Wie die neue Studie „Ausfallraten in der deutschen Wirtschaft“ der Creditreform Rating zeigt, waren die Ausfallraten des deutschen Unternehmenssektors in den vergangenen beiden Jahren so niedrig wie noch nie. Der diesjährige Tiefstand mit 1,06 Prozentpunkten unterbietet den von 2021 (1,08 Prozent) erneut.
Trotzdem warnt die Rating-Agentur vor einer Trendwende, die sich bis Mitte 2023 durchsetzen könnte: Demnach könnten viele deutsche Firmen spätestens dann nicht mehr fähig sein, ihre Kredite zu bezahlen; Insolvenzen drohen vor allem bei kleinen und mittelständischen Unternehmen. Der von Creditreform prognostizierte Wert liegt bei 1,45 Prozent. Das wäre der höchste Wert seit sechs Jahren.
Aspekte für diese Prognose sind unterschiedliche Faktoren und Ereignisse wie der Krieg in der Ukraine, die Abhängigkeit von russischen Energieimporten, die weithin beeinträchtigten globalen Lieferketten sowie aktuell die Einschränkungen der Binnenschifffahrt aufgrund der anhaltenden Trockenphasen.
Höchste Ausfallrate in Verkehr- und Logistiksektor
Mit 2,19 Prozentpunkten im letzten Jahr ist die Verkehr- und Logistikbranche bereits jetzt schon der Vorreiter, wenn es um Ausfallraten geht. Danach folgen das Baugewerbe sowie der Sektor Chemie. Alle anderen Branchen entwickelten sich positiv; sie haben der Studie zufolge vor allem von pandemie-bedingten Förderpgrammen profitiert.
In der aktuellen Default Study von Creditreform ist der Verkehr- und Logistiksektor in folgende Bereiche unterteilt beziehungsweise zusammengefasst:
- Landverkehr
- Schifffahrt
- Luftfahrt
- Lagerei
- Post-/Kurierdienste
Speziell bei der Güterbeförderung im Straßenverkehr oder bei Umzugstransporten pendeln sich die Ausfallraten im ersten Halbjahr 2022 auf 2,40 Prozent ein, nachdem diese im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 (2,36) auf 2,28 Prozent fielen.
Ausblick
Benjamin Mohr, Head of Public Finance and Economic Research der Creditreform Rating, gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate: „Durch die aktuelle Gemengelage aus geopolitischen, wirtschaftlichen und pandemiebedingten Faktoren hat die Unsicherheit bezüglich der zukünftigen Ausfallrate deutscher Unternehmen wieder spürbar zugenommen. Dennoch gehen wir davon aus, dass die staatlichen Stützungsmaßnahmen ihre stabilisierende Wirkung abermals nicht verfehlen und zumindest einen massiven Anstieg bei Insolvenzen verhindern."