Der Thinktank CNA und die Logistik Initiative Bayern haben ihren Nachhaltigkeits-Index für den Freistaat für September veröffentlicht. Damit bewerten die Partner, wie sich Bedeutung und Wichtigkeit des Themas im Freistaat entwickeln. Auch die Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Logistikdienstleistungen wird von ihnen neben weiteren Punkten abgefragt.
Demnach bleibt der Index für die Transport- und Logistikbranche weiter stabil auf ungefähr gleichem Niveau, während die Aufträge in der bayerischen Transport- und Logistikbranche im aktuellen Monat einbrechen, teilen die Partner weiter mit.
Der Index für Bedeutung und Wichtigkeit von Nachhaltigkeit für die Branche liegt im September bei minus 6.9 Punkten. Im Vormonat waren es minus 5,9 Punkte.
Bezüglich der Zahlungsbereitschaft für nachhaltige Logistikdienstleistungen habe er sich sogar deutlich verbessern können, betonen die Partner. Er sank demnach von minus 31,4 auf minus 26,5 ab.
Weniger Leerfahrten als eine Maßnahme
Ebenfalls ein Thema der Umfrage war, wie sich mehr Nachhaltigkeit – insbesondere die Reduktion des CO2-Footprints von Logistikdienstleistungen – realisieren lässt. So sehen 66 Prozent der Befragten als eine geeignete Maßnahme, Leerfahrten zu reduzieren. 57 Prozent der Teilnehmer nennen die Optimierung von Warenflüssen. Aber auch die Elektrifizierung der Letzten Meile sowie generell Fördergelder für umweltfreundliche Antriebe (beide 52 Prozent) betrachten die Befragten als positive Impulse.
Der Nachhaltigkeits-Index wird im Rahmen des Logistik Barometer Bayern ermittelt. Die Experten-Befragung der bayerischen Transport- und Logistikbranche fragt monatlich Einschätzungen zur Bedeutung von wie auch zur Zahlungsbereitschaft für das Thema ab.
Bayerns Wirtschaft schrumpft überdurchschnittlich
Bayern stand zudem über viele Jahre in der Spitzengruppe der Bundesländer mit dem höchsten Wirtschaftswachstum. Derzeit ist es umgekehrt, jedenfalls nach einer ersten vorläufigen Berechnung.
Die derzeitige Schwäche der deutschen Wirtschaft trifft Bayern demnach überdurchschnittlich: Im ersten Halbjahr ist die Wirtschaftsleistung im Freistaat nach vorläufigen Zahlen inflationsbereinigt um 0,6 Prozent geschrumpft, verglichen mit einem bundesweiten Rückgang von 0,2 Prozent. Das teilte das Statistische Landesamt in Fürth mit.
Bayern lag damit in der Rangliste der am stärksten von der Wirtschaftsschwäche getroffenen Bundesländer auf Platz vier. In der Wirtschaft sehen viele Manager und auch Verbandsfunktionäre die derzeitige Krise mehr als nur eine der üblichen zyklischen Konjunkturflauten, sondern als Zeichen grundlegender Schwächung.
vbw sieht Deindustrialisierung „in vollem Gang“, DGB widerspricht
Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft - Dachverband der beiden Metallarbeitgeberverbände bayme und vbm - wertete die Meldung des Landesamts als Alarmsignal: „Die Deindustrialisierung ist in vollem Gange und wir befinden uns in einer Strukturkrise“, sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
Für Bayerns Wirtschaft als einer der größten Industriestandorte in Deutschland sei das ein dramatisches Signal mit bundespolitischer Bedeutung. Brossardt forderte die Berliner Koalition zur Entlastung der Unternehmen von Kosten und Bürokratie auf, sowie mit Blick auf die laufenden Tarifverhandlungen in der Metallindustrie einen maßvollen Tarifabschluss.
Der bayerische DGB-Vorsitzende Bernhard Stiedl widersprach: „Bayern erlebt keinen Niedergang der Industrie, sondern befindet sich in einem notwendigen Wandel“, betonte er. Energiewende, Digitalisierung der Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft seien große Herausforderungen, aber auch Chancen.
„Wer diesen Wandel als „Strukturkrise“ diffamiert, ignoriert die Realität: Es geht nicht darum, den alten Status quo zu bewahren, sondern die Wirtschaft fit für die Zukunft zu machen“, sagte Stiedl. „Statt jetzt einseitig nach Entlastungen für Unternehmen zu rufen und „maßvolle“ Tarifabschlüsse zu fordern, sollten wir den Fokus auf Investitionen in Innovation, Weiterbildung und nachhaltige Strukturen legen.“
Baden-Württemberg Negativspitzenreiter
Den größten Rückgang verzeichnete Baden-Württemberg mit einem inflationsbereinigten Minus von 1,3 Prozent. Auch in Bremen (-1,0) und Sachsen (-0,7) war die Wirtschaftsentwicklung noch schwächer als in Bayern.
Das Landesamt äußerte sich zu den Ursachen nicht. Sowohl in Bayern als auch in Baden-Württemberg spielt jedoch die exportorientierte Industrie eine große Rolle, die derzeit in vielen Auslandsmärkten sowohl mit schwacher Nachfrage als auch stärker werdender chinesischer Konkurrenz zu kämpfen hat. Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) machte die Berliner Bundesregierung verantwortlich.
Vorläufige Zahlen, Änderungen möglich
Nominell - das heißt ohne Berücksichtigung der Inflation - wuchs die bayerische Wirtschaft im ersten Halbjahr um 3,6 Prozent. Die Daten sind eine vorläufige Berechnung des Arbeitskreises „Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder“. Das Landesamt wies vorsorglich darauf hin, dass sich in späteren Berechnungen deutliche Abweichungen ergeben könnten.