Kombiverkehr auf dem Weg zum digitalen Operateur

Wer intermodale Verkehre erfolgreich be-treiben will, muss mehrere Dinge unter einen Hut bringen: ein komplexes Netzwerk, steigende Kundenanforderungen und eine hohe Leistungsqualität zu marktfähigen Preisen. Mehr denn je kommt es auf Vertrauen und Planbarkeit an. Beeinträchtigungen hingegen, etwa durch Baustellen auf den Gleisen, gehen leider häufig zulasten von Qualität und Pünktlichkeit. Und angesichts der anstehenden umfangreichen Korridorsanierungen des deutschen Schienennetzes, die am 15. Juli 2024 gestartet sind und bis 2030 andauern sollen, wird es wohl auch in den kommenden Jahren zu Verspätungen kommen. Immerhin können sich Speditionen, ihre Disponenten und Fahrer jetzt auf Fahrplanabweichungen einstellen und so frühzeitig reagieren. Digitalisierung im Fokus "Transparenz in Echtzeit" und "voraussichtliche Abholzeit im Terminal": im Kundenportal "MeinKombiverkehr" sehen zum Beispiel Disponenten nun in Echtzeit, wo sich ihr Zug befindet und wann ihre Ladeeinheit am Zielterminal abholbereit sein wird. Keiner muss also nun mehr zum Telefon greifen oder seine E-Mails checken, um von einer Verspätung zu erfahren. Ein Blick auf die Plattform genügt und die Speditionsmitarbeiter sind umfassend informiert. Sprich: Im Falle von Störungen können sie frühzeitig die richtigen Entscheidungen treffen. Intermodale Transporte werden auf diese Weise noch planbarer. Mit einer klaren Strategie, hohen Investitionen und reichlich Manpower hat Kombiverkehr die Digitalisierung massiv vorangetrieben und sich dafür personell verstärkt. Inzwischen betreiben 22 IT-Spezialisten diese Systeme und entwickeln sie weiter. Treiber dahinter ist unser Anspruch, digitaler Operateur zu werden. Die Digitalisierung ist essenziell. Sie hilft, die Komplexität des Kombiverkehr-Netzes zu beherrschen und die steigenden Kundenanforderungen zu erfüllen. Zudem ermöglicht sie den Datenaustausch mit allen Beteiligten der intermodalen Transportkette. Entlastung von Routineaufgaben Außerdem entlasten die digitalen Tools unsere Mitarbeiter von Routineaufgaben. Beispiele dafür sind unter anderem das Arbeiten mit Robotic Process Automation-Lösungen (RPA). Diese setzt Kombiverkehr heute schon an vielen Stellen der IT-Landschaft ein, etwa bei der Leistungsabrechnung, bei der Eingangsrechnungen unterschiedlicher Leistungserbringer ausgelesen und vollautomatisiert in die unternehmensinternen Abrechnungssysteme übertragen werden können. Das gilt auch für Baustelleninformationen der Infrastrukturbetreiber, die ebenfalls über einen automatischen Prozess intern verarbeitet und unserem Transportüberwachungs-Team in ihren eigenen Monitoring-Tools sowie unseren Kunden in ihrer Auftragsübersicht angezeigt werden. Außerdem werden die CRM-Applikationen stetig ausgebaut, um den Kundenservice weiter zu verbessern. Nahtlose Customer Journey Digitalisierung sehen wir als Kombiverkehr als ganzheitlichen Prozess. Zwar stehen jede interne Maßnahme und jedes Projekt mit Kundenwirkung erst mal für sich. In Summe haben jedoch alle am Prozess Beteiligten dadurch Vorteile. Denn von der Informationsbeschaffung über die Buchung, das Aufliefern der Ladeeinheit am Terminal und den eigentlichen Schienentransport bis hin zur Rechnungsstellung: Die digitale "Customer Journey" wird immer nahtloser. Zum einen dank des Portals MeinKombiverkehr, zum anderen dank der KV4.0-Datendrehscheibe. Beide Tools machen die Organisation und Abwicklung von Intermodaltransporten noch effizienter. Webbasierte Portal-Lösung Mit dem Ausrollen von MeinKombiverkehr hat Kombiverkehr, so viel Eigenwerbung darf sein, neue Maßstäbe mit Blick auf Buchung, Abwicklung und Verfolgung von Intermodaltransporten