München/Wiesbaden. In Deutschland muss weiter mit starken Preiserhöhungen gerechnet werden. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag, 26. November, mitteilte, sind die Preise für Importgüter im Oktober so stark gestiegen wie seit 41 Jahren nicht mehr. Laut Ifo-Institut wollen jetzt „so viel Firmen in Deutschland ihre Preise erhöhen wie nie zuvor“. Das Institut hob deshalb seine Inflationsprognose für 2022 an.
Die Münchner Konjunkturforscher befragen monatlich rund 7000 Unternehmen nach ihren Plänen für ihre Verkaufspreise. Per Saldo stieg der Index der Preiserwartungen im November auf 45 Punkte. Das bedeute „einen neuen Rekordwert seit dem Beginn der Umfragen“ nach der deutschen Wiedervereinigung 1991. „Das bleibt natürlich nicht ohne Folgen für die Verbraucherpreise“, sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser, am Freitag.
Erdöl war im Oktober doppelt so teuer wie vor einem Jahr
„Bis Ende dieses Jahres dürfte die Inflationsrate bis auf knapp 5 Prozent steigen und auch im kommenden Jahr zunächst spürbar über 3 Prozent liegen“, sagte Wollmershäuser. „Im Schnitt erwarten wir nun eine Inflationsrate von 3 Prozent in diesem Jahr und zweieinhalb bis 3 Prozent im Jahr 2022.“ Im September hatte das Ifo-Institut für 2022 noch mit einer Inflationsrate von 2 bis 2,5 Prozent gerechnet. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechneten in ihrer Gemeinschaftsprognose im Oktober mit 2,5 Prozent.
„Ursache für den Anstieg der Preiserwartungen sind kräftige Preisschübe bei Vorprodukten und Rohstoffen, die Hersteller und Händler nun an ihre Kunden weitergeben wollen“, erklärten die Wirtschaftsforscher. Die Preise von Importgütern stiegen im Oktober im Vergleich zum Vorjahr um 21,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist die höchste Rate seit Anfang 1980 während der zweiten Ölkrise. Zum Vormonat stiegen die Preise um 3,8 Prozent. Erdgas war im Oktober fast dreimal, Erdöl doppelt so teuer wie vor einem Jahr. Sollten sich die Lieferengpässe fortsetzen, könnten auch die Preisanstiege bei Vorprodukten und Rohstoffen weitergehen, erklärten die Ifo-Forscher. (dpa)