Volvo FH 500 I-Save: Frisch geglättet

Die jüngsten Veränderungen in Sachen Aerodynamik am FH optisch zu erkennen, dürfte selbst Volvo-Enthusiasten schwerfallen. Wichtiger als das ist sowieso der Effekt und der soll sich laut Volvo Trucks spürbar bemerkbar machen. Bis zu 1,2 Prozent weniger Verbrauch sollen durch den verbesserten Cw-Wert drin sein. Verschiedene Aero-Maßnahmen Dafür verlängerte Volvo die Türverkleidungen einige Zentimeter nach unten. Länger sind nun auch die vorderen Kotflügelverkleidungen, wodurch sie näher an die Reifen rücken, um Luftverwirbelungen zu minimieren. Gleiches Ziel verfolgt die ebenfalls verlängerte, flexible Gummilippe unten an den Rahmenabdeckungen. Nicht ungeschoren davon kamen auch die Spiegelgehäuse, die rundere Radien bekamen, die dem Fahrtwind weniger Angriffsfläche bieten. Kommen wir zur Front, bei der die Spaltmaße der Scheinwerfer ab sofort mit Silikon geglättet werden. Wenn auch zumindest beim Testfahrzeug nicht unbedingt mit hoher Sorgfalt, weil mit teilweise unsauber gezogenen Linien - hier geloben die Schweden aber Besserung. Wie weit die Ingenieure ins Detail gingen, zeigt der Blick hinter die beiden Klappstufen des Frontaufstiegs. Die stoßen im eingeklappten Zustand jetzt auf eine Moosgummi-Unterlage, wodurch sie enger anliegen. So brandaktuell wie die jüngsten Maßnahmen an Blech und Kunststoff ist die technische Seite des Testfahrzeugs nicht: Wer seinen neuen FH heute bestellt, erhält nämlich schon das aufgewertete Modell, das unter anderem mit neuem Turbolader und Verbesserungen am I-Shift-Getriebe und am I-Save-Paket den Verbrauch noch mal weiter nach unten korrigieren soll. I-Save beinhaltet vorrangig die Turbocompound-Technik, bei der eine dem Turbolader nachgeschaltete Zusatzturbine die Energie der immer noch heißen Abgase in Bewegungsenergie umwandelt und direkt auf die Kurbelwelle überträgt. Das hat 300 Newtonmeter mehr Drehmoment zur Folge, die der D13-Sechszylinder ab 900 Touren an die Antriebsräder schickt. Mit niedrigen Drehzahlen bergauf Dieses Leistungsplus setzt der 500er-FH vorrangig in Gelassenheit um. Ungeachtet der vollen Ausladung unseres Fliegl-Testaufliegers, hat die gewohnt schnell schaltende I-Shift-Box an Bergen meist Pause. Denn selbst an ernst zu nehmenden Steigungen geht es im höchsten Gang bei 900 Touren lässig bergan. Die steigungsbedingten Schaltungen auf der Testrunde lassen sich so an einer Hand abzählen, trotz der lang gewählten 2,31er-Hinterachsübersetzung. Und selbst wenn I-Shift am Berg doch mal ranmuss, steigt die Drehzahl niemals über 1200 Touren. Zum trägen Wikinger mutiert der Volvo durch die konsequent niedrigen Drehzahlen nicht. Im Gegenteil: Die Messberge überwindet er überdurchschnittlich zügig, was sich am Ende in einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit von 80,75 km/h auf der Gesamtrunde widerspiegelt. Auch der Spritkonsum kann sich sehen lassen. Auf der VR-Testrunde wandelt der FH 500 I-Save 24,65 l/100 km in Vortrieb um, womit er sich knapp an die Spitze unseres Rankings schiebt. Dabei müssen wir aber klarstellen: Beim reinen Dieselverbrauch fährt der Volvo nicht ganz vorne mit. Mit eingerechnet wird beim VR-Test aber immer auch der AdBlue-Konsum und der fällt dank der gekühlten Abgasrückführung des bereits nach Euro 6e eingestuften Motors überdurchschnittlich niedrig aus (vier Prozent, bezogen auf den Dieselkonsum). Dem Transportunternehmer wird es recht sein, besonders vor dem Hintergrund der aktuellen AdBlue-Preise. Technische Daten