gesetzt. Die Resonanz zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. So haben sich innerhalb von fünf Arbeitstagen über 1000 Nutzer dafür registriert. Heute hat Kombiverkehr über 2200 zufriedene Nutzer, die von den digitalen Prozessen profitieren. Disponenten finden auf MeinKombiverkehr alle für sie relevanten Informationen - von der Fahrplanauskunft über die Transportbuchung bis hin zu einer umfassenden Auftragsübersicht inklusive Statusmeldungen. Und die nächste digitale Verbesserung steht bereits an: Unter dem Projektnamen Easy Booking bereitet Kombiverkehr derzeit eine deutlich vereinfachte Bu-chung mit noch besserer Übersichtlichkeit vor. Kein Anwender muss sich dann mehr durch mehrere Seiten klicken, um eine Ladeeinheit für den Transport zu avisieren. Außerdem wird es dann für Kunden auch möglich sein, einen Stellplatz frühzeitig zu bu-chen, ohne dass sie schon die Nummer der Ladeeinheit oder das tatsächliche Ladungsgewicht kennen. Beides lässt sich bequem später eingeben, wenn klar ist, welcher konkrete Trailer oder Container auf die Schiene wechselt. Außerdem wird es über das Portal die Möglichkeit der Mehrfachbuchung für Ladeeinheiten mit identischen Kriterien geben; überdies werden notwendige Zolldokumente automatisiert eingelesen. Nach dem Abschicken der Buchung wird also für die meisten Aufträge keine manuelle Prüfung mehr durch das Agenturpersonal notwendig sein. Denn das Kapazitätsmanagement, das Kombiverkehr derzeit ebenfalls entwickelt, wird Buchungen dann selbstständig einer Zugabfahrt zuordnen können. Gleichzeitig erhalten Kombiverkehr-Kunden mit Abschluss ihrer Onlinebuchung umgehend ihren Transport direkt bestätigt sowie eine planbarere Kapazitätsverteilung. Neue Ära der Zusammenarbeit Das zweite große Beispiel für einen digitalen Leuchtturm von Kombiverkehr ist die neue KV4.0-Datendrehscheibe, mit der mittelständische Unternehmen in eine neue Ära der digitalen Zusammenarbeit im Kombinierten Verkehr starten. Einer unserer größten Kunden hat bereits erstmals Buchungsdaten darüber ausgetauscht. Die Besonderheit an der neuen KV4.0-Datendrehscheibe ist: Alle Beteiligten, sprich Spediteure, Operateure, Terminals sowie Eisenbahnverkehrsunternehmen und Netzbetreiber, nutzen einen gemeinsamen Daten-Hub, über den sie alle relevanten Daten rund um den Intermodaltransport teilen. Zuvor brauchte es jeweils eine Schnittstelle zu jedem der Akteure. Um die Daten reibungslos auszutauschen, haben sich alle Mitstreiter auf den einheitlichen Datenstandard EDIGES 4.1 geeinigt. Die Datendrehscheibe ist damit ein Meilenstein bei der Weiterentwicklung des Kombinierten Verkehrs in Europa und markiert den Beginn einer neuen Ära der Zusammenarbeit. Datenaustausch in Echtzeit KV4.0 lebt vom Mitmachen. Wer daran mitwirken möchte, muss nur einmalig eine Schnittstelle implementieren, und schon kann er die vielfältigen Vorteile nutzen. Dazu gehören unter anderem Tracking & Tracing mit Echtzeitdaten, ETA/ETP-Informationen, Zuglaufdaten, Statusmeldungen zu den Terminals und natürlich Fahrplaninformationen. Der Informationsaustausch in Echtzeit über die gesamte Transportkette hinweg macht den Intermodalverkehr transparent, effizient und verlässlich. Projekte wie diese verleihen dem Sektor eine höhere Schlagkraft und eine bessere Wahrnehmung. Aktuell sind bereits mehrere unserer Kommanditisten, KV-Operateure, Güterbahnen und das Kombi-Terminal Ludwigshafen (KTL) an die KV4.0-Datendrehscheibe angeschlossen. Um sie am Markt zu etablieren und zu vermarkten, braucht es entsprechende Strukturen. Hier kommt das Unternehmen DX Intermodal ins Spiel, das als Betreibergesellschaft fungiert. Digitale Abfertigung Nur konsequent ist es, dass im