Köln. Die Unternehmen im Straßengüterverkehr leiden nach wie vor stark unter der Coronapandemie. Das geht aus dem aktuellen Wochenbericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG) hervor, der am 4. Mai 2020 erschienen ist und abgeschlossen wurde am 29. April.
Frachtpreise am Spotmarkt sind auf "sehr niedrigem Niveau"
Demnach berichten im Straßengüterverkehr nach wie vor viele der befragten Unternehmen von hohen Auftragsrückgängen. Der Wettbewerbsdruck steige und die Frachtpreise am Spotmarkt seien auf einem sehr niedrigen Niveau. Die Befragten berichteten von Einschränkungen in wesentlichen Bereichen des verarbeitenden Gewerbes, beispielsweise in der Chemie-, Stahl und Maschinenbauindustrie. Einbußen vermeldeten die teilnehmenden Unternehmen bei internationalen Verkehren, vor allem aus Italien, Frankreich und Spanien. Mit Blick auf die schrittweisen Lockerungen der Corona-Maßnahmen erhoffen sich die Unternehmen wieder eine höhere Nachfrage im Einzelhandel und auch in der Automobilindustrie.
Angesichts der freien Kapazitäten am Markt befürchten viele Transportunternehmen, dass Neuausschreibungen erfolgen und die Vertragsfrachten gesenkt werden. „Dies sei nicht zuletzt vor dem Hintergrund der zuletzt gestiegenen Fahrerlöhne besorgniserregend“, heißt es in dem Bericht. Angesichts des erklärten Ziels vieler Unternehmen, ihr Fahrpersonal zu halten, seien Lohnkürzungen praktisch ausgeschlossen. So gab es bisher auch nach Aussagen der befragten Unternehmen kaum betriebsbedingte Kündigungen. Bei knapp der Hälfte der befragten Unternehmen befinden sich aktuell Mitarbeiter in Kurzarbeit.
Zahl der Kurzarbeiter steigen innerhalb eines Monats rapide an
Wie intensiv das Instrument Kurzarbeit genutzt wird, zeigen Zahlen aus dem Bericht zu diesem Thema. Waren in der Rubrik „Verkehr und Lagerei“ im Monat Januar und Februar noch 1864 beziehungsweise 1391 Personen gemeldet, die von Kurzarbeit betroffen waren, sind es im März 66.604 Personen gewesen. Allerdings muss man dazu wissen, dass zu dem Wirtschaftsabschnitt auch der Personenverkehr zählt, also auch Taxiunternehmen oder Unternehmen, die per Schiff oder Flugzeug Personen befördern.
Unternehmen entlassen kaum Berufskraftfahrer
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Berufskraftfahrer im Güterverkehr im März (nicht April) zeigt, dass in der Tat offenbar kaum Fahrer entlassen wurden. Im März 2020 lag diese Zahl bei 22.892, im Vergleich zum Vorjahresmonat ist das nur ein leichter Anstieg von 5,3 Prozent. Aber: Die Zahl der gemeldeten, freien Arbeitsstellen ist deutlich gesunken, und zwar von 18.496 (März 2019) auf 13.694 (März 2020). Das ist ein Minus von 26 Prozent.
Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Speditions- und Logistikkaufleute ist hingegen deutlich gestiegen, von 4.693 im März 2019 um 13,3 Prozent auf 5.318 (März 2020). Die Zahl der freien Stellen in dieser Berufsgruppe ist in diesem Zeitraum von 4.846 auf 3.383 gesunken, was einem Minus von 30,2 Prozent entspricht.
Engelt- und Kostenniveau im Schienengüterverkehr weitgehend konstant
Das BAG geht in seinem Bericht auch auf die anderen Verkehrsträger ein. Für die Mehrzahl der Eisenbahnverkehrsunternehmen ist die Auftragslage nach Schienengüterverkehrsleistungen eher schlecht. Immerhin, das Entgelt- und Kostenniveau wird als konstant beschrieben. Dennoch, die rückläufige Nachfrage führt dazu, dass sich der finanzielle Druck erhöht und sich negativ bemerkbar macht auf die Ertrags- und Liquiditätslage der Unternehmen.
Binnenschifffahrt leidet unter sinkender Nachfrage
Auch in der Binnenschifffahrt berichtet die Mehrheit der befragten Unternehmen weiterhin von rückläufigen Transportmengen aufgrund weggefallener Aufträge. Infolge von Werksschließungen und Produktionsdrosselungen würde sich die Nachfrage nach Gütertransporten in den meisten Gütersegmenten rückläufig entwickeln. So berichteten die befragten Unternehmen in der Trockengüterschifffahrt unter anderem von regional schwankenden, insgesamt jedoch deutlich rückläufigen Transporten von Stahlprodukten.
Kleiner Hoffnungsschimmer: Es treffen lauft den Marktteilnehmern in den Seehäfen wieder vermehrt Container aus China und anderen asiatischen Staaten mit Modeartikeln aus der Textilindustrie ein. Diese fänden allerdings zurzeit kaum Abnehmer, da die Warenhäuser durch den „Lockdown“ nur wenige Textilien verkaufen konnten. Deren Lager seien daher zurzeit noch gut gefüllt, so dass viele Container in den Seehäfen zunächst zwischengelagert würden. Die ohnehin knappen Lagerressourcen in und rund um die großen Überseehäfen seien insoweit in hohem Maße ausgeschöpft. (cd)
Stiglmair