sein. Die Stadt entwickelt sich seit Jahren zu einem Hotspot der Logistik. 2017 zeichnete die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordrhein-Westfalen Mönchengladbach gar als besten Logistikstandort des Bundeslandes aus. Der Erfolg lässt sich an Namen ablesen: Adidas, DHL, Primark, Vanderlande und Zalando haben sich dort niedergelassen. Ausnahmeregelungen für Logistiker Nicht nur in Mönchengladbach, in der gesamten Region Niederrhein setzen die Städte auf die Logistik. "Die Wirtschaftsförderungen haben das Potenzial der Logistik für ihre Region erkannt", beobachtet Kuno Neumeier, Geschäftsführer der Logistikimmobilienberatung Logivest. Für viele Unternehmen sei der Niederrhein eine willkommene Ausweichmöglichkeit, wenn im Ruhrgebiet keine Flächen mehr vorhanden sind. Die positive Einstellung der Politik gegenüber der Logistik zeigt sich auch in dem kürzlich angepassten Landesentwicklungsplan (LEP) der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Darin sind Ausnahmeregelungen vorgesehen, die es den Kommunen erleichtern sollen, Logistikbetriebe außerhalb von bestehenden Siedlungsgebieten anzusiedeln. "Das schafft Freiräume für die Logistik, ohne Wohngebiete zusätzlich zu belasten", kommentiert Burkhard Landers, Präsident der niederrheinischen IHK, die Initiative. Der geänderte LEP soll im ersten Halbjahr 2019 in Kraft treten. Doch auch ohne diese Erleichterung gibt es Potenziale für weitere Ansiedlungen. Flächenreserven sehen die Handelskammern unter anderem in den interkommunalen Gewerbegebieten Dormagen/Neuss Silbersee, in Grevenbroich/Jüchen an der A 540 sowie im Gewerbegebiet Mackenstein zwischen Mönchengladbach und Viersen. Nicht alle Standorte sind automatisch attraktiv. Das zeigt sich zum Beispiel an der schwierigen Vermarktung des 50 Hektar großen Gewerbeparks Goch-Weeze. Eigentlich sollen sich dort auch Logistikunternehmen ansiedeln. Doch die Nachfrage scheint gering. Aktuell erweitert der Industrie-Immobilien-Konzern Segro seinen bestehenden Logistics Park im Krefelder Süden. Bis Ende 2018 sollen dort über 10.000 Quadratmeter neue Hallenflächen entstehen. Nach der Erweiterung wird der größte Segro-Park in Deutschland mehr als 220.000 Quadratmeter umfassen. Mieter sind schon heute die Logistikdienstleister DSV und Expeditors International sowie der Sportartikelhersteller Asics. Die Region Niederrhein gehöre laut dem Fraunhofer Institut zu den Top-5-Standorten in Deutschland und werde von Logistikdienstleistern stark nachgefragt, betont Segro-Deutschlandchef Andreas Fleischer. Günstige Grundstückspreise Für Logivest-Manager Neumeier punktet diese Region vor allem mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis bei den Grundstückspreisen. Während in den Topregionen mittlerweile bis zu 200 Euro je Quadratmeter bezahlt werden müssten, seien es am Niederrhein oftmals unter 100 Euro je Quadratmeter. Zahlen untermauern die Stellung der Region. Mehr als jeder zehnte Arbeitsplatz am Niederrhein hat mit Logistik zu tun. Im Umkreis von 100 Kilometern sind 16 Millionen Konsumenten erreichbar. Nach Angaben der Wirtschaftsförderung Invest in Niederrhein betreiben Logistikdienstleister etwa die Hälfte der Logistiklächen. Weitere 19 Prozent bearbeitet der Handel. Doch auch Lebensmittel-, Automobil- und Chemieindustrie sind stark vertreten. Die Region kann insbesondere mit ihrer Trimodalität punkten: Der Niederrhein ist nach Hamburg und den Bremischen Häfen der wichtigste Umschlagplatz in Deutschland. Einen großen Anteil daran hat der Duisport, Europas größter Binnenhafen. Als Verbindungsregion zwischen den niederländischen Seehäfen und dem Ruhrgebiet profitiert der Niederrhein von der Entwicklung in Amsterdam, Antwerpen und Rotterdam. Hier spekuliert die Region darauf, dass diese Häfen immer mehr an ihre Belastungsgrenze kommen und damit mehr Verkehre und Dienstleistungen ans Hinterland abgegeben werden. Um das besser zu vermarkten, haben sich die Häfen Wesel, Voerde, Rheinberg-Orsoy und Emmerich zur Marketinggesellschaft DeltaPort zusammengeschlossen. Der gemeinsame Auftritt soll die Funktion als Hinterlanddrehscheibe für die großen Seehäfen stärker betonen. Sorgenkind Infrastruktur Um das Wachstum in Zukunft stemmen zu können, muss die Infrastruktur mithalten. Hier gibt es nach Ansicht aller Akteure akuten Handlungsbedarf. So fordert IHK-Mann Landers etwa, die geplante Rhein-Vertiefung endlich in Angriff zu nehmen. Insbesondere Straßen und vor allem Rhein-Brücken sind dem wachsenden Aufkommen schon lange nicht mehr gewachsen. Die Politik ist sich der Situation durchaus bewusst: "Für unseren Logistikstandort sind freie Wege von entscheidender Funktion", erklärte die Duisburger Stadtdirektorin Dörte Diemert jüngst bei einem Treffen des Vereins Metropolregion Rheinland, der Stadt Duisburg und der niederrheinischen IHK. Ausbaubedarf gibt es auch bei der Schiene. Die Verbindungen nach Rotterdam und Antwerpen, die Betuwe-Linie und der eiserne Rhein sind wichtige Logistikrouten, die seit Jahrzehnten im Gespräch sind. Die Umsetzung kommt aber nur zögerlich voran. Immerhin bekommt die Bahnstrecke zwischen Emmerich und Oberhausen als Verlängerung der Betuwe-Linie ein drittes Gleis, das vor allem vom Güterverkehr genutzt werden soll. Mehr zum Thema im Dossier Logistikregionen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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