Auf Nummer sicher

Gut eine Dekade ist es her, als die ersten Systeme zur elektronischen Führerscheinkontrolle an den Start gingen. Mittlerweile tummeln sich zahlreiche digitale Helfer am Markt - man sollte meinen, dass die zeitaufwendige Sichtkontrolle mittlerweile ausgedient hat. Dem ist aber keinesfalls so: Wie eine Studie von Fleetcompetence und der Zeitschrift "Autoflotte" im vergangenen Jahr ermittelte, kontrolliert die Mehrheit der Fuhrparkverantwortlichen die Führerscheine der Dienstwagenfahrer über eine Sichtprüfung noch in Eigenregie (gut 48 Prozent), und fünf Prozent führen keine regelmäßigen Kontrollen durch. Wie die aktuelle Lage in Speditionen aussieht, ist hingegen nicht belegt, wenngleich sich in den letzten Jahren auch hier ein Trend zur elektronischen Führerscheinkontrolle herauskristallisiert haben dürfte. Mit der Fuhrparkgröße steigt schließlich auch das Risiko, sich strafbar zu machen (siehe auch Kasten rechts). Die ersten Systeme zur elektronischen Führerscheinkontrolle setzten auf eine Kombination aus Prüfstationen und Siegel. Hier kommen üblicherweise Barcodes oder RFID-Chips zum Einsatz, welche auf die Führerscheine geklebt werden. Eine solche Lösung nutzt auch die Gübau-Gruppe, zu der die unter anderem auf Justin-time-Verkehre spezialisierte Gübau Logistics in Wolfsburg sowie die auf Fernverkehr spezialisierte Gübau Cargo mit Sitz in Ludwigsfelde zählen. Im September 2017 stellte Gübau die Führerscheinkontrolle von Sichtprüfung auf eine Lösung des Anbieters Weinhöppel um. Die Führerscheine von allen Mitarbeitern, die einen Dienstwagen benutzen oder als Lkw-Fahrer tätig sind, werden von Fuhrparkleiter Carsten Raecke mit einem RFID-Aufkleber versehen. Besser öfter kontrollieren als zu wenig Die Fahrer müssen den Führerschein im Vier-Wochen-Turnus entweder an einem im Fahrerraum installierten Terminal einlesen oder für den Scan-Vorgang ins Büro des Fuhrparkleiters kommen. "Der Gesetzgeber legt sich nicht genau fest, in welchen Abständen eine Führerscheinkontrolle erfolgen muss. Ich gehe lieber auf Nummer sicher und lasse neben dem monatlichen Einlesen der Fahrerkarte den Führerschein mit einscannen", sagt Raecke. So habe er immer den Überblick, wer sich an die regelmäßigen Prüfungen hält, und könne die relevanten Führerscheindaten direkt im Fuhrparkmanagementsystem ZA-ARC abgleichen. Ab einer bestimmten Anzahl von Fahrern sei die elektronische Führerscheinkontrolle eine immense Arbeitserleichterung. "Wenn ich 20 Fahrer hätte, würde ich das weiterhin problemlos per Sichtkontrolle machen - alleine an unserem Wolfsburger Standort beschäftigen wir aber rund 100 Fahrer", erklärt Raecke. Hinzu komme der Standort von Gübau Cargo in Ludwigsfelde mit 60 Fahrern, der ebenfalls auf das elektronische Prüfverfahren umgestellt habe. "In unseren kleineren Niederlassungen in Baden-Baden und Velbert mit einer jeweils einstelligen Anzahl von Fahrern wird dagegen von Hand kontrolliert", berichtet Raecke. Nun sind häufig nicht alle Fahrer am Hauptsitz stationiert. Daher arbeiten einige Anbieter mit Partnern, etwa Tankstellenketten, zusammen. LapID, Pionier der elektronischen Führerscheinkontrolle per RFID, zählt Shell sowie Dekra und VW-Händler zu seinen Kooperationspartnern. FleetID arbeitet mit einem Hologramm-Barcode, der auch an über 2500 Aral-Stationen eingescannt werden kann. Prüfung per App oder Browser Für eine völlig standortunabhängige Prüfung sollen derweil Apps sorgen. Eine dieser Lösungen ist beispielsweise Drivers- Check von Wollnik & Gandlau Systems. Die zur Kontrolle erforderlichen Daten und Sicherheitsmerkmale werden auf einer Plattform eingetragen. Sind die Fahrerdaten online registriert, erhält der Fuhrparkleiter für jeden Führerschein ein Prüfsiegel mit einem QR-Code. Dieser wird bei der Erstprüfung auf dem Führerschein angebracht und dem Fahrer zugeordnet. Der Fahrer kann nun jederzeit wenn eine Überprüfung erforderlich ist, den Code über die dazugehörige Smartphone-App einscannen. Bei EU-Karten-Führerscheinen funktioniert das System sogar siegellos; hier werden die bestehenden Sicherheitsmerkmale genutzt. Eine App für die eigenständige Kontrolle über das Fahrer-Smartphone bietet auch Lap ID an. Über die LapID Driver App werden nicht nur leicht erkennbare Muster wie beispielsweise die Führerscheinnummer erfasst, sondern auch die Hologramme eines