Best Azubi 2023: Das Rennen beginnt!

Wenn man aktuell etwas über das Thema berufliche Ausbildung liest, ist es selten etwas Positives. Noch nie sei es für Betriebe schwieriger gewesen, geeignete Azubis zu finden, hieß es etwa vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) nach einer Befragung unter rund 15.000 Ausbildungsunternehmen. Die Corona-Krise habe den langfristigen Trend verschärft, dass immer weniger junge Leute die duale Ausbildung wählen, lautet das Fazit des Statistischen Bundesamts nach einer Auswertung der Zahl bestehender Ausbildungsverträge Ende August. Seit Ende 2011 sank demnach die Gesamtzahl an Auszubildenden bis Ende des vergangenen Jahres um 14 Prozent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund schlug kürzlich in seinem Ausbildungsreport ebenfalls Alarm: Der Ausbildungsmarkt habe sich "noch lange nicht vom Corona-Schock erholt", sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. Auch der Logistik fällt es nicht leicht, geeignete Nachwuchskräfte zu finden. Hatte der Anteil der Transport- und Logistikunternehmen, die nicht alle offenen Ausbildungsstellen besetzen konnten, im Jahr 2018 noch 40 Prozent betragen, belief er sich laut DIHK im letzten Jahr bereits auf 54 Prozent. Als Grund für die Nichtbesetzung werde von den befragten Betrieben immer häufiger das komplette Ausbleiben von Bewerbungen genannt. Aber warum ist das einstige deutsche Erfolgsmodell so aufs Abstellgleis geraten? Einer der Gründe, warum das Thema Fachkräftemangel generell gerade heiß diskutiert wird, ist der demografische Wandel. Die geburtenstarke Babyboomer-Generation geht nach und nach in Rente. Von der Generation Z, die jetzt in ihr Berufsleben startet, rücken weit weniger potenzielle Arbeitskräfte nach. Ein unbestritten wichtiger Faktor - aber nicht der einzige Grund für den Azubi-Mangel, wie Stefan Scheller weiß. Der 48-Jährige ist unter anderem Gründer von Persoblogger.de, einer bekannten deutschsprachigen HR-Webseite. Zu seinen Fachgebieten zählen Employer Branding, Personalmarketing, Recruiting und New Work. "Die berufliche Ausbildung hat völlig zu Unrecht einen vergleichsweise schlechteren Ruf als eine akademische Ausbildung", sagt Scheller. Viele junge Menschen, die die Möglichkeit haben, würden sich heutzutage lieber für ein Studium entscheiden. Um sie von einer dualen Ausbildung zu überzeugen, müssen sich Arbeitgeber viel mehr Mühe geben als früher, ist Scheller überzeugt - doch daran hapere es teilweise noch. Social Media und Work-Life-Balance "Ausbildung muss man als Unternehmen heutzutage zielgruppengerecht verkaufen", betont der HR-Experte. Dazu bedürfe es mehr als einer einfachen Stellenausschreibung. Zunächst müsse in Betrieben ein generelles Verständnis für die Lebenswelt und die Erwartungen der Generation Z an ihren ersten Job aufgebaut werden. "Viele junge Leute legen hohen Wert auf eine gute Work-Life-Balance", so der zweifache Familienvater. Auch die sozialen Medien würden eine wichtige Rolle spielen - für das Recruiting, aber auch die Zeit während der Ausbildung. Weitere Pluspunkte aus Sicht Schellers gibt es für Firmen, die einen engen persönlichen und wertschätzenden Kontakt zu ihren Azubis pflegen und auch den Spaß an der Ausbildung nicht zu kurz kommen lassen. Das sind Dinge, die auch viele mittelständische Transport- und Logistikunternehmen bereits erkannt haben. Nur die konkrete Umsetzung fällt manch einem im stressigen Geschäftsalltag nicht leicht. Ein Branchenbetrieb, der seinen internen Azubi-Rekord mit Start des diesjährigen Ausbildungsjahres geknackt hat, ist die L.I.T. Gruppe. 40 angehende Fachkräfte konnte der international tätige Logistikdienstleister aus Brake für sich gewinnen. Insgesamt beschäftigt das niedersächsische Unternehmen über 3900 Mitarbeiter an 78 Standorten und verzeichnete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 575 Millionen Euro. Obwohl Ausbildungsleiterin Astrid Jonat mit dem Ergebnis ihrer Nachwuchssuche insgesamt zufrieden ist, muss auch sie zugeben: "Dieses Jahr war es deutlich schwieriger, passende Auszubildende zu finden, als in den Jahren zuvor." Viele Schülerinnen und Schüler seien über die Berufsauswahl, die ihnen zur Verfügung steht, nicht ausreichend informiert gewesen. Dabei macht L.I.T. nach Jonats Angaben einiges, um Nachwuchskräfte zu gewinnen. Besuche an Schulen und auf Ausbildungsmessen, verschiedene Angebote von Praktika, Betriebsbesichtigungen, Unternehmensprofile auf den Social-Media-Kanälen Facebook (vor allem für die Eltern) und Instagram - man versuche auf diversen Wegen, an die Jugend heranzukommen, betont die Ausbildungsverantwortliche. Auch bei der Ausbildungsgestaltung setzt das Unternehmen laut Jonat bereits viel von dem um, was HR-Experte Scheller rät. So gibt es bei L.I.T. etwa ein Patenprogramm - jeder neue Azubi bekommt in Form eines erfahrenen Azubis einen Paten zur Seite gestellt, der den Neuankömmling in den ersten Monaten eng begleitet. Der Erstkontakt finde bereits vor dem Ausbildungsstart statt, erzählt Jonat. Eigenverantwortung lernen Für Abwechslung sollen verschiedene Projekte sorgen: So dürfen die Nachwuchskräfte unter anderem einen Azubi-Truck selbst gestalten oder den unternehmenseigenen "Zukunftstag" organisieren, werden beim Instagram-Auftritt von L.I.T. eingebunden und können an Ausbildungsläufen und Wettbewerben teilnehmen. "Best Azubi ist ein super Wettbewerb", lobt Jonat in dem Zusammenhang. "Wir rufen unsere angehenden Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung jedes Jahr auf, daran teilzunehmen. So lernen sie viel dazu - etwa, indem sie die Verantwortlichen für die unterschiedlichen Bereiche kontaktieren." (Mehr dazu s. Kasten unten). Bei der letzten Teilnahme belegte L.I.T. Platz neun. Der Wettbewerb, den es bereits seit 2008 gibt, liegt laut Scheller im Trend: Um Nachwuchskräfte für eine Ausbildung zu begeistern, empfiehlt er auch den Einsatz von Spielemechaniken, im Fachjargon Gamification genannt. Recruitainment bezeichnet wiederum den Einsatz von Gamification für die Personalgewinnung. "Erfolgreiches Personalmarketing richtet sich heute stärker denn je auf die Zielgruppe aus", betont der Fachmann. Verliert die persönliche Ansprache in dieser Welt an Bedeutung? "Im Gegenteil!", lautet Schellers klare Antwort. "Die persönliche Ansprache ist immer noch die Königsdisziplin und das Allerbeste, um Menschen von sich zu überzeugen." Mehr zum Thema finden Sie unter #BestAzubi www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Die Corona-Krise hat die ohnehin schwierige Ausbildungssituation in Deutschland noch verschärft. Ein HR-Experte und ein Branchenbetrieb zeigen, wie man trotzdem an den Nachwuchs herankommen kann. Dabei spielt auch der Wissenswettbewerb "Best Azubi" eine Rolle, der mit dieser Ausgabe wieder startet. 54 Prozent der Transport- und Logistikunternehmen konnten laut DIHK im vergangenen Jahr nicht alle offenen Ausbildungsplätze besetzen. Wissenswettbewerb Best Azubi 2023: Jetzt mitmachen und gewinnen! „Best Azubi 2023” geht am 7. Oktober in die nächste Runde: Bei Deutschlands größtem Wissenstest für angehende Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung können Auszubildende beweisen, was sie können – und Preisgelder in Höhe von insgesamt 10.000 Euro gewinnen. Auch in diesem Jahr unterstützen wieder renommierte Unternehmen „Best Azubi“. Dafür ein herzliches Dankeschön an den Hauptsponsor KRAVAG und den Unterstützerkreis Ansorge Logistik, InTime Express Logistik, Johann Dettendorfer Spedition Ferntrans, LTG – Landauer Transportgesellschaft Doll und Universal Transport.Profifragen von Unternehmens-Chefs In diesem Jahr feiert „Best Azubi“ Jubiläum: Vor 15 Jahren wurde der Wissenswettbewerb von der VerkehrsRundschau initiiert und lockt seitdem jedes Jahr jährlich mehr als 1000 Auszubildende im Schnitt, die bei Best Azubi mitmachen. Der Clou anlässlich unseres Jubiläums: Der/Die Gewinner/-in von „Best Azubi“ erlebt an der Seite von Jürgen Wolpert, Geschäftsführer von Zufall Logistics Group, einen Tag lang, was es heißt, ein Speditions- und Logistikunternehmen zu leiten. Zunächst aber gilt es, 40 Multiple-Choice-Fragen in vier Fragebögen zu knacken. Der erste Fragebogen erscheint am 7. Oktober in der vorliegenden VerkehrsRundschau-Ausgabe, der vierte und letzte Fragebogen am 18.11.2022 in der Ausgabe VR 23/2022. Alle Fragebögen und Teilnahmebedingungen finden sich unter www.best-azubi.de. Besonderheit von „Best Azubi“ ist: Die Profi- und Wissensfragen des Wettbewerbs kommen auch in diesem Jahr von namhaften Unternehmens-Chefs und Experten, etwa von Roland Dressler, CEO Schenker Deutschland, Felix Fiege, Vorstand Fiege Group, Anja Ludwig, Leiterin Kompetenzzentrum Straßenverkehrsgewerbe und Logistik R+V Allgemeine Versicherung Kravag-Logistic Versicherung, und Carsten Taucke, CEO Nagel-Group. Auch an sie alle einen herzlichen Dank! eh

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