BAG-Bericht: Lage im Transportmarkt bleibt schwierig

Köln. Die gute Nachricht: Die Nachfrage im Straßengüterverkehr hat sich zuletzt zunehmend stabilisiert, vor allem im Nah- und Regionalverkehr. Weniger positiv: Insgesamt liegen die beförderten Gütermengen unter den sonst zu dieser Jahreszeit üblichen Volumina. Dafür sind vor allem die aktuellen Einschränkungen im Gastronomie-, Tourismus- und Eventbereich sowie die teilweise fehlende Nachfrage aus einem erhofften Weihnachtsgeschäft verantwortlich. Das geht aus dem neuesten Bericht des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) hervor, für den die Transportwirtschaft alle vier Wochen zu ihrer Lage in der Corona-Krise befragt wird. Er ist am Montag erschienen und bezieht sich auf den Zeitraum von 6. November 2020 bis 3. Dezember 2020. Befragte Transportunternehmen berichteten nach Angaben des BAG zuletzt von großen Schwierigkeiten bei der Einsatzplanung ausländischer Beschäftigter bei Heimreisen. Durch neue Regelungen für Reiserückkehrer und mangelnde Testkapazitäten auf eine Corona-Infektion seien Beschäftigte nach Heimreisen oftmals von Quarantänemaßnahmen betroffen. Im Gegensatz dazu führten die verabschiedeten Quarantäneverordnungen nach Auskunft befragter Unternehmen bislang nicht zu bedeutenden Einschränkungen im grenzüberschreitenden Verkehr. Hoch beim Lkw-Maut-Fahrleistungsindex Der Positivtrend bei der Fahrleistung der mautpflichtigen Lastkraftwagen hielt auch im November an: Laut BAG ist die Fahrleistung nicht nur im Vergleich zum Vormonat gestiegen, sondern fällt auch höher aus, als in den zwölf Monaten vor Einsetzen der Coronakrise. Mehr dazu lesen Sie hier. In der KEP-Branche (Kurier-, Express-, Paketdienstleister) boomt es ebenfalls weiterhin. Unternehmen profitieren laut Bericht von überdurchschnittlich vielen Paketsendungen, vor allem im E-Commerce. Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsgeschäft würden zum Teil neue Auslieferungskonzepte erprobt. Langsame Entspannung im Schienengüterverkehr Die Nachfrage im Schienengüterverkehr erholt sich nach Angaben der befragten Unternehmen langsam, liegt im bisherigen Jahresverlauf jedoch weiterhin unterhalb des Vorjahresniveaus. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes lag die Verkehrsleistung im Zeitraum von Januar bis September 2020 demnach um rund 7,3 Prozent unter dem Wert des entsprechenden Zeitraums im Jahr 2019. Tendenzen zur einer nachhaltige Verbesserung der Auftrags-, Ertrags- und Liquiditätssituation würden sich nicht abzeichnen. Die Gefahr von Insolvenzen in der Branche wird von den Befragten aber eher als gering eingeschätzt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Lage rechnen die Unternehmen weiterhin mit großen Herausforderungen in den nächsten Wochen. KV mit Erholungseffekten, aber weiter unter Vorjahresniveau Im Kombinierten Verkehr (KV) bleibt die Nachfrage trotz Erholungseffekten im bisherigen Jahresverlauf ebenfalls hinter dem Vorjahresniveau zurück. Nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes lag das Aufkommen an Containern und Wechselbehältern im unbegleiteten KV im Zeitraum von Januar bis September 2020 um rund 3,4 Prozent unter dem Wert des entsprechenden Vorjahreszeitraums; das Aufkommen an beförderten Sattelanhängern sank im Vergleichszeitraum um rund 4,4 Prozent. Auf fast allen Verbindungen des KVs stehen freie Kapazitäten zur Verfügung.Binnenschiffer kritisieren Flickenteppich bei Quarantäne-Verordnung Unternehmen in der Binnenschifffahrt bewerten das Transportaufkommen in Abhängigkeit von dem regionalen Tätigkeitsschwerpunkt und den bedienten Segmenten der Befragten unterschiedlich. Insgesamt bleibe es trotz einiger positiver Entwicklungen hinter dem Vorkrisenniveau zurück. Dies sei insbesondere auf die zurückhaltende Nachfrage aus der Stahl- und Automobilindustrie und dem Maschinen- und Anlagenbau sowie auf hohe Rückgänge bei Importkohle zurückzuführen. In der Containerschifffahrt berichten Befragte vor dem Hintergrund des Weihnachtsgeschäfts von einer Verbesserung der Auftragssituation. Insgesamt ginge in der Binnenschifffahrt aber der Abschluss von Neuverträgen beziehungsweise die Verlängerung auslaufender Verträge häufig mit Preisnachlässen einher. Generell kritisieren befragte Unternehmen die uneinheitliche Umsetzung der Quarantäneverordnung des Bundes in den einzelnen Ländern. Die darin enthaltene 72-Stunden-Regel im grenzüberschreitenden Verkehr sei für die Binnenschifffahrt grundsätzlich nicht praxisgerecht. Sehr erleichtert seien die Unternehmen daher über jüngere Urteile von Verwaltungsgerichten in für die Binnenschifffahrt wichtigen Bundesländern gewesen, nach denen für die Branche Ausnahmeregelungen gewährt werden. Deutliche Umschlagrückgänge bei großen Seehäfen Die großen Seehäfen Hamburg, Rotterdam und Antwerpen verzeichneten in den ersten drei Quartalen 2020 allesamt mehr oder minder deutliche Umschlagsrückgänge. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum sank der Seegüterumschlag in Hamburg um rund 10,7 Prozent, in Rotterdam um rund 8,8 Prozent und in Antwerpen um rund 4,4 Prozent. Hafenübergreifend zeigten sich hohe Rückgänge beim Massengut-Umschlag, insbesondere von Erzen und Kohle. Der Hafen Hamburg verzeichnete mit einem Minus von rund 9,9 Prozent von allen genannten Häfen den höchsten Rückgang beim Containerumschlag (Basis: TEU); entsprechende Daten für die Bremischen Häfen liegen laut BAG noch nicht vor. Nach aktuellen Daten aus der amtlichen Seeverkehrsstatistik wurden in den ersten acht Monaten des Jahres 2020 in den deutschen Seehäfen rund 9,8 Prozent weniger Güter umgeschlagen als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Kurzarbeiter im Verkehr werden wieder mehr Die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Personen aus dem Bereich „Verkehr und Lagerei“ steigen laut dem BAG-Bericht wieder. Nach vorläufigen Angaben der Bundesagentur für Arbeit bedeuteten die im November 2020 eingegangenen 1108 Anzeigen in diesem Bereich und die 15.675 hiervon betroffenen Personen die jeweils höchsten Werte der letzten fünf Monate. Die Anzahl der Arbeitslosen stieg in der Berufshauptgruppe „Verkehr und Logistik (außer Fahrzeugführung)“ im November 2020 im Vergleich zum November 2019 um rund 36,3 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat nahm sie allerdings um rund 3,7 Prozent ab. In der Berufshauptgruppe „Führung von Fahrzeug- und Transportgeräten“ stieg die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum November 2019 um rund 31,6 Prozent, im Vergleich zum Oktober 2020 sank sie um rund 0,7 Prozent. (sn)

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