Motor Sechszylinder-Reihenmotor (Volvo Group D13 K 500 Turbo-TC), Common-Rail, Turbolader mit Wastegate, Turbocompound, Euro 6e mit SCR-Kat, gekühlter AGR, DPF; Hubraum: 12.800 cm3, Leistung: 500 PS (367 kW) bei 1250–1600/min, max. Drehmom.: 2800 Nm bei 900–1300/min Kraftübertragung Automatisiertes Schaltgetriebe „Volvo I-Shift AT2812F“, umsynchronisiertes Dreigang-Grundgetriebe, Range- u. Splitgruppe, 12 Vorwärtsgänge, 4 Rückwärtsgänge, Hinterachsübersetzung: i = 2,31; automatisierte, pneumatisch betätigte Einscheiben-Trockenkupplung, 430 mm Durchmesser Fahrwerk HA: 12,0-t-Antriebsachse (Volvo Group RSS1244B); Vierbalg-Luftfederung mit Stabi; VA: 7,1-t-Lenkachse, Einblatt-Parabelfederung, gewichts-optimierter Stabi, mittelsteif Bremsen Zweikreis-Druckluftbremsanlage, Scheibenbremsen, Motorbremse: Volvo-Engine-Brake (VEB+): 380 kW bei 2300/min, Option: Retarder (nicht im Testfahrzeug verbaut) Maße & Gewichte Radstand: 3700 mm; L x B x H: 5890 x 2495 x 3933 mm; Leergewicht: 7250 kg (ohne Fahrer), inklusive 400 l Diesel; 60 l AdBlue Verbräuche (inkl. AdBlue-Anteil) und Geschwindigkeiten: 342,8-km-Teststrecke l/100 km/h Autobahn medium (40 t)A 9 Allershausen – A 93 Regensburg 23,31 85,85 Autobahn hügelig (40 t)A 3 Regensburg – Nürnberg 26,37 84,61 Autobahn Rolletappe (40 t)A 9 Nürnberg – Langenbruck 25,07 84,53 Landstraße (40 t)Langenbruck – Dasing 23,22 62,67 Autobahn leicht (40 t)A 8 Dasing – A 99 AS M-Ludwigsfeld 24,43 85,32 Durchschnitt 24,65 80,75 BergwertungAutobahn (Kindinger Berg, A 9)Zeit: 3,33 min, Vmin 71 km/h, Gang: 11 bei 1100/min Bewertung Volvo FH 500 I-Save GL XL Motor/Antrieb (max. 140) 133 Getriebe/Kupplung (max. 140) 128 Bremsen (max. 120) 100 Lenkung (max. 40) 35 Pedale (max. 20) 16 Fahrverhalten (max. 60) 50 Sicht (max. 50) 42 Klima/Lüftung (max. 50) 40 Sitze (max. 40) 33 Armaturen/Instrumente (max. 50) 42 Scheibenwischer (max. 30) 24 Fahrerhaus (max. 240) 201 Gesamtwertung (max. 980): 844 Testurteil + trotz Drehmomentreduzierung im Eco-Modus gute Fahrleistungen, niedriger Verbrauch, hoher Komfort, niedrige Geräuschkulisse, wertiges und sehr gut verarbeitetes Kabinenambiente - Position des I-Shift-Wählhebels am Fahrersitz nicht optimal, dadurch ist unter anderem die Kühlbox während der Fahrt schlecht zu erreichen, ver-gleichsweise eng geschnittene Großraumkabine Fazit Eine Leistungsklasse überspringen Der Volvo FH mit 500 PS bietet dank der optionalen Turbocompound-Turbine das klassenhöchste Drehmoment, das sogar über dem stärkeren 540er liegt. Das sorgt auch mit 40 Tonnen für hohe Souveränität und auch der Kraftstoffkonsum hält sich in angenehmen Grenzen. jan.burgdorf@springernature.com Mehr zum Thema finden Sie unter #VolvoGroup www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Mit dem bereits vom Hersteller angekündigten Motorenupdate wird es auch in Sachen I-Save Neues geben. War das Sparpaket bislang den Leistungseinstellungen mit 460 und 500 PS vorbehalten, ist es nun auch für die schwächste Version des D13-Sechszylinders mit 420 PS bestellbar. Test mit Referenz-Lkw Der redaktionseigene Mercedes-Benz Actros 1845 mit beladenem Curtainsider von Schmitz Cargobull sorgt für vergleichbare Testergebnisse. Dafür wurde die VR-Testrunde unter guten Wetterbedingungen abgefahren. Liegen die Verbrauchswerte des Referenz-Lkw am Testtag über oder unter diesem Wert, ist klar, dass das Testfahrzeug schlechtere oder bessere Bedingungen hatte, was sich entsprechend zurückrechnen lässt.

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