Universal Transport hat in einem dreijährigen Projekt 25 Alstom-Loks von Deutschland in die USA gebracht. Der letzte Zug erreichte am 16. August per Schiff den Hafen von New Jersey. Die erste Lok wurde Anfang 2021 über den großen Teich geliefert. Die Planung und Vorbereitung startete schon über ein Jahr davor.
Die Schienenfahrzeuge des Typs ALP-45DP DualPower kommen aus dem Alstom-Werk im hessischen Kassel. Sie sind laut Universal Transport für den Linienverkehr im Großraum zwischen New Jersey und New York bestimmt.
Dabei mussten die Schwerlast-Experten des Unternehmens einige Herausforderungen stemmen: Die für die USA bestimmten Loks konnten nicht einfach über das deutsche Schienennetz zum Hamburger Hafen transportiert werden. Ihre Achslast war mit 32 Tonnen statt der hier zulässigen maximal 22,5 Tonnen zu schwer. Auch passten die Radprofile und technischen Parameter nicht zu den Schienen in Europa.
Also ging der Weg über die Straße. „Tatsächlich war aufgrund der maroden Infrastruktur in Deutschland nur eine einzige Streckenführung möglich – und auch hier war einiges erforderlich, um Hindernisse zu überwinden“, berichtet Holger Dechant, Geschäftsführer der Universal Transport Gruppe und Boardmember bei Gruber Logistics.
Kurz vor dem Ziel: Für die Brücke zu schwer, ab auf´s Schiff
Unter anderem musste ein Kreisverkehr bei Paderborn eine eigene asphaltierte Mittelspur erhalten. Außerdem war eine eigens für diesen Transport konzipierte Kesselbrücke mit insgesamt 14 Achslinien im Einsatz. Dieser Schienenauflieger kann auf bis zu zwei Zentimeter über der Fahrbahn abgesenkt werden, um die Durchfahrt unter niedrigen Brücken auf der Strecke zu ermöglichen. Die Transportfahrzeuge hatten eine Länge von 68 Metern und 230 Tonnen Gesamtgewicht.
Für die erste Etappe von Kassel nach Hamburg, insgesamt 360 Kilometer, benötigten die 90 Tonnen schweren Lokkästen jeweils vier Nächte. Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens mussten die Experten die Strecke anhand der Verkehrsgegebenheiten hin und wieder anpassen. Für Steigungen und Gefälle kam dabei eine zusätzliche zweite Sattelzugmaschine zum Einsatz. Diese konnte von hinten schieben und abbremsen.
Kurz vor dem Ziel, auf den letzten Kilometern durch die Hansestadt mussten die Loks noch einen zusätzlichen Umweg nehmen. Denn eine Brücke, die direkt zum Abfahrtsterminal geführt hätte, konnte der Schwerlastkonvoi aufgrund seines Gesamtgewichts von 230 Tonnen nicht überfahren.
Die Loks wurden daher auf einem anderen Terminal mit einem Schwimmkran vom Lkw gehoben und rund sechs Kilometer über die Elbe an das eigentliche Abfahrtsterminal gebracht. Dort erhielten sie ihre Drehgestelle und wurden dann auf ein RoRo-Schiff verladen. Dieses brachte sie bis nach New Jersey.
„Obwohl wir immer wieder mit außergewöhnlicher Fracht zu tun haben, war dies auch für uns ein besonderes Projekt“, so Dechant. Aufgrund der langen Laufzeit habe man die Planungen immer wieder überprüfen und aktualisieren müssen.