Alles klar an der Rampe

Reden wir doch über das Wetter. Der von März bis Anfang November dauernde Sommer ist nun endgültig vorbei. Abgelöst hat ihn der Winter: Mit Regen, Eis, Schnee und Glätte. Gerade in der kalten Jahreszeit ist die Schnittstelle zwischen dem Lkw und der Rampe ein heikler Punkt. Die Fahrzeuge müssen trotz teils widriger Umstände sicher angedockt und schnell be- oder entladen werden. Gleichzeitig sollen die Energieverluste, die beim Auf- und Zumachen der Tore entstehen, minimiert werden. Während vor allem bei älteren Gebäuden und Lagern noch einfache Betonrampen, nicht überdachte Laderampen und abgesenkte Anfahrbereiche an eine ebenerdige Rampe vorherrschen, verfügen die meisten moderneren Hallen über Verladetore mit Ladebrücken. Vor allem bei den älteren Typen ist im Winter besondere Vorsicht angebracht, da die Rampen oft nur schwer von Schnee und Eis zu befreien sind. Außerdem fehlt oft die Zeit für das regelmäßige Streuen und Schneeschippen. Bei neueren Hallen können die Lkw in der Regel direkt an die Tore heranfahren. Im Winter kommt es aber auch dort beim Be- und Entladen zu massiver Zugluft und damit zu erheblichen Energieverlusten. Lässt die bauliche Situation keine Innenrampen zu, kommen in der Regel Vorsatzschleusen zum Einsatz. Sie werden vor allem bei temperaturempfindlichen Waren verwendet, können aber im Winter auch dazu beitragen, dass weniger Wärme aus der Halle entweicht. Die Auswahl ist riesig. Die Entscheidung für Planen, Kissen oder aufblasbare Torabdichtungen hängt oft von den baulichen Gegebenheiten und von der Nutzung ab. Aufblasbare Abdichtungen haben den Vorteil, dass sie sich den andockenden Lkw anpassen. Außerdem bieten sie meist die beste Abdichtung zwischen außen und innen. Ein weiterer Vorteil: Torabdichtungen lassen sich in der Regel schnell und ohne größere Probleme nachrüsten. Die letzten Zentimeter zwischen dem Gebäude und der Ladefläche schließen sogenannte Überladebrücken. Wo früher Klappkeil-Brücken dominierten, setzen die Hersteller heute auf intelligente Sicherheitstechnik. Die neue Überladebrücke "Evo X" der Firma Novoferm aus Werth beispielsweise soll so auch Unfälle an der Rampe verhindern. Der Vorschub wird mit einem Bedientaster so eingestellt, dass der Spalt zwischen Rampe und Ladefläche noch vor dem Öffnen des Laderaums überbrückt wird. Wird ein Lkw oder Auflieger durch das Einfahren von Gabelstaplern nach vorn geschoben, folgt der Vorschub automatisch und verhindert so das Abrutschen vom Fahrzeugheck. "IQ-Slide" nennt Novoferm diesen nach eigenen Angaben ersten intelligenten Vorschub. Intelligent werde das System aber erst mit der Software "Lion 4.0". Sie sammelt Informationen zum Status aller Tore und Brücken sowie zur Dauer und Frequenz ihrer Nutzung. Bei Abweichungen oder der ungewöhnlichen Nutzung von Toren und Brücken informiert das Tool den Betreiber. Auch die Wartung der Evo X findet nicht mehr in regelmäßigen Zyklen statt, sondern entsprechend der tatsächlichen Beanspruchung. Das soll nicht nur die Sicherheit erhöhen, sondern auch Kosten senken. Damit wird auch die Rampe im Zeitalter von Logistik 4.0 immer digitaler. Intelligent vernetzt mit der Produktion Auf dieses Trendthema setzt auch Efaflex. Der Hersteller von Schnelllauftoren für industrielle Anwendungen will auf der Baumesse in München im kommenden Jahr ebenfalls vernetzte Torsysteme vorstellen. Die Vernetzung werde immer wichtiger, da die Tore mehr und mehr in die Produktionsabläufe eingeplant werden, heißt es von dem Unternehmen. Um künftig die Planungen