Anspruch und Wirklichkeit

Die Messe Transport Logistic ist eine prima Gelegenheit für Unternehmen aus dem Logistikumfeld, sich nach Tools umzusehen, die die Prozesskette aus dem analogen Zeitalter ins digitale überführen. Dass das Schlagwort Digitalisierung in der Transport- und Logistikbranche und ihren Zielgruppen Industrie und Handel in erster Linie mit Prozessoptimierung gleichgesetzt wird, ist denn auch eine der zentralen Erkenntnisse einer Umfrage, die die Digitalisierungsberatung SCC Center in Zusammenarbeit mit der VerkehrsRundschau und der Hochschule Heilbronn zur Messe durchgeführt hat. Digitalisierung = Prozessoptimierung 90,1 Prozent der Umfrageteilnehmer denken demnach an Prozessoptimierung, wenn sie den Begriff Digitalisierung hören (siehe Grafik rechts). Dass dafür Datenschätze gehoben werden müssen, meinen 59 Prozent der Teilnehmenden: Big-Data-Analyse landet bei den mit dem Oberbegriff Digitalisierung assoziierten Anwendungen auf Rang zwei, noch vor automatisierten Lagersystemen (42,3 Prozent) und Telematik (41 Prozent). Unzählige Anwendungen rund um Transport-Management, Telematik oder Lagerverwaltungssoftware - um nur einige zu nennen - tummeln sich auf dem Markt, von einer flächendeckenden Verbreitung kann allerdings noch lange keine Rede sein. Mit 31 Prozent nutzt nicht einmal jedes dritte Unternehmen, deren Vertreter an der Umfrage teilnahmen, Speditionssoftware oder Tourenplanungs-Tools. Zusammengenommen rund zehn Prozent planen die Anschaffung oder befassen sich mit einem entsprechenden Projekt. 24 Prozent nutzen Telematik, jeweils 8,5 Prozent planen aber die Anschaffung oder beschäftigen sich mit einem Projekt. Im Lager scheint der Digitalisierungsgrad höher ausgeprägt: Bei 39 Prozent der Unternehmen ist eine Lagerverwaltungssoftware (LVS) respektive ein Warehouse Management System (WMS) installiert, 8,5 Prozent planen die Einführung, während zehn Prozent angaben, an einem aktuellen LVS/WMS-Projekt zu arbeiten. Immerhin 27 Prozent lassen sich im Transport- und Lagerumfeld von Mobilgeräten unterstützen. Mobile Lösungen werden in näherer Zukunft wohl verstärkt Einzug halten: 14 Prozent hegen Pläne, elf Prozent befassen sich schon konkret in einem Projekt damit. Business Intelligence ist im Kommen 59 Prozent der teilnehmenden Unternehmen nutzen eine ERP-Software, sieben Prozent befassen sich mit der Einführung. 45 Prozent haben bereits ein Dokumentenmanagement eingeführt, 17 Prozent planen die Einführung und elf Prozent setzen aktuell Projekte um. Ein drängendes Thema ist Business Intelligence (BI): 28 Prozent analysieren bereits eigene Kennzahlen und Daten, um die besseren Entscheidungen zu treffen. 17 Prozent planen die Einführung von BI, elf Prozent befassen sich mit einem Projekt. So gut wie allen Teilnehmern ist die hohe Relevanz der Digitalisierung bewusst: Ganze 82 Prozent stimmten der Aussage zu, dass sie dem eigenen Unternehmen Wettbewerbsvorteile beschere, 13 Prozent immerhin teilweise. 73 Prozent sind bereit, in die Digitalisierung zu investieren - kein Einziger meint, dass man dies nicht brauche. Bei der Bewertung des Digitalisierungsgrads im eigenen Unternehmen kam jedoch heraus, dass über 40 Prozent ihr Unternehmen schwach oder eher schwach aufgestellt sehen (siehe Grafik links unten). Die Gründe dafür sind nicht überraschend: Zu den größten Herausforderungen bei der Digitalisierung wurden vor allem zu wenig qualifiziertes Personal und zu hohe Kosten genannt. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Software" www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Tools, die die Prozesskette ins digitale Zeitalter überführen, gibt es unzählige, von der flächendeckenden Nutzung sind Unternehmen im Logistikumfeld allerdings weit entfernt. Das schlägt sich auch im durchwachsenen Digitalisierungsgrad nieder, den eine Umfrage ermittelt hat. Systematik der Umfrage Das auf Digitalisierungsberatung speziell für Mittelständler ausgerichtete Supply Chain Competence Center (SCC Center) aus München hat in Zusammenarbeit mit der Hochschule Heilbronn und der VerkehrsRundschau im Umfeld der Messe Transport Logistic 2019 eine nicht repräsentative Umfrage zum Digitalisierungsstand der Branche durchgeführt. Vom 16. April bis 16. Juni 2019 haben per Onlineumfrage sowie während der Transport Logistic direkt am Messestand des SCC Center insgesamt 71 Personen teilgenommen. Deutlich mehr als die Hälfte davon sind der Logistik- und Speditionsbranche (32,4 Prozent) oder der Industrie (26,8 Prozent) zuzuordnen. 8,5 Prozent des Teilnehmerfeldes gaben an, in Handelsunternehmen zu arbeiten, 18,3 Prozent im Bereich IT & Technologie. Über zwei Drittel der in der Umfrage berücksichtigten Unternehmen beschäftigen weniger als 500 Mitarbeiter. mh

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