digitalen Zeitalter auch alle Abfertigungsprozesse im Terminal digital erfolgen. Kombiverkehr treibt papierlose Prozesse voran, reduziert damit den Ressourcenverbrauch sowie den CO2-Fußabdruck und erhöht gleichzeitig die Effizienz: Wurden im Vorfeld alle relevanten Informationen ausgetauscht, fällt bei der Einfahrt am Terminal nur noch die Eingangskontrolle an und der Fahrer kann zur gewünschten Kranbahn fahren, vorausgesetzt der Transport beinhaltet keine Gefahrengüter oder Abfälle. Nutzen die Lkw-Fahrer die App Conroo, erfolgt die Abfertigung sogar noch einen Tick schneller und - vom Eingangs-Check abgesehen - komplett kontaktlos: Ein vorab übermittelter Code ist die digitale Eintrittskarte ins Terminal. Mehrere Terminals in Deutschland bieten die moderne Abfertigung bereits an. Vergleichbare Lösungen plant Kombiverkehr zukünftig auch über die KV 4.0-Datendrehscheibe anzubieten. Die drei Beispiele machen deutlich, wie intensiv wir uns der Digitalisierung verschrieben haben, und welche Möglichkeiten sich damit allen an intermodalen Transportketten Beteiligten eröffnen. Abseits davon gibt es noch ein weiteres Projekt, in dem sich Kombiverkehr engagiert, um mithilfe digitaler Prozesse einen weiteren Effizienzsprung zu erzielen: KIBA. KIBA steht für "Künstliche Intelligenz und diskrete Beladeoptimierungsmodelle zur Auslastungssteigerung im KV". KI für die Beladeoptimierung Ziel des von sechs Projektpartnern im September 2022 angestoßenen KIBA-Projekts ist es, mithilfe von KI-Modellen die perfekte Position für jede Ladeeinheit auf der zur Verfügung stehenden Waggongarnitur zu finden, um dadurch die Auslastung der Züge zu optimieren. Im kontinentalen Verkehr gibt es unterschiedlichste Typen von Ladeeinheiten und Bahnwagen. Beides zusammenzuführen, ist mitunter ein anspruchsvolles Unterfangen - gilt es dabei doch, Ladegut, Abmessungen und Gewicht zu berücksichtigen. KIBA soll das optimale "Matching" von Ladeeinheit und Bahnwagen deutlich vereinfachen. Dadurch setzt Kombiverkehr nicht nur das eigene Equipment möglichst produktiv ein, sondern spart auch Zeit und Aufwand in der Disposition. Digitalisierungsziele Zug um Zug Die Ziele sind auch in Zukunft anspruchsvoll. Doch Kombiverkehr wird diese buchstäblich Zug um Zug erreichen. Damit leistet die Kombiverkehr KG einen überaus wichtigen Beitrag für eine klimafreundliche Logistik. Gerade Speditionsunternehmen, die heute ausschließlich über die Straße transportieren, bietet das Unternehmen neue Chancen, die Vorteile des intermodalen Verkehrs auch für ihr Unternehmen zu erschließen und auf Dauer wirtschaftlich davon zu profitieren. In der Digitalisierung sieht Kombiverkehr also einen Schlüssel, um auch kommende Herausforderungen zu meistern und die Rolle der Schiene dauerhaft zu stärken. Autor Heiko Krebs, Kombiverkehr Heiko Krebs, Geschäftsführer der Kombiverkehr KG in Frankfurt/Main Krebs ist 1966 geboren. Nach seiner Ausbildung zum Betriebseisenbahner studierte er von 1986 bis 1991 an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden. Sein Studium im Fachbereich Verkehrsingenieurwesen und Logistik schloss er als Diplom-Ingenieur ab. Seit 1991 ist Krebs bei der Kombiverkehr KG tätig, zunächst als Mitarbeiter im Terminalbetrieb, bis er 1996 die Leitung des Bereichs Produktion übertragen bekam. Prokura erhielt er im Jahr 2001. Während seiner Zeit bei Kombiverkehr übernahm er die Position als Geschäftsführer bei mehreren Tochterfirmen, etwa der Kombiverkehr Intermodal Services in Basel und der Rostock Trimodal. Seit April 2023 ist er Geschäftsführer der Kombiverkehr KG und verantwortet Produktion, Netzwerksteuerung, IT, Personal und Beteiligungen.

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