zu erleichtern, hat Efalex seit dem Sommer seine Systeme für die Plattform "BIMobject" geöffnet. Das Tool für das "Building Information Modeling" (BIM) erlaubt es Architekten, Ingenieuren und Planungsbüros, eine Immobilie am Rechner komplett in 3D zu entwerfen. Schwachpunkte sollen so schon vor Baubeginn erkannt und behoben sowie Baukosten reduziert werden können. Solche Planungstools werden in der Immobilienbranche immer mehr zum Standard. Und den Industrietoren kommt dabei eine bedeutende Rolle zu. Die permanent steigenden Energiekosten und die schärferen Anforderungen an die Umweltbilanz der Unternehmen sowie der Energieeinsparverordnung fordern eine bessere Wärmedämmung bei geschlossenen Toren und möglichst wenig Wärmeverlust, wenn der Lkw an der Rampe andockt. Denn die meiste Energie geht dann verloren, wenn die Tore geöffnet werden. Werkstatt mit weniger Öffnungszyklen Dazu ein Beispiel aus der Praxis: Anfang dieses Jahres stattete der Hersteller Hörmann das neu errichtete Werkstattgebäude eines Kohleheizkraftwerks der GKS Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt aus. "Die Werkstattbereiche sind im Winter beheizt und im Sommer klimatisiert. Deshalb kommt es auf eine hohe Öffnungsund Schließgeschwindigkeit an, denn die meiste Energie geht durch geöffnete Tore verloren", fasst Volker Müller, technischer Leiter der GKS Schweinfurt, die Anforderungen zusammen. So wolle man auch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle durch schlecht gedämmte und zu langsam schließende Tore vermeiden. Bei der Entscheidung spielte natürlich auch die Investitionssumme eine Rolle: "Die Investitionen in die Hallenabschlüsse sowie die laufenden Kosten müssen sich von vornherein in einem vernünftigen Rahmen bewegen", sagt Müller. Nicht immer sind bei solchen Anwendungen teure Schnelllauftore notwendig. "Der Einsatz von Schnelllauftoren wäre zu kostspielig und außerdem nicht notwendig gewesen", bestätigt Robert Erhard, Geschäftsführer des Hörmann-Partners Käfer Stahlhandel. Die nun verwendeten Rolltore hätten eine Öffnungsgeschwindigkeit, die die Energieverluste bereits ausreichend minimiere. Denn, wie so oft im Leben, gilt: Der Zweck heiligt die Mittel. Mehr zum Thema im Dossier Logistikimmobilien www.verkehrsrundschau.de/dossiers Tipps für die Planung eines Torsystems "Der Einsatzzweck entscheidet"Ob Sectional-, Roll-, Schnell- oder Schiebetor: Die Auswahl an Torsystemen ist riesig."In der Planungsphase sollte immer die spätere Nutzung der Torsysteme feststehen, um sie optimal auf die Anforderungen auslegen zu können", betont Michael Rahe, Produktmanager für Industrietore bei der Hörmann KG in Brockhagen. "Zum Beispiel verzeichnen Logistikunternehmen viele Öffnungszyklen, während kleinere Werkstätten das Tor nur selten für eine Durchfahrt ganz öffnen müssen", ergänzt der Experte. In diesen Fällen sollte eine integrierte Schlupftür den Durchgang ermöglichen, ohne das Tor öffnen zu müssen. Neben Öffnungsfrequenzen und Bedienkomfort seien auch Anforderungen an den Brandschutz bei der Planung zu berücksichtigen. Tore in der Außenfassade müssen über eine gute Wärmedämmung verfügen, damit im geschlossenen Zustand keine wertvolle Wärme verloren geht. In puncto Sicherheit müssen Tore beim Schließen automatisch stoppen, wenn sich Personen oder Gegenstände unter dem Tor befinden."Deshalb sollte bei der Torauswahl auf eine entsprechende CE-Kennzeichnung geachtet werden", rät Rahe. Ältere Tore müssten bei Bedarf nachgerüstet werden, um die erforderlichen Schutzniveaus zu erreichen. ah