Der Bundesverband Der Mittelstand (BVMW) hat sich gegen die Pläne von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) für eine Reückkehr zur Homeoffice-Angebotspflicht ausgesprochen. Nachdem die bisherige Homeoffice-Pflicht im März ausgelaufen war, will das Bundesarbeitsministerium die Arbeitgeber erneut verpflichten, die Möglichkeit einzuräumen, zum Schutz vor Corona-Infektionen zu Hause zu arbeiten.
„Mittelständische Unternehmen bieten ihren Beschäftigten schon heute überall da Homeoffice und mobiles Arbeiten an, wo es die betrieblichen Abläufe zulassen und die Rahmenbedingungen, wie Rechtssicherheit und digitale Infrastruktur, vorhanden sind“, erklärte der BVMW-Vorsitzende Markus Jerger. Homeoffice müsse auf der Grundlage der „doppelten Freiwilligkeit zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beruhen“, betonte Jerger. Die Pläne von Bundesminister Heil stellten „in einer der schwierigsten wirtschaftlichen Situationen der deutschen Nachkriegsgeschichte eine weitere völlig überflüssige Einschränkung betrieblicher Freiheitsräume dar“.
Die geplante Homeoffice-Angebots-Pflicht zeige laut Jerger „ein grundsätzliches Misstrauen der Politik gegenüber den Unternehmen und unterstellt im Grunde indirekt, dass diese sich nicht um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortungsvoll kümmern – was ein ungeheuerlicher Vorwurf ist“.
Homeoffice ist längst Alltag
Es bestehe kein Zweifel daran, dass „Arbeiten im Homeoffice Teil des Arbeitsalltags von vielen Beschäftigten während der Corona-Pandemie geworden ist und darüber hinaus als fester Bestandteil in der modernen Arbeitswelt bleiben wird", ergänzte Hagen Wolfstetter, Vorsitzender der BVMW-Kommission Arbeit und Soziales. Die Vorteile des mobilen Arbeitens seien „offenkundig, diese wirken aber auch ohne gesetzliche Regelung“, so der Arbeitsrecht-Experte.
Gleichzeitig dürften die negativen Aspekte des Arbeitens in den eigenen vier Wänden nicht unterschätzt werden. „Produktivität, Motivation und Innovationskraft von Mitarbeitenden sind im Homeoffice auf lange Sicht nicht auf dem gleichen Niveau zu halten, wie im Büro, umgeben von Kolleginnen und Kollegen und Führungskräften, mit denen man im ständigen Austausch steht“, so Wolfstetter. „Und die ungeklärte Frage nach dem Datenschutz und der Datensicherheit im Homeoffice sowie Unklarheiten in der rechtlichen Definition zwischen mobilem Arbeiten und Telearbeit zeigen schon jetzt eindringlich, dass eine Homeoffice-Pflicht völlig an der Realität vorbei gedacht wurde.“ (tb)