Köln. Die deutsche Wirtschaft und damit auch die Unternehmen im Straßengüterverkehr befinden sich auf einem allmählichen Erholungskurs. „Im Straßengüterverkehr entwickelte sich die Auftragslage vieler befragter Güterkraftverkehrsunternehmen zuletzt tendenziell steigend“, heißt es in dem aktuellen Corona-Wochenbericht des Bundesamtes für Güterverkehr (BAG).
Automobil, Chemie, Stahl und Maschinen- und Anlagenbau schwächeln noch immer
Die Richtung stimmt also, allerdings ist das derzeitige Aufkommen noch weit von dem des Jahres 2019 entfernt. So seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Aussagen der Unternehmen Auftragsrückgänge nicht selten in einer Größenordnung von 15 bis 20 Prozent zu verzeichnen. „Trotz leichter Verbesserungstendenzen sehen sich insbesondere befragte Transportunternehmen mit Kunden aus der Automobil-, Chemie- und Stahlindustrie sowie im Maschinen- und Anlagenbau weiterhin mit geringeren Beförderungsmengen konfrontiert“, heißt es in dem Bericht.
Besser sieht es hingegen im Baugewerbe aus. Dort bestehe weiterhin eine hohe Nachfrage nach Beförderungsleistungen, insbesondere im Hoch- und Tiefbau. Zu kämpfen haben die Unternehmen zudem mit einer tendenziell zunehmenden Volatilität der Auftragslage, so die Aussage einiger der Befragten. Auch aufgrund der täglich stark variierenden Auftragslage fallen die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen heterogen aus. Einige rechnen aktuell mit einer tendenziell schwächeren Nachfrage im Zuge der anstehenden Sommerferien. Langfristig befürchten viele Transportdienstleister angesichts der schwächelnden Konjunkturentwicklung fehlende Nachfrageimpulse aus der verladenen Wirtschaft.
Insolvenzgefahr scheint deutlich abzunehmen
Trotz der leicht verbesserten Lage berichten viele der vom BAG befragten Unternehmen von einer erhöhten Wettbewerbsintensität im Straßengüterverkehr. Nicht selten würden Vertrags- und Subunternehmen proaktiv nach Ladungsmengen fragen. Darüber hinaus verzeichneten viele Befragte weiterhin niedrigere Auslastungsgrade und höhere Leerkilometeranteile. Aber immerhin bezeichneten über 40 Prozent in der KW 29 ihre aktuelle Ertragslage als „gut“ oder „befriedigend“. Sehr positiv auch, dass keines der befragten Unternehmen eine aktuelle Insolvenzgefahr bei sich sieht.
In dem Bericht werden auch aktuelle Ergebnisse zum Lkw-Maut-Fahrleistungsindex vorgestellt. Demnach lagen im aktuellen Betrachtungszeitraum (4. Juli bis 10. Juli 2020) die bereinigten Indexwerte nur noch um 2,4 Prozent unter dem Vorkrisenniveau (Durchschnittswert im Zeitraum 1. Januar bis 22. März 2020). Auch die Unterscheidung zwischen in- und ausländischen Fahrzeugen hat sich angeglichen (Rückgang deutsche Lkw: 2,5 Prozent; Rückgang ausländische Lkw: 2,3 Prozent).
Aufkommen auf der Schiene spürbar geringer
Im Schienengüterverkehr sind die Beförderungsmengen nach Erkenntnissen des BAG aus Marktbeobachtungsgesprächen trotz Anzeichen einer Erholung insgesamt immer noch geringer als vor einem Jahr. Entsprechend besteht am Markt ein hohes Kapazitätsangebot. Ein Gutteil der befragten Eisenbahnverkehrsunternehmen bewertet die eigene Auftrags-, Umsatz-, Ertrags- und Liquiditätssituation weiterhin eher schlecht. Eine deutliche Verbesserung der Geschäftslage in den nächsten Monaten wird überwiegend nicht erwartet. Die Insolvenzgefahr für das eigene Unternehmen wird dennoch in der Regel als gering eingeschätzt.
Seehafenhinterlandverkehr per Binnenschiff leidet
Auch die Binnenschifffahrt leidet unter der Corona-Krise. Die Transportnachfrage bleibt weiter hinter dem Vorjahresniveau zurück, heißt es in dem BAG-Bericht. Hohe Im- und Exportrückgänge würden insbesondere den Seehafen-Hinterlandverkehr belasten. Neben der Corona-Pandemie beeinflussen nach Aussagen befragter Unternehmen derzeit saisonale Effekte die Transportnachfrage in der Binnenschifffahrt. Aufgrund von Produktionseinschränkungen vieler Auftraggeber während der Sommerferien bestünden für die Binnenschifffahrt während dieser Zeit regelmäßig weniger Transportaufträge.
Das BAG befragt die Unternehmen im Zwei-Wochen-Rhythmus. Die Erhebung der Daten wurden bei diesem Bericht zum 17. Juli abgeschlossen. (cd)