Frankfurt/Main. Zehntausende Haushalte in Nord- und Osthessen sowie angrenzenden Gebieten in Thüringen, Niedersachsen und Westfalen haben zu Wochenbeginn keine Post erhalten. Grund war eine Betriebsversammlung von Post-Mitarbeitern im hessischen Alsfeld, wie der Betriebsratsvorsitzende der Niederlassung Kassel, Karl-Friedrich Sude, am Montag mitteilte. „Wir sind bereit zu einem Streik, selbst wenn es ein langer Ausstand werden sollte“, sagte Sude. An der Betriebsversammlung hatten den Angaben zufolge 1500 Mitarbeiter teilgenommen. Anlass ist ein Streit um längere Arbeitszeiten. Laut Sude soll die Arbeitszeit von 38,5 auf 40, „wahrscheinlich aber auf 42 Stunden“ erhöht werden. „Das ist mit uns nicht zu machen.“ Zudem müsse mit niedrigeren Einstiegsgehältern gerechnet werden: „Bei den Zustellern sind es derzeit 10,80 Euro, mit der Tariferhöhung zum Jahreswechsel werden es gute elf Euro sein. Der Vorstand will das aber auf den Mindestlohn von 9,80 Euro runterdrücken und das werden sich die Arbeitnehmer nicht bieten lassen.“ Wenn es die Arbeitgeber zu einem Ausstand kommen lassen, könnte das in den November und den Dezember fallen, wenn die Weihnachtspost unterwegs ist, erklärte Sude. Auch norddeutsche Haushalte betroffen Auch die norddeutschen Haushalte müssen sich auf starke Einschränkungen bei der Postzustellung einstellen. An diesem Dienstag (22. September) werden in weiten Teilen Hamburgs weder Briefe noch Pakete ausgeteilt, wie die Gewerkschaft Verdi am Samstag in der Hansestadt ankündigte. Der Landesfachbereichsleiter von Verdi, Wolfgang Abel, bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Rund 960.000 Haushalte in Hamburg und im Hamburger Umland sind laut Verdi betroffen. Nur die Stadtteile südlich der Elbe sollen Post bekommen. Die Briefkästen bleiben wegen einer Betriebsversammlung der Postzusteller leer, die wegen der Sparpläne der Post einberufen wird, heißt es in der Mitteilung. Nach der Versammlung wollen die Beschäftigten am Dienstag einen Demonstrationszug in die Hamburger Innenstadt organisieren. „Der Postvorstand, der Millionengehälter für sich beansprucht, sollte lieber innovative Konzepte zur Umsatzsteigerung für den erstklassigen Briefbereich konzipieren, statt ständig zweitklassige Crashstrategien gegenüber den Bürgern und Beschäftigten zu praktizieren“, kritisierte Abel. Die Deutsche Post will unter anderem die Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 40 Stunden erhöhen, die geplante Tariferhöhung von drei Prozent verschieben sowie Sondertarife für neue Mitarbeiter auf dem Niveau von Mindestlöhnen einführen. Dagegen regt sich starker Protest bei den Mitarbeitern, die zu 80 Prozent Mitglied der Gewerkschaft Verdi sind. Abel kritisierte die geplanten Sparmaßnahmen angesichts der Milliongewinne der Post im Briefgeschäft als unverständlich. „Wer angesichts der Millionengewinne seit Monaten öffentlich zum Bruch erst im letzten Jahr abgeschlossener Tarifverträge aufruft, darf sich über Proteste der Beschäftigten nicht wundern.“ (dpa)
Behinderungen bei Postzustellung
Tarifkonflikt: Zehntausende Haushalte ohne Post / Verminderte Zustellung in Hessen, Thüringen, Niedersachsen, NRW und Hamburg