Führerscheins auf Echtheit geprüft, betont der Anbieter. Eine weitere mobile Variante setzt derweil auf den Browser eines Smartphones. Avrios, Anbieter des gleichnamigen Fuhrparkmanagementsystems, bietet folgende Lösung an: Wenn eine Kontrolle fällig ist, erhält der jeweilige Fahrer automatisch eine SMS oder E-Mail mit dem Link zu einer Web-App. Er führt die Kontrolle im Browser durch, indem er ein Foto seines Führerscheins macht. Um zu verhindern, dass der Fahrer Bilder auf "Vorrat" macht, stellt das System sicher, dass nur das in jenem Moment geschossene Foto des Führerscheins übermittelt wird. Der Fuhrparkverantwortliche erhält daraufhin automatisch die Aufforderung, den Führerschein im Avrios-Onlineportal auf alle Sicherheitsmerkmale hin zu überprüfen. Noch recht neu ist das Produkt Easy Check von Kroschke Digital. Das App-basierte Verfahren des Hamburger Start-ups richtet sich vor allem an große und dezentrale Organisationen. Der besondere Vorteil von Easy Check liegt Unternehmensangaben zufolge in einem speziellen und besonders innovativen Druckverfahren, bei dem fälschungssichere, elektronische Labels gedruckt werden, die dann über das Smartphone-Display des zuständigen Mitarbeiters ausgelesen werden können. Personenbezogene Daten werden dabei nicht gespeichert. Der Fuhrparkmanager hat im Dashboard den Überblick über alle erfolgten und offenen Überprüfungen. Der auf Telematik- und Flottenmanagementlösungen spezialisierte Anbieter Navkonzept präsentiert zur IAA mit Nav-DLC eine RFID-Lösung für die Führerscheinkontrolle. Benötigt werden dafür ein NFC-fähiges Android-Smartphone und fälschungssichere RFID-Tags für die Führerscheine, die bei Navkonzept bezogen werden können. Für die Lösung eignen sich aber auch RFID-Tags anderer Anbieter. In jedem Fall enthalten sie eine anonyme Nummer, die dem Führerschein eindeutig zugeordnet werden kann. Die dazugehörige NavID-App ist kostenlos im Google Play Store erhältlich. Wäre ein App-basierte-Lösung nicht auch etwas für Gübau gewesen? Obwohl dies "zweifelsohne reizvoll" klinge, hat Fuhrparkleiter Raecke hat eine plausible Erklärung dafür, warum sich sein Unternehmen letztendlich für die Variante mit RFID-Aufklebern und stationärem Lesegerät entschieden hat: "Bei unseren Fahrern ist eine hundertprozentige Ausstattung mit Smartphones nicht gegeben. Die Fahrer kommunizieren unterwegs über die Telematik oder mit ihren eigenen, teils älteren Handys - Dienst-Smartphones sind also nicht im Einsatz." Mehr zum Thema im Dossier Fuhrparkmanagement www.verkehrsrundschau.de/dossiers Führerscheinkontrolle Keine klare RegelungDie Führerscheinkontrolle - oder korrekt gesprochen: die Kontrolle der Fahrerlaubnis - gehört zu den zentralen Pflichten eines Fuhrparkleiters. Die gesetzlichen Grundlagen zur Führerscheinkontrolle sind in Paragraf 21 Abs. 1 Nr. 2 StVG, Abs. 2 Nr. 1 und Nr. 3 StVG klar definiert: So macht sich strafbar, wer"als Halter eines Kraftfahrzeugs anordnet oder zulässt, dass jemand das Fahrzeug führt, der die dazu erforderliche Fahrerlaubnis nicht hat oder dem das Führen des Fahrzeugs nach Paragraf 44 des Strafgesetzbuchs oder nach Paragraf 25 dieses Gesetzes verboten ist". Wie der Fahrzeughalter im Rahmen der Fahrzeugüberlassung an seine Mitarbeiter die Kontrolle der Fahrerlaubnis zu organisieren hat, ist allerdings nirgendwo geregelt - übrigens auch nicht, in welchem Turnus die Führerscheinkontrolle zu erfolgen hat. Nach der Rechtsprechung ist es ausreichend, wenn der Fuhrparkleiter regelmäßig Stichproben durchführt. Viele Juristen empfehlen, die Führerscheinkontrolle mindestens zweimal jährlich durchzuführen. mh Anbieter (Auswahl) Avrios www.avrios.comBornemann www.bornemann.netDrivers Check www.drivers-check.deFleet ID www.fleet-id.deKroschke Digital www.kroschke.digitalLap ID www.lapid.deNavkonzept www.navkonzept.deWeinhöppel www.weinhoeppel.de

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Neue Auto-Strafen in Italien wegen verschärfter Straßenverkehrsordnung

Alle Schlagzeilen

Auf Nummer sicher

HASHTAG

#IT Transport

Doll + Leiber bringt CRM-Lösung aufs Smartphone

Wann sind Datenschutz- Abmahnungen erlaubt?

DB Cargo: myRailportal wird zentrales Kundensystem für Bahnleistungen

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Area HR Business Partner

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER