München. Mittelständler müssen sich darauf einstellen, dass sie 2012 schwerer an Bankkredite kommen als in den vergangenen Jahren. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag rechnet damit, dass weniger Kredite vergeben werden. DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, aktuell gebe es zwar keine Kreditklemme, aber er warnte vor Risiken. Zum einen werde es für Banken selbst nicht leicht sein, „frische Mittel zu bekommen und das Eigenkapital zu erhöhen“. Zum anderen könnten sich die Probleme im europäischen Ausland auf die deutschen Exporte auswirken.
Der Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW, Norbert Irsch, sieht vor allem die Finanzierung innovativer Unternehmen und riskanterer Projekte von größeren Firmen in Gefahr. Eine Kreditklemme sei aber nur in dem unwahrscheinlichen Fall denkbar, dass es etwa gleichzeitig zu einer ungeordneten Insolvenz Griechenlands käme und die Banken die Kreditvergabe im Zuge ihrer schärferen Regulierung einschränkten. „Die im Schnitt gesunde Finanzierungsstruktur und stabile Ertragskraft der mittelständischen Unternehmen geben aber Anlass zu der Hoffnung, dass diese die künftigen Herausforderungen meistern können“, sagte Irsch in Frankfurt bei der Vorstellung des „KfW-Mittelstandspanel 2011".
Trotz der zunehmenden Schuldenkrise kamen deutsche Unternehmen zuletzt sogar wieder leichter an Kredite. Im November klagten nur noch 22,4 Prozent der Firmen über einen schlechten Zugang zu Darlehen, teilte das Ifo-Institut in München mit. Laut seiner Umfrage unter 4.000 Betrieben zeigten sich vor allem kleinere und mittelgroße Unternehmen zufrieden. Im Oktober waren es noch 23,1 Prozent. „Die Stresssituation bei einigen Banken hat derzeit keine gravierenden Auswirkungen auf die Kreditversorgung der Unternehmen in Deutschland“, sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. „Noch immer profitiert der deutsche Kapitalmarkt davon, dass die Anleger in der Krise den sicheren Hafen suchen.“ (ag)