Hamburg. In einer eilig einberufenen Pressekonferenz nahmen die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), sowie Philip Sweens, Geschäftsführer der HHLA International, Stellung zu dem russischen Angriff auf die Ukraine und die unmittelbaren Folgen für das von der HHLA betriebene Terminal im Hafen Odessa.
Nach einer klaren Verurteilung des Angriffs von Russland auf die Ukraine, der die Sicherheitsarchitektur in Europa nachhaltig gefährde, kam Angelika Titzrat schnell auf die Situation in der Hafenstadt Odessa zu sprechen, wo die HHLA in Konzession das dortige Terminal betreibt. „Der 300 km von der ukrainischen Hauptstadt Kiew entfernte Hafen Odessa ist mit Erklärung des Kriegsrechts in der Ukraine vorläufig geschlossen worden“, teilte sie mit. Von den insgesamt 480 Mitarbeitern seien nur noch acht Mitarbeiter vor Ort, um das Terminal zivil zu sichern. Die einzigen beiden ausländischen Mitarbeiter hatten die Ukraine bereits vor zwei Wochen verlassen. Noch in der Nacht habe man zwei Feeder-Schiffe abgefertigt, die eine Linie über die Türkei nach Russland bedienen und den Hafen in den Morgenstunden verlassen haben, ergänzte Philip Sweens. Angesichts der aktuellen Lage geht Sweens aber davon aus, dass die beiden Schiffe die Linie in der Türkei beenden werden. Man beobachte zudem, dass die Handelsflotten verstärkt das Schwarze Meer verlassen würden.
„Risikobereitschaft gehören zum Unternehmertum und stärken die Demokratie“
Zu den wirtschaftlichen Folgen für die HHLA als Betreiber des Terminals in Odessa sagte Angelika Titzrath, dass der Hafen üblicherweise 300.000 TEU (Standardcontainereinheiten) im Jahr umschlage. So wichtig Odessa als Ver- und Entsorger in der Region auch sei, so sei durch das Kriegsgeschehen die HHLA nicht substantiell bedroht. Seit 2014 sei der Handel der deutschen Seehäfen mit Russland um ein Viertel (-8,5 Prozent) geschrumpft. Hier rechnet die HHLA Vorstandsvorsitzende mit weiteren, massiven Rückgängen. Es sei aber noch zu früh, um verlässliche Prognosen oder Einschätzungen abgeben zu können, so Titzrath, man sehe sich mit einer dynamischen Lage konfrontiert. Die Investitionen der HHLA in das Terminal Odessa von rund 170 Millionen Dollar habe man seinerzeit u.a. über Bundesgarantien abgesichert. „Risikobereitschaft gehören zum Unternehmertum und stärken die Demokratie“, rechtfertigte Titzrath die Investitionen, außerdem habe man mit einem derart drastischen Krisenszenario nicht gerechnet.
Daher trafen weder Sweens noch Titzrath konkrete Aussagen zur Entwicklung der Transportketten, vor allem auch zur Neuen Seidenstraße. Alle Zug-Traktionen der ukrainischen Eisenbahn im Auftrag der HHLA seien ebenfalls gestoppt und die Schienenwege in der Ukraine seien für Transporte gesperrt. Ob und wie zukünftig Transporte durch Russland oder die Ukraine durchgeführt werden können, sei momentan nicht abzusehen, so Titzrath. Eine Steigerung der Transportkosten sei allenfalls durch eine Verlängerung der Transportwege zu erwarten, aber nicht durch Verknappung, da sei man als krisengeprüfter Logistiker der Herausforderung gewachsen. (hey)