Berlin. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zieht eine positive Bilanz der Amazon-Aktionstage #ausgeliefert, welche die Gewerkschaft gemeinsam mit dem DGB sowie den Beschäftigten-Beratungsnetzwerken „Faire Mobilität“, „Faire Integration und „Arbeit und Leben“ vom 1. bis 4. September an mehr als 30 Standorten durchgeführt hat.
Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis zieht Bilanz: „Wir konnten rund 8.000 Fahrer in Transport und Zustellung erreichen und über ihre Rechte informieren.“ Zudem hätten mehrere hundert Beratungsgespräche stattgefunden. Das Bild, das sich daraus ergeben habe, sei jedoch erschreckend: „Betroffene berichteten von nicht gezahlten Gehältern, Repressalien, Überwachung, einem enormen Zeitdruck und menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen.“ Es wirke wie Hohn, wenn das Unternehmen behaupte, von seinen Lieferpartnern zu verlangen, ihren Fahrern eine „erstklassige Arbeitserfahrung“ zu bieten.
„Die große Zahl an Logistik-Partnern, die das Unternehmen in seinem Kerngeschäft einsetzt, verhindert große Belegschaften und in der Folge Betriebsratsgründungen und Tarifbindung“, so Kocsis weiter. Amazon gebe Tätigkeiten und die Verantwortung für die Arbeitsverhältnisse an Subunternehmer ab und verpasse diesen Knebelverträge. Es sei ein Skandal, wenn Paketzusteller in Vollzeit arbeiten und ihnen am Ende eines Monats nicht einmal 1.000 Euro Lohn übrigbleiben. „Wir fordern Amazon auf, die Beschäftigten, die beinahe rund um die Uhr Pakete für das Unternehmen befördern und ausliefern, direkt bei sich anzustellen.“
Die Politik sei gefordert, die Kontrollen in der gesamten Branche auszuweiten, um Verstöße gegen geltendes Recht, etwa beim Mindestlohn oder den Arbeitszeiten, konsequent zu ahnden. Zudem müssten die Sozialversicherungsträger bei allen Amazon-Flex-Fahrern Statusfeststellungsverfahren einleiten, um Scheinselbstständigkeiten aufzudecken und zu beenden